Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar
Giebelseite entlang.
Der Motor dröhnte lauter. Wie die Flügel einer überdimensionalen Hornisse sirrten die Rotorblätter. Ich erreichte die Ecke der Giebelseite. Offen lag das Gelände vor mir.
Follets Helikopter war in einem freistehenden Schuppen untergebracht gewesen, dessen Doppelflügeltür weit offenstand und in dem Licht brannte. Die Heroin-Gangster hatten die Maschine mit Hilfe des Rovers aus dem Schuppen gezogen. Sie hatten das Gold umgepackt, den Rotor angeworfen und waren gestartet. Der Start mußte in derselben Sekunde erfolgt sein, in der Bruce Brophy auf der Bildfläche erschienen war; und auch ein stumpfer Bursche wie Brophy mußte erkennen, daß er abgehängt worden war.
Ich wurde Augenzeuge der Ereignisse. Brophy stand nahezu genau unter dem abgehobenen Hubschrauber. Er riß die Maschinenpistole senkrecht hoch. Die Mündungsflämmchen zuckten. Das harte Husten der MP durchschlug das Brausen des Helikopters.
Plötzlich stotterte der Motor, fing sich, stotterte wieder.
Ich erreichte Brophy. Er wandte mir den Rücken zu. Ich machte nicht viel Federlesens mit ihm. Ich riß ihn an der Schulter herum und holte ihn mit einem krachenden rechten Haken von den Füßen. Die Maschinenpistole entfiel seinen Händen. Steif wie ein Pfahl stürzte er nach hinten.
Der Motor des Hubschraubers verschied endgültig. Dreißig Fuß Höhe mochte die Maschine erreicht haben. Für Sekunden schienen die noch drehenden Rotorblätter den Apparat in der Luft zu halten. Dann schmierte der Helikopter schräg nach unten ab.
Krachend landete die Maschine auf dem Boden. Plastikteile, Metallfetzen und Glassplitter wirbelten durch die Luft.
Ich warf mich zu Boden und verschränkte die Arme schützend über dem Kopf.
Zwei, drei Sekunden später blickte ich zur Unfallstelle. Gelblichblaue Flämmchen züngelten in dem Wrack empor.
Mit einem Satz war ich wieder auf den Beinen. So schnell es ging, hastete ich zum Helikopter.
Ein Blick in den zerschmetterten Innenraum sagte mir alles! Bernard Follets Kopf lag unnatürlich verdreht auf seiner Schulter. Seine Augen starrten blicklos in den Himmel. Der Gangsterboß hatte sich das Genick gebrochen.
Da riß mich das leise Stöhnen Barbara Lentins aus meiner Erstarrung, Das Girl lebte noch. Und jeden Augenblick konnte der Hubschrauber explodieren.
So schnell, aber auch so vorsichtig es ging, nahm ich sie auf meine Arme und trug sie zum Jaguar.
Phil hatte währenddessen den bewußtlosen Brophy hinter der Schuppenwand in Deckung gebracht.
Ich legte Barbara auf den Beifahrersitz, startete den Motor und raste mit dem Wagen ums Haus.
Genau in dem Augenblick, als ich die schützende Deckung des Farmgebäudes erreicht hatte, explodierte hinter uns mit mächtigem Krachen der Helikopter.
Ich hielt den Wagen an und wandte den Kopf zu Barbara. Alle Hilfe kam für sie zu spät. Sie starb in meinem Jaguar. Im gleichen Augenblick, als die Wrackteile des Helikopters sirrend durch die Luft zischten.
***
Mit einer Handbewegung bot unser Chef, Mr. High, Phil und mir Sessel vor der großen, erleuchteten Glaskarte New Yorks an. Er selbst blieb hinter seinem Schreibtisch.
»Die Zeitungen nennen Bernard Follet heute den ›Gangster, der sich selbst verriet‹.«
»Diese Beurteilung ist oberflächlich«, antwortete ich. »Follet ist der typische Gehirn-Verbrecher. Er tüftelte die Verbrechen aus, aber er benötigte Leute, die sie für ihn begingen. Er zog seinen Rauschgiftring auf, blieb aber selbst ständig im Dunkel. Er tarnte sich als harmloser Ranchbesitzer und Vogelliebhaber. Seine angeblichen Bemühungen um Tonbandaufnahmen von Vogelgezwitscher dienten der Kontrolle seiner Leute. Wenn irgendwo eine Aktion Gravdales und der anderen Gangster stattfand, baute Follet seine Spezialmikrofone und Tonbandgeräte auf. Da er selbst Ort und Zeit der Aktion bestimmte, ergaben sich dabei für ihn keine Schwierigkeiten. Außerdem kontrollierte er die Bande durch zwei Leute; Cossak und Barbara Lentin. Cossak gehörte offiziell zwar zur Gang, aber weder Gravdale noch Remac wußten, daß zwischen dem dicken Geschäftsführer und dem geheimnisvollen Boß ein direkter Kontakt bestand.«
Ich griff nach einer Zigarette, bevor ich über Barbara Lentin weitersprach: »Sie war die einzige, die den Boß kannte. Barbara Lentin war Follets Nichte. Sie wuchs bei ihm auf. Er verstand es, sie in seine verbrecherischen Machenschaften hineinzuziehen.«
»Es boten sich ihr zahlreiche Möglichkeiten, auszusteigen«, warf
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