Jerry Cotton - 0527 - Der Killer mit dem Dekollete
schloß. »Irgend etwas besonderes?«
»Ich fürchte, Stephen hat in unseren Unterlagen geblättert.«
Phil pfiff leise durch die Zähne. »Punkt 14 — Absatz B der Dienstvorschrift: Kein Beamter ist berechtigt, sich Informationen über Tätigkeit, Untersuchungsergebnisse, ect. aus der Arbeit anderer Beamter ohne Erlaubnis der Vorgesetzten zu beschaffen.«
Ich winkte ab. »Schweigen wir über Stephens Vorgehen. Er kann mit dem Namen DeFlora nicht mehr anfangen als wir. Hast du etwas über den Club in Erfahrung gebracht?«
»Ein viertklassiges Unternehmen. Der Besitzer heißt…«
***
Als die Türklingel schrillte, arbeitete Olga Molloy im Schlafzimmer. Sie band die Schürze ab und ging zur Tür. Im selben Augenblick, in dem sie die Hand auf die Klinke legte, läutete die Klingel zum zweitenmal. Sie öffnete. Vor der Tür stand ein großer Mann mit einem hellhäutigen sommersprossigen Gesicht. Er nahm den Hut ab. Er hatte weißblondes krauses Haar. »Mrs. Molloy?« fragte er höflich.
Olga hob lächelnd beide Hände. »Ich kaufe nichts ohne meinen Mann.«
Der Weißblonde lachte. »Sie halten mich für einen Vertreter? Ich bin ein Kollege Ihres Mannes. Harold schickt mich, um Ihnen zu sagen, daß…«
Er wurde plötzlich sehr ernst. Olga erschrak.
»Sprechen Sie doch weiter!« rief sie. Unwillkürlich ließ sie die Klinke los.
Der Mann handelte rasch und sehr geschickt. Er drückte die Tür mit dem Fuß zu, legte beide Hände auf Olgas Schulter und stieß sie in die Diele hinein. Die Frau flog rückwärts gegen die Wand. Bevor sie schreien konnte, war der Mann in die Diele getreten und hatte die Tür hinter sich ins Schloß geschmettert.
Er hielt eine schwere Pistole in der Faust. »Halten Sie den Mund, dann können Sie ’ne harte Behandlung vermeiden, Mrs. Molloy. Ich krümme Ihnen kein Haar, solange Sie vernünftig bleiben.«
Er faßte Olgas Arm. »Zeigen Sie mir den Weg in die Garage!«
Sie gehorchte zitternd. Von der Küche aus führte ein schmaler Verbindungsgang in die Garage. Die Tür zwischen Gang und Garage war verschlossen, aber der Schlüssel steckte.
»Aufschließen!« befahl der Fremde. »Wenn Sie Geld wollen«, sagte Olga voller Verzweiflung, »so können Sie haben, was ich besitze.«
»Ihre drei Bucks interessieren uns nicht!« knurrte der Gangster, »öffnen Sie die Tür!« Ihr blieb keine Wahl. Sie mußte gehorchen.
Die Molloys besaßen keinen Wagen. Nur ein paar Gartengeräte standen in der Garage. Der Weißblonde drängte Olga in die äußerste Ecke. »Bleiben Sie hier und rühren Sie sich nicht!«
Er ging zum Tor und entriegelte es, öffnete es aber nur einen Spalt breit. Erst als draußen zweimal gehupt wurde, stieß er das Tor weit auf.
Eine dunkelblaue Chevrolet Limousine rollte von der Straße her in die Garage. Der Fahrer stoppte und sprang heraus. Er war kaum mittelgroß. Im braunhäutigen Gesicht glühten dunkle Augen.
Voller Entsetzen erkannte Olga Molloy in ihm den Mann, der ihr schon zweimal aufgefallen war.
»Steigen Sie ein!« herrschte er sie an. Seine sehnigen Hände packten sie und zerrten sie aus der Ecke zum Wagen.
***
Es ist zwecklos, einen Nightclub vor zehn Uhr am Abend zu besuchen. Phil und ich saßen in der Kantine des Hauptquartiers, gingen dann in unser gemeinsames Büro zurück und beschäftigten uns mit einigen noch unerledigten Berichten.
Um neun Uhr, rief die Zentrale an. »Hier ist eine Lady, die dich sprechen möchte, Jerry!«
»Sag ihr, die Dienststunden wären vorüber!«
Ich konnte das Grinsen des Burschen geradezu hören. »Wenn ich du wäre, Jerry, würde ich mich nicht auf die Dienstzeit berufen. Außerdem sieht die Lady gar nicht nach Dienst aus, sondern mehr nach Feierabend.«
»Schon gut!« seufzte ich. »Ich weiß ja, daß es furchtbar schwierig ist, sie loszuwerden. Schick sie ’rauf!«
Drei Minuten später platzte Jane Morteen ins Büro. Sie trug einen sportlichen Trenchcoat über den Bluejeans und dem Pullover.
»Hallo, Jerry! Hallo, Mr. Decker! Seit vier Stunden warte ich darauf, daß Sie endlich aus Ihrer Höhle kommen.«
»Wollten Sie uns zum Abendessen einladen, Miß Morteen?« erkundigte sich Phil.
»Sie haben keine Ahnung, wie niedrig der Spesensatz einer armen Fotoreporterin ist«, antwortete sie lachend. »Ich hoffte, ich würde ein wenig Stoff aus Ihnen herauszapfen können.«
»Ich glaube, Sie geben nie auf, Jane?«
»Ungern! Haben Sie nicht so eine kleine Nachricht für mich?«
Sie deutete ihre Bescheidenheit
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