Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island
gesehen worden, alter Junge — nicht im Bad oder im Kino, sondern unterwegs.« In Shaftons Augen entzündeten sieh zwei kleine Warnlampen. »Unterwegs?« fragte er gedehnt. »Das müssen Sie mir schon genauer erklären!«
»Die genaue Erklärung erwarte ich von Ihnen. Was wollten Sie in Long Island?«
»Ich war nicht in Long Island!«
Ich lächelte matt und geduldig. »Denken Sie an meinen Zeugen, Shafton. Es handelt sich um einen Mann in Uniform. Er kennt Sie, und er kennt Ihren Wagen.«
Shafton schluckte. Ich sah, wie es in ihm arbeitete. Dann hatte er einen rettenden Einfall. »Pst!« meinte er und legte einen Finger an die Lippen. »Das wollte ich doch vor Martha geheimhalten. Ich bin mit ihr befreundet, wissen Sie, und sie ist schrecklich eifersüchtig! Ich habe mich aus der Wohnung gestohlen, um ein Girl zu besuchen.«
»Ein Girl in Long Island?«
»Ja«, gab er verdrossen zu.
»Eine sehr explosive Persönlichkeit, nicht wahr? Sie ging in die Luft, als ein anderer Mann sie berührte.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen!« murmelte Shafton. Er nahm die Beine vom Tisch’ und setzte sich kerzengerade auf. Die Warnlampen in seinen Augen brannten heller und schärfer.
»Ich glaube nicht,' daß Sie persönlich daran interessiert sind, den Senator aus dem Wege zu räumen«, sagte ich ruhig. »Sie führten den Auftrag nur aus, weil er gut bezahlt wurde und weil Sie etwas von Sprengstoffanschlägen verstehen. Das ist doch richtig?«
Shafton erhob sich. Er war blaß geworden. »Sie können mir nichts beweisen!« murmelte er.
Ich griff in die Tasche und holte die Metallreste hervor. »Mit einer Blechschere zugeschnitten«, stellte ich fest. »Jeder Sachverständige wird bestätigen, daß es sich dabei um Abfälle handelt, wie sie bei der Anfertigung eines primitiven, aber hochwirksamen Zünders entstehen.«
»Was soll das heißen?« zischte er und trat auf mich zu. Ich stand auf und lächelte ihm ins Gesicht. »Sie haben die merkwürdige Eigenschaft, .meine Fragen vorwegzunehmen, Shafton. Ja, was soll das heißen? Warum haben Sie es getan — und für wen?«
Shafton gab sich Mühe, zurückzulächeln. Es reichte nur zu einer Grimasse. »Ich kenne diese Tour. In Long Island ist jemand in die Luft geflogen — ein gewisser Pagello. Es steht ja in allen Zeitungen. Jetzt sind Sie hinter jedem her, der mal beim Militär mit Sprengkörpern zu tun hatte und gleichzeitig vorbestraft ist. Okay, das alles trifft auf mich zu, aber Sie irren, wenn Sie mich für den Täter halten. Ich bin kuriert, G-man. Seit meiner letzten Strafe habe ich mir nichts mehr zuschulden kommen lassen!«
»Und was ist mit diesem Blech?«
»Eben Blech! Sie haben es mitgebracht, um mich zu bluffen!«
»Ich habe es aus der Mülltonne geholt.«
»Na, und? Dort gehört es hin!«
»Aus der Mülltonne in Ihrem Hof, Shafton. Wahrscheinlich ist noch mehr darin, und ebenso wahrscheinlich werden wir auf dem einen oder andei’en Stück Ihre Fingerabdrücke…«
Weiter kam ich nicht.
Shafton schlug plötzlich zu. Der Schwinger kam praktisch ohne erkennbaren Ansatz, kurz, hart und trocken. Er traf mich unterhalb der Gürtellinie. Mir blieb die Luft weg. Ich riß die Arme hoch und versuchte, den sofort nachsetzenden Shafton abzublocken, aber er schaffte es, mit einem weiteren Treffer durchzukommen. Vor meinen Augen begannen sich zwei rosarote Räder zu drehen, schneller und immer schneller.
Ich feuerte einen Schwinger ab. Er kam voll ins Ziel, hatte aber nicht genügend Punch, um Shafton von den Beinen zu holen. Immerhin war er gewarnt. Er nahm die Deckung hoch und umtänzelte mich suchend, dann glaubte er eine Lücke gefunden zu haben und schlug abermals zu. Er traf nur meine Fäuste. Die Feuerräder vor meinen Augen drehten sich langsamer, ihre Farbe verblaßte. Ich war noch immer angeschlagen und wußte, daß ich mindestens eine halbe Minute brauchen würde, um wieder fit zu sein. Shafton begriff, daß er mir keine Atempause lassen durfte, und griff unablässig an. Ich hielt ihn auf Distanz, so gut es ging, aber dann kam er mit einer rechten Geraden durch, die mich voll auf den Punkt traf.
Ich brach in die Knie und merkte, wie meine Sinne schwanden. Ich kämpfte gegen die auf kommende Ohnmacht an und spürte einen dumpfen Schmerz, als Shafton seinen Fuß gegen meinen Kopf kickte. Irgendwie brachte ich es fertig, wieder auf die Beine zu kommen, aber im Moment war ich viel zu groggy, um den Gangster ernsthaft gefährden zu können.
Er machte
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