Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island
Angaben. Es ist wenig wahrscheinlich, daß ein Mann, der hunderttausend Dollar für meine Wahl gab, hinter meinem Skalp her war.«
»Denken Sie an die Bombe in Ihrem Schreibtisch!« warf Phil ein.
»Sie war sicherlich gegen mich gerichtet, aber es gibt keinen Beweis für den Verdacht, daß Ryder sie legte oder legen ließ«, meinte der Senator.
»Hatten Sie persönlichen Kontakt zu Ryder?« wollte ich wissen.
»Ein- oder zweimal wechselte ich mit ihm einige Worte«, nickte McBride ernst. »Das war auf einem offiziellen Empfang. Ich war sehr höflich zu ihm, aber ich sagte ihm all die Dinge, die mir am Herzen lagen. Ich wußte, wie er sein Geld verdiente und nahm die Gelegenheit wahr, ihm in wohlgesetzten Worten meine Verachtung zu bekunden. Gewiß hatte ich ihn damit beleidigt, aber ebenso sicher besaß Ryder ein dickes Fell. Es ist nicht anzunehmen, daß er wegen einer persönlichen Beleidigung gleich an Mord dachte.«
»Lassen wir Ryder einmal beiseite. Wer haßt oder fürchtet Sie so sehr, daß er nicht einmal vor dem äußersten Mittel zurückschreckt?«
McBride lächelte wehmütig. »Jeder Politiker hat Gegner, G-man. Aber Gegnerschaft bis zum Mord? Das halte ich in meinem Fall für ausgeschlossen!«
»Haben Sie persönliche Feinde?«
»Ich hoffe nicht«, meinte McBride ausweichend.
»Was halten Sie von Ihren drei Mitbewerbern, von Ihren Wahlgegnern Fallstroem, Fuller und Connors?«
»Die kommen als Initiatoren eines Verbrechens nicht in Betracht«, entschied McBride. »Es sind Ehrenmänner.«
»Wie gut kennen Sie die drei?«
»Näher bekannt bin ich nur mit Fallstroem, meinem härtesten Konkurrenten. Er ist fair und anständig, ein Mann ohne Fehl und Tadel. Es wäre absurd, ihn mit einem Verbrechen in Verbindung bringen zu wollen. Connors und Fuller haben nach Meinungsumfragen keine echten Gewinnchancen, sie würden also auch von meinem Tod nicht profitieren.«
»Kann es sich bei dem Anschlag auf Ihr Leben um eine gelenkte Aktion der organisierten Unterwelt handeln?« wollte ich wissen. »Sie haben in Ihren Wahlreden deutlich gemacht, daß Sie gegen die Unterwelt mit äußerster Schärfe vorgehen werden!«
»Stimmt«, nickte McBride. »Das habe ich meinen Wählern versprochen. Es ist mir ernst damit. Aber die anderen Wahlkandidaten äußerten sich zu diesem Punkt noch schärfer als ich. Besonders Fred Fuller tut sich auf diesem Gebiet durch drastische Versprechungen hervor.«
»Aber nur Ihnen räumt man die Chance ein, diese Versprechen in die Tat umzusetzen.«
McBride schüttelte den Kopf und zeigte sein mildes, wissendes Lächeln. »Machen wir uns nichts vor, G-man. Gerade Sie wissen, daß das FBI, völlig unabhängig von irgendeiner Wahl, das Verbrechen ebenso hart wie erfolgreich bekämpft. Weder ich noch ein anderer Kandidat könnte diese fabelhaften Leistungen noch weiter verbessern.«
Das Telefon klingelte. McBride erhob sich und nahm den Hörer ab. »Für Sie, Mr. Cotton!« sagte er. Ich stand auf und nahm den Hörer ab. Mr. High war am Apparat. »Ich habe gerade eine Meldung von der City Police bekommen«, teilte er mir mit. »Luigi Pagello ist vor einer halben Stunde im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen!«
***
»Hallo, Dicky!« sagte Grace Ryder. Sie ging dem Besucher quer durch das Wohnzimmer entgegen und gab ihm die Hand. »Alles okay?«
Er grinste matt. »Es hat ein bißchen Ärger gegeben. Cotton hatte eine Gegenüberstellung arrangiert.«
»Mit wem?«
»Der G-man hat Shaftons Wirtin aufgespürt.«
»Eine Panne! Wie konnte das passieren?« fragte die Frau.
Wells ließ sich in einen Sessel fallen. Er streckte die Füße weit von sich und lockerte seinen Schlipsknoten. »Nur keine Aufregung! Ich habe das Ding geschaukelt.«
»Wie hast du das angestellt?«
»Es hat mich tausend Dollar gekostet.«
»Wie heißt die Frau?«
»Hyers. Martha Hyers.«
»Sie wird nachhaken«, sagte Grace Ryder überzeugt. »Den Tausender hat sie gewissermaßen als Anzahlung vorwegkassiert. Erpresser benutzten durchweg die gleichen Methoden.«
»Ich mußte sie besänftigen. Sie hätte mich hochgehen lassen können!« meinte Wells. »Gewalt wollte ich nicht anwenden — nicht jetzt! Es hat schon mehr als genug Unannehmlichkeiten gegeben.«
»Ist dir jemand gefolgt?«
Wells schüttelte den Kopf. »Nein. Und wenn schon! Wir machen kein Geheimnis daraus, daß ich dir die Geschäfte führe, nicht wahr? Da ist es bloß natürlich, daß ich mit dir verhandele — täglich
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