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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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etlichen Stunden gewesen sein. Stimmt doch, Serge?«
    »Ja, stimmt«, bestätigte ich.
    Kiders Stimme war scharf wie eine Rasierklinge. »Und wo sind die Papiere?«
    »Das ist es ja, Boß. Verschwunden sind sie. Der Kerl, der Fat Cat umgelegt hat, muß sie mitgenommen haben.« Kider blickte zu Boden. Seine Lippen waren nicht breiter als der Rücken eines Messers. »Die Papiere müssen her«, sagte er. »Um jeden Preis. Wer wußte von Myers Versteck?«
    »Die beiden Kinder, die ihn heute morgen gesehen haben. Der Sheriff, Tex und Sam.«
    Das waren seine beiden Gehilfen.
    »… und wir hier«, fuhr Way fort. »Rondine, Bob, Pete, ich und dann Sie, Boß und Linko.«
    »Linko und ich scheiden aus.« Kider hatte seine Stimme völlig in der Gewalt. Aber das Gesicht lief langsam rot an. »Hol die drei her.«
    »Sofort, Boß.« Way wetzte die Treppe hoch.
    Ich blieb, wo ich stand, die Tür hinter mir, das leise Trommeln des Regens im Ohr, zum Zerreißen gespannt von den Waden bis in die Schulterblätter, mit ausdruckslosem Gesicht, aber von schlimmen Ahnungen erfüllt.
    Gleich würde mir das Mädchen gegenüberstehen, und sie mußte ihren Irrtum erkennen. Dann gab es nur eins: Ich mußte schneller sein als die anderen.
    Kider ging zu der Lederbank und setzte sich. Er griff in die Tasche und holte ein silbernes Döschen heraus. Es enthielt rote Pillen. Er schluckte zwei. Dann hörte ich Schritte auf der Treppe und hob den Kopf. Way ging voran. Hinter ihm waren Bob Spencer und Pete Stout. Sie sahen leidlich erholt aus. Spencer erlegte sich keinen Zwang auf. Haßerfüllt starrte er mich an. Seine Lippen bewegten sich. Ohne die Zähne auseinander zu nehmen, murmelte er etwas vor sich hin. Es war an mich gerichtet. Ich verstand nichts. Aber eine Versicherung seiner Freundschaft war es bestimmt nicht. Stout schien wieder vom Heroin genascht zu haben. Er ging wie ein Schlafwandler, aber mit festem Schritt. Aus der Brusttasche ragte das Ende eines zusammengeklappten Rasiermessers.
    Rondine Bristow war die letzte. Sie trug ein sehr enges Kleid aus hellblauer Seide. Mit leisem Knistern wischten die Spitzen ihrer roten Mähne über den Kragen. Der Apfelblütenteint war leicht gebräunt, der Mund sehr voll und spöttisch verzogen, die graublauen Augen schienen jeden herauszufordern.
    Kider lehnte sich zurück. Sein Jackett stand offen, und das weiße Hemd spannte sich über den Trommelbauch.
    »Hat Ernest euch gesagt, was los ist?«
    Spencer nickte. »Wissen Sie, was ich vermute, Boß, dieses Schwein war es.« Sein Zeigefinger flog in meine Richtung.
    Kider sagte: »Er kann es nicht gewesen sein, denn er hat es nicht gewußt. Denk in Zukunft nach, damit du nicht wieder solche Blödheiten von dir gibst. Ich will jetzt wissen: Wann rief Holbrock an?«
    Diese Worte galten Rondine. Aber sie nahm keine Notiz davon. Lächelnd kam sie die letzten Stufen herab, den Blick unverwandt auf mich gerichtet. Sie kam langsam, sich kaum merklich in den Hüften wiegend, mit kurzem Schritt wegen des engen Kleides, auf mich zu. Vor mir blieb sie stehen. Ich sah in ihre Augen. Sie waren kalt, hart, spöttisch. Ein kleiner Funke flackerte tief in den Pupillen. Wie in Zeitlupe strich der Blick über mein Gesicht.
    Jetzt, dachte ich, jetzt platzt die Bombe.
    In der nächsten Sekunde stellte sich Rondine auf die Zehenspitzen. Ich roch ein herbes Parfüm. Dann streiften ihre weichen Lippen über meine Wange.
    »Tag, Serge, ich freue mich, daß ich dich wieder sehe.«
    »Tag, Rondine«, erwiderte ich, mit einem Klumpen Blei in der Kehle. »Prächtig siehst du aus.«
    »Du auch. Hast dich gar nicht verändert. Erinnerst du dich noch an unsere Zeit in Chicago?«
    Ich grinste. »Und ob. War das herrlich. So müßte es mal wieder werden.« Sie trat einen Schritt zurück und hob erstaunt, jetzt mit deutlichem Spott in den Augen, die Brauen. »Ist das dein Ernst, Serge? Ich fand, wir hatten es verdammt schwer. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, wäre ich damals nicht lebend ’rausgekommen.«
    Ein kleiner Bach aus kaltem Schweiß lief mir vom Genick abwärts über das Rückgrat. Ich brachte es fertig, ihr zu antworten, ohne vorher zu schlucken. »So ist es, Rondine. Aber du weißt ja, was früher war, vergoldet sich in der Erinnerung.«
    Sie lächelte, nickte, wandte sich an Kider: »Du glaubst nicht, Nap, wie froh ich bin, daß er jetzt bei uns ist. Er war immer schon ein Klassemann. Du wirst deine Freude an ihm haben.«
    Kider sah uns böse an. »Schon gut. Es ist

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