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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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In diesem Moment hielt ich es für wahrscheinlich, und ich fragte mich, warum ich so leichtsinnig war und wie ein Lamm zur Schlachtbank lief.
    »In dem Haus haben ein Dutzend Familien Platz«, sagte ich. »Wer wohnt dort außer Ihnen, Boß?«
    »Bob Spencer und Pete Stout. Das ist der Rothaarige. Vor kurzem hatte ich Saul Endemit und Fat Cat Myer in meiner Nähe. Aber die beiden haben sich solche Schnitzer erlaubt, daß ich sie ’rausschmeißen mußte. Außerdem wohnen hier noch Ernest Way — du wirst ihn kennenlernen — und Rondine Bristow.«
    »Ihre Freundin?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ich habe sie als Sekretärin, engagiert. Als Statthalter in dieser Gegend muß ich genau Buch führen. Rondine ist geschickt. Sie kann die Bilanzen so frisieren, daß für mich eine Menge abfällt.«
    »Statthalter?« Ich runzelte die Stirn. »Also stimmt es, was man sich über Sie erzählt, Boß. Sie gehören zur Cosa Nostra.«
    »Dachtest du, ich wäre Mitglied der Heilsarmee. Mann, ohne die Organisation hinter mir hätte ich den Laden hier nicht so aufziehen können. Ich habe 42 Clubs in diesem Bezirk, in allen wird unser Stoff umgesetzt.«
    Ich wußte, daß er Rauschgift meinte. »Außerdem habe ich fünfzig Berufsspieler fest engagiert. Sie ziehen den Leuten das Fell über die Ohren. Aber keiner beklagt sich. Wen der Spielteufel mal gepackt hat, der reist nicht erst nach Las Vegas.«
    »Ihre Sekretärin hat aber eine Menge Einblick.«
    Kider stoppte vor dem Haus. »Das macht nichts. Sie ist vom Bau. Sie hat früher mit Whitehead zusammengearbeitet. Schade, daß der sich hat erwischen lassen.«
    Walter Whitehead war der Chef einer Chicagoer Gang gewesen. Er starb vor etwa einem halben Jahr in der Gaskammer.
    »Wer«, fragte ich, »hat mich erkannt?«
    »Rondine.«
    Ich runzelte die Stirn. »Kann mich gar nicht an sie erinnern.«
    »Macht nichts. Hauptsache, sie kennt dich. Sie wußte sofort Bescheid, als sie dich an der Tankstelle sah.«
    Also doch kein Bluff? Man hielt mich für einen berüchtigten Gangster. Aber mich fror bei dem Gedanken, daß die rothaarige Schönheit innerhalb der nächsten Minuten ihren Irrtum korrigieren konnte.
    Wir stiegen aus. Mit einer kaum merklichen Bewegung des linken Oberarms schob ich den 38er nach vorn. Dann folgte ich Kider ins Haus. Die Halle war kühl. Im grauen Regenlicht wirkte sie wie ein Wartesaal erster Klasse. Rechts an der Wand stand eine lange Lederbank, die ich letzte Nacht nicht bemerkt hatte. Von ihr erhob sich ein großer Mann.
    »Das ist Ernest Way«, sagte Kider. »Ernest, ich habe Serge Linko mitgebracht. Er macht ab sofort in unserem Verein mit.«
    Way sagte nichts. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Trotz meiner Größe mußte ich zu ihm aufblicken. Er war schlank und dürr wie ein Skelett. Auf dem eckigen Schädel wucherte grauer Pelz. Auch sein Gesicht war grau, und die Lippen hatten einen Strich ins Bläuliche. Er hatte seine ungepolsterten Knochen in einem blauen Maßanzug untergebracht. Jetzt zog er die Hände aus den Taschen, und ich sah, daß ihm der vierte und fünfte Finger an der Hand fehlten. Insgesamt machte Way einen kalten und gefährlichen Eindruck. Ich hielt ihn für Kiders Leibgardist. Sicherlich war Way Spezialist im Arrangieren von Unfällen.
    »Boß«, er sprach leise und leirig wie jemand, der nichts Interessantes zu sagen hat, »wir haben Fat Cat gefunden.« Kider blieb stehen. »Das ging ja schnell. Wo steckt er?«
    »In einem Wochenendhaus bei Natchez. Ist dort eingebrochen. Kinder haben ihn dabei beobachtet und es dem Sheriff gemeldet.«
    »Sehr gut.« Kider deutete auf mich. »Nimm ihn mit. Und denkt daran, ich will Fat Cat lebend haben. Noch wichtiger sind die Dokumente. Los jetzt!«
    Er ging zur Treppe, ohne sich weiter um uns zu kümmern. Way starrte mich an. »Also dann…«
    Ich überlegte. War das eine Falle? Sollte mich Way in die Gegend fahren und dann umbringen? Und wenn schon — ein Auftrag ist noch kein vollendeter Tatbestand. Den Rücken würde ich Way nicht eine Sekunde zukehren.
    Nebeneinander traten wir hinaus in den Regen. Way steuerte auf einen blauen Buick zu. Er hatte Weiß wandreifen und eine zerbeulte Stoßstange unter den Heckleuchten. Die Scheiben waren von innen beschlagen wie die Wände einer Sauna. Way setzte sich hinters Lenkrad. Mit den drei i’ingern der Linken zupfte er ein Taschentuch aus der Brusttasche. Der gestärkte Stoff sog den feuchten Film nur schlecht von der Windschutzscheibe. Aber nach wiederholtem

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