Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
,King-Ton-Ke-Hötel‘?«
»Leider! Wir wollten uns weigern, in dem Hotel zu wohnen, in dem Brenda…« Sie vollendete den Satz nicht, sondern zuckte die Achseln. »Die Round-World-Direktion ließ uns sagen, es bestünden langfristige Verträge mit dem Hotel. Man gab uns Zimmer auf einer anderen Etage. Das war alles.«
Sie beugte sich noch ein wenig näher zu mir. »Wollen Sie Brendas Tod aufklären?«
»Überschätzen Sie meine Fähigkeiten nicht. Bangkok ist nicht New York. Hier bin ich jedem einheimischen Polizisten, der die Verhältnisse kennt, meilenweit unterlegen.«
Sie hielt mir das Tablett hin, damit ich das leere Whiskyglas darauf abstellen konnte. »Ein Held ist überall erfolgreich.«
»Sie verwechseln mich mit George Nader«, brummte ich. »Er mag ein Held sein. Ich bin nur ein Beamter.«
Eine alte Lady begann nach der Stewardeß zu jammern. Grace Biggart mußte sich um sie kümmern. Erst als die Maschine schon auf dem Flughafen stand, fanden wir Gelegenheit, noch ein paar Worte zu wechseln. »Viel Erfolg, Mr. Cotton!« wünschte sie. »Wir werden alle sehr erleichtert sein, wenn der Mord an Brenda geklärt ist.«
»Fliegen Sie sofort in die Staaten zurück?«
»Vierundzwanzig Stunden Flugpause gemäß den Gewerkschaftsbestimmungen für fliegendes Personal«, antwortete sie lachend. »Vielleicht treffen wir uns im Hotel.«
***
Ich war mit John Camps, Sicherheitsbeamter der amerikanischen Botschaft in Thailand, verabredet. Er erwartete mich in der Flughafenhalle. »Wir freuen uns, daß Washington uns so schnell einen Mann schickt«, sagte er. »Im ›King Ton-Ke-Hotel‹ erwarten Sie Captain Aro Dong und Mr. Robert Byron. Captain Dong ist Mordkommissionschef der einheimischen Polizei. Mr. Byron gehört zur Fluggesellschaft und ist Personalchef für das Service-Personal, also die Stewardessen.«
Die Männer warteten im Zimmer 540 des Hotels. Aro Dong war ein schlanker Thailänder undefinierbaren Alters. Er trug Uniform mit einer Menge Ordensbändchen auf der linken Brust. Byron, der Personalchef der Fluggesellschaft, mochte ungefähr fünfundvierzig Jahre alt sein. Er war nur einige Zoll kleiner als ich, aber er machte einen gedunsenen und verfetteten Eindruck. Der Schweiß rann ihm in kleinen Bächen über das Gesicht, und die Hand, die er mir reichte, war feucht. »Entschuldigen Sie, Mr. Cotton«, sagte er und tupfte sich mit einem Taschentuch das Gesicht ab, »ich vertrage dieses hündische Klima nicht. Außerdem macht mich der Gedanke verrückt, mich in demselben Zimmer aufhalten zu müssen, in dem das arme Girl…« Er schauderte und vollendete den Satz nicht.
»Es geschah nicht hier, sondern im Badezimmer«, korrigierte Aro Dong. Sein Englisch war makellos. »Wir dachten, Mr. Cotton, Sie würden sich den Tatort ansehen wollen. Seit dem Verbrechen wurde Zimmer 540 auf meine Anordnung hin nicht vermietet.« Er lächelte. »Ich glaube, es war eine überflüssige Anordnung. Alle Hotelgäste hätten sich geweigert, in diesem Raum zu schlafen.«
»Sie haben nichts verändert?«
»In den acht Tagen, die seit Miß Hoglands Ermordung vergangen sind, haben nur Beamte die Räume betreten.« Er machte eine Geste, die das Zimmer umfaßte. »Es gab nichts, was verändert werden konnte. Das Bett war benutzt worden, aber mit Ausnahme eines Paares Schuhe fehlten alle Gegenstände, die Miß Hoglands Eigentum waren. Wir wissen, daß sie eine große Anzahl Geschenke für Bekannte besorgt hatte. Wir fanden nichts davon wieder.«
»Ihre Kleider?«
Er breitete die Arme aus. »Nichts!«
»Auf welche Weise wurde sie getötet?«
»Erdrosselt!«
Byron hustete krampfhaft. »Ich flehe Sie an«, keuchte er. »Erwähnen Sie solche Einzelheiten nicht in meiner Gegenwart.«
»Wollen Sie mir das Badezimmer zeigen?«
Der Personalchef blieb zurück, als Dong, John Camps und ich in den Baderaum gingen. Der Thailänder wies auf die Kreidestriche. »Hier lag sie. In meinem Büro können Sie die Fotos sehen, Mr. Cotton. Außer den Drosselspuren am Hals wies sie keine nennenswerten Verletzungen auf.«
»Sonstige Spuren?«
Er schüttelte den Kopf. »Nichts, was uns weitergebracht hätte!«
»Alles deutet auf einen Raubmord hin.« Ich wandte mich an John Camps. »Vermutlich hat Miß Hogland einen Einbrecher überrascht und wurde von ihm getötet.« Ich sah den Captain an. »Ein Einbrecher müßte unter der Bevölkerung gesucht werden. Ich kann mir nicht denken, daß amerikanische Verbrecher ausgerechnet in Bangkok
Weitere Kostenlose Bücher