Jerry Cotton - 0537 - Ich koederte die Mord-Agenten 1 of 3
antun.«
»Begreifen Sie doch«, beschwor ich sie. »Es geht um Ihr Leben. Ich habe meine Gründe, wenn ich Ihnen prophezeie, daß er schon unterwegs ist. Er hat eben einen bezahlten Mörder auf mich gehetzt.«
»Wirklich?« Sie glaubte mir kein Wort, trotzdem schien sie bereit, endlich nachzugeben. »Also gut, Mr. Cotton. Ich lasse niemanden rein.«
Ich schaltete Rotlicht und Sirene ein und raste quer durch Manhattan. Am Himmel hing ein rosig umhauchter Sommermond. Ich überquerte den East River. Von Welfare Island schimmerten Lichter herüber. Auf dem Fluß zog ein mit Lampions illuminierter Musikdampfer seine Bahn. Beatklänge und eine wimmernde Sängerstimme drangen bis zu mir herauf. Die Decks waren vollgepfercht mit tanzenden Paaren.
Ruthledge Street ist nicht mehr ganz Uferpromenade, gehört aber zu den exklusiven Wohngegenden in Queens. Das Apartmenthaus machte keine Ausnahme.
Von der Bordkante bis zum Hauseingang spannte sich ein grün-weiß-gestreifter Baldachin. Ich bremste und stieg aus.
Hinter der Eingangstür lag eine große Halle wie in einem Hotel. Der Hausbesorger - oder wer auch immer seinen Platz hinter dem Tresen haben mochte -war nicht zu sehen. Ich warf einen Blick auf die mit zierlichen Goldbuchstaben und Ziffern vollgesteckte Bewohnertafel, dann schnappte ich mir das Haustelefon und wählte.
Die Leitung war in Ordnung, aber es meldete sich niemand.
Nach einer halben Minute gab ich es auf. Mehrere Stufen auf einmal nehmend, raste ich in den vierten Stock. Bevor die Halle hinter einer Treppenbiegung verschwand, sah ich gerade noch einen grünlivrierten Riesen, der, den Kopf müde gesenkt, irgendwo aus dem Hintergrund auftauchte und sich hinter den Tresen setzte.
Wenn ich zu spät komme, schoß es mir durch den Kopf, wenn sie nicht auf mich gehört und Ellwanger die Tür geöffnet hat… Meine Knie fühlten sich wie Blei an.
Die, vierte Etage war luxuriös, aber ich kümmerte mich nicht darum. Wohnung 4 B lag gleich rechts. Die Tür war geschlossen. Ich drückte auf die Klingel. Es dauerte eine Weile, dann näherten sich leise Schritte. Erleichtert atmete ich auf. Gleich würde sie fragen, wer da sei, würde aufschließen… Aber warum hatte sie den Hörer nicht abgenommen? Die Schritte stoppten innen vor der Tür.
»Ich bin es, Cotton«, sagte ich. »Ich habe von der Halle aus angerufen. Aber Sie haben sich nicht gemeldet.«
Ich wartete auf das Geräusch des Schlüssels, aber die Tür war gar nicht abgesperrt. Sie schwang nach innen, und Tanja Cain stand vor mir. Sie trug noch das gleiche wie im Nachtklub. Aber ihr Gesicht hatte sich verändert. Es war schneeweiß. Auch die Lippen schimmerten so hell, daß sich der Mund nicht mehr aus dem Gesicht hob.
»Ist was?« fragte ich.
Tanjas Blick war starr. Sie wollte etwas sagen, machte statt dessen einen Schritt auf mich zu und fiel vornüber. Es geschah so plötzlich, daß ich kaum Zeit fand, sie aufzufangen.
Als ich den schmächtigen Körper hielt und ihr Gesicht an meiner Schulter lag, blickte ich auf ihren Rücken.
Mit geweiteten Pupillen sah ich die grauenhafte Wunde zwischen Tanjas Schulterblättern, das Blut, das in immer neuen Stößen hervorbrach, den Pullover durchtränkt hatte und langsam über den breiten Gürtel sickerte.
Ich trug Tanja Cain zu einer Couch und bettete sie mit dem Gesicht nach unten darauf. Ich sah sofort: Hier war nichts mehr zu machen.
Ich versuchte, Tanja zu verbinden, versuchte fast gleichzeitig den Nachtportier und über ihn einen Arzt zu erreichen, versuchte, es der kleinen Tänzerin leichter zu machen - und hatte mit nichts Erfolg.
Tanja wandte den Kopf.
Unsere Blicke trafen sich.
Sie wollte lächeln, aber schon hielt der Tod ihre Mundwinkel fest.
»Sie… haben recht gehabt«, flüsterte sie. »… hätte auf Sie hören sollen… Er… ist…«
Ihre Lippen erstarrten, und die Augen wurden blicklos. Jetzt im Tode sah sie noch kleiner und schmaler aus. Ihr Gesicht war weißer, als ich es jemals bei einem Menschen gesehen habe.
»Martin Ellwanger«, sagte ich. »Sie hielt dich für nett, für reizend und zuvorkommend. Sogar für einen Kavalier.«
***
Ich verschloß das Apartment, ging hinunter und sagte dem Portier Bescheid. Nachdem ich die Mordkommission angerufen hatte, fuhr ich mit dem Jaguar langsam nach Manhattan zurück. In einer Kneipe, die erst um Mitternacht öffnete, besorgte ich mir eine Flasche Kentucky Tavern. Ich trank den ersten Schluck, als ich den Jaguar vor meiner Wohnung
Weitere Kostenlose Bücher