Jerry Cotton - 0547 - Der Wuerger aus der Todeszelle
plötzlich seinen Hals erfaßten und umspannten. Barton war kräftig gebaut, aber Monellis zäher, gewandter Entschlossenheit hatte er einfach nichts entgegenzusetzen. Er hatte ein großes Spiel gewagt und dabei verloren, das war alles.
Monelli merkte, wie der Körper des Gegners unter seinen Händen schlaff und leblos wurde. Er ließ ihn fallen.
Ein plötzlicher Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken. Er wandte sich um und ging zum Fenster. Er schob die Übergardine beiseite und blickte nach draußen.
Ein greller Blitz erhellte den Himmel.
Im nächsten Moment entlud sich das Gewitter. Wenn Monellis Berechnungen stimmten, würde es auch Brooklyn erfassen.
Monelli grinste höhnisch. »Good by, Jerry Cotton!«
o Ich sah jeden Blitz durch die Luftschlitze der Stahlplatte. Der Regen prasselte wie ein Trommelwirbel auf den Kanaldeckel. Es war ein typisches Sommergewitter, begleitet von Wolkenbrüchen. Ich drehte den Kopf zur Seite, um zu hören, ob das Wasser unter mir anschwoll, aber das Rauschen des Regens erstickte im Augenblick alle anderen Geräusche. Ich konnte nur hoffen, daß der Regenguß nur von kurzer Dauer war; sonst wurde meine Lage noch kritischer.
Ich hatte wiederholt versucht, meine Fesseln zu lockern, aber Monelli hatte wirklich Expertenarbeit geleistet. Er hatte dünne Nylonseile verwendet, die nicht die geringste Flexibilität aufwiesen und auch nach langer und geduldiger Vorarbeit nicht einen Millimeter nachgaben. Ich war glücklicherweise nicht müde, und das Donnern des Gewitters tat ein übriges, um mich wach zu halten. Eine unbedachte kleine Drehung bedeutete den sicheren Absturz von meinem Sims. Es war klar, daß ich mich in der Enge des Kanalschachtes mit den Fesseln nicht über Wasser halten konnte.
Das Gewitter nahm an Kraft zu. Der Regen schüttete förmlich herab. Jetzt kamen auch kleine Sturzbäche durch die Schlitze im Stahldeckel. Einer davon lief mir über die Hüfte. Ich drehte mich behutsam zur Seite und erreichte es, daß das Wasser die Fesseln meiner auf dem Rücken zusammengebundenen Hände tränkte. Ich hoffte, daß eine Dauerberieselung die Stricke aufweichen und geschmeidiger machen würde.
Mich drückte die Stahlleiter am Schulterblatt. Ich bedauerte, daß die scharfkantige Sprosseneinfassung nicht in Höhe meiner Hände lag. Ich hatte bereits versucht, mit den Händen an die Leiter heranzukommen, aber der Sims war für dieses Manöver einfach zu schmal, und ich hatte keine Lust, einen Sturz in die Tiefe zu riskieren.
Minuten vergingen und dehnten sich zu einer Viertelstunde. Der Regen ließ nicht nach. Worauf wartete ich eigentlich? Ich mußte mir selbst helfen, auch wenn diese Aufgabe fast unlösbar erschien. Ich zog die Beine an und setzte mich vorsichtig auf. Dann rutschte ich mit dem Rücken an die Leiter heran, bis ich sie mit meinen gefesselten Händen berührte.
Ich stutzte, als ich plötzlich ein brausendes Gurgeln unter mir vernahm. Es übertönte das Trommeln des Regens jetzt ganz deutlich. Mir wurde klar, daß die Flutung der Anlage fast schlagartig eingesetzt hatte. Es wurde ernst.
Ich scheuerte die Stricke gegen die Leiter. Ich konnte dabei nur langsam Vorgehen. Der schmale Sims bot einen sehr geringen Halt, und ich durfte das Gleichgewicht nicht verlieren. Außerdem boten mir die straff auf dem Rücken zusammengebundenen Arme nur wenig Bewegungsfreiheit.
Das Wasser stieg unablässig. Daß es noch immer regnete, merkte ich nur an den kleinen Bächen, die von oben in den Schacht prasselten. Das donnernde Gurgeln kam immer näher. Es verband sich mit einem fauligen Geruch und einer feuchten Kühle, die meine Kleider bis auf die Haut durchdrang.
Ich merkte plötzlich, daß ich nicht mehr allein war. Vermutlich saßen ein paar Ratten auf dem Sims. Ich war froh, daß ich sie nicht sehen konnte, und fuhr fort, die Stricke gegen die scharfe Leiterkante zu reiben. Ich hatte schon das Gefühl, daß sich die Stricke lockerten, als etwas Kaltes über den Sims schwappte und meinen Anzug tränkte. Jetzt kam es nur darauf an, die letzten entscheidenden Minuten zu nutzen. Ich wandte meine ganze Kraft auf, um mich endlich von den Fesseln zu befreien - da verlor ich die Balance. Noch ehe ich es richtig begriff, glitschte ich ins Wasser.
Ich preßte den Mund zusammen und riß die Augen weit auf, aber ich hätte sie ebensogut geschlossen lassen können. Ich war eingehüllt von tiefer Nacht, von eiskaltem, schmutzigem Wasser und von dem panikartigen Empfinden, völlig
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