Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord
nicht?« fragte Charly Cornell.
»Weil wir hier in New York Schluß machen. Unser Job geht in Chicago weiter. Hier wird es zu gefährlich!«
»Chicago?« Cornell rümpfte mißbilligend die Nase.
»Ja, Chicago!«
»Warum denn?« begehrte der Mörder auf.
»Weil wir hier kalte Füße kriegen. Wir sind uns alle einig darüber — hier geht es nicht mehr!« entschied der Boß.
»Doch!« widersprach der Mörder. »Natürlich geht es hier. Und wie es geht! Ich habe es doch gesehen: Kein Mensch hat ’ne Chance gegen uns. Es gibt nur eins: Zahlen oder sterben! Jetzt sind wir doch erst soweit, wie wir wollen! Stell dir mal vor, was die alle in die Hosen machen, wenn sie in der Zeitung lesen, daß einer nicht gezahlt hat und deshalb jetzt tot ist. Die zahlen ja freiwillig. Das können wir sogar noch ausbauen! Wir rufen die Firmen an und verlangen Geld! Wenn sie nicht zahlen, wird einer ihrer Fahrer erschossen!«
»Mensch, gut!« Der Gangster mit dem zitronengelben Hut klatschte sich vor Begeisterung auf die Schenkel. »Das ist verdammt gut!«
»Shut up! Wir gehen nach Chicago«, versuchte sich Flowing durchzusetzen.
»Nein!« widersprach Cornell ebenso entschieden. »Mensch, Boß! Hier haben wir unseren sicheren Schuppen und den guten Laden, mit dem wir alles tarnen können. Hier sind wir eingearbeitet. Hier kennen wir genau die richtigen Kreuzungen, wir wissen, wie lange die Ampeln rot sind, wir wissen, wie schnell wir fahren müssen, um an der nächsten Kreuzung noch durchzukommen und…«
»Hier stehen die Bullen demnächst an jeder Kreuzung und brauchen uns nur noch abzukassieren!« brüllte Flowing aufgebracht.
»Käse!« brüllte Cornell zurück. »Die Bullen können unmöglich in der Rush hour an jede Kreuzung einen Streifenwagen stellen.«
»Charly hat recht, Boß!« klang Offy Smiths Stimme dazwischen.
Die Tür flog auf. Roberto Nosso, der Old Man, kam in den Schuppen. Er grinste. »Der Kunde will nicht. Für dreitausend Bucks bekäme er einen neuen Chevy dieser Art. Er meint, wir spinnen!«
Rauhes Gelächter ging' durch den Schuppen. Mit überhöhten Preisen hielt man sich von vornherein die Kunden vom Leibe. Die angeblichen Gebrauchtwagen wurden für einträglichere Geschäfte benötigt.
»Hör zu. Senior«, wandte sich Charly Cornell an Nosso. Er erzählte ihm schnell den Inhalt des Streitgesprächs. »Was meinst du dazu?«
Nosso überlegte nur kurz, bis er sagte: »Wir bleiben natürlich hier, wenn es so ist, wie Charly sagt!«
Der Rest der Bande murmelte zustimmend.
»Okay!« nickte jetzt auch der Boß. »Wie ihr wollt!«
»Und der G-man wird gekillt!« ließ sich das Greenhorn vernehmen.
»Das ist ’n Wort!« begeisterte sich der Feigling Ralph Butcher.
Charly Cornell rieb sich heftig sein nicht mehr ganz einwandfrei rasiertes Kinn. »Das wäre vielleicht ganz gut«, sagte er schließlich nach angestrengtem Nachdenken. »Ich habe gehört, dieser G-man hätte mit seinem Wagen nebendran gestanden, als ich… Es kann ja sein, daß er mich gesehen hat.«
»Hmmm«, machte Arnie Flowing.
»Ich habe eine Idee«, mischte sich Dan Bttchflower in das Gespräch. »Wie der verdammte Greifer heißt, wissen wir ja. Und die Telefonnummer vom FBI habe ich neulich mal aus der Zeitung abgeschrieben. 535 — 7700!«
***
»Hier!« sagte Stew Ballister, der Lieutenant mit der wenig beneidenswerten Aufgabe, für die Aufklärung aller Diebstähle und Raubüberfälle in New York City sorgen zu müssen. Er stach eine rote Markierungsnadel in den riesigen Stadtplan von Manhattan. »Am 9. Februar, 5.32 Uhr nachmittags. Überfall auf den Lieferwagen einer Blumenfirma während der Rotphase auf der Kreuzung 14. Straße und Fifth Avenue. Fahrer des Blumenautos bekam eine großkalibrige Waffe unter die Nase gehalten und wurde aufgefordert, das kassierte Geld herauszurücken. Er folgte dem Befehl. Beute 109 Dollar und 18 Cent. Täterfahrzeug: Schwarzer Chevy-Lieferwagen mit der Aufschrift Donovan and Company. Entkam im V erkehrstrubel.«
Er nahm die nächste Markierungsnadel und knallte sie in die Korkunterlage, daß die Wand wackelte.
»11. Februar, kurz nach sechs Uhr, Kreuzung 8. Straße und Broadway. Gleicher Tathergang. Opfer war der Fahrer des Lieferwagens einer Großbäckerei, die kleine Geschäfte beliefert. Beute 314,85 Dollar. Tatfahrzeug roter Ford-Lieferwagen, Aufschrift von dem Überfallenen in der Aufregung nicht erkannt. Anzeige wurde von dem Überfallenen erstattet. Sein Chef hat ihn gefeuert, weil
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