Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord
Nosso vernehmen.
»Wir sollten lieber unsere besten Männer…« versuchte der Feigling Butcher einen Einwand. Killer-Bob nickte dazu.
Arnie Flowing brachte die beiden mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Es wäre ja ein Witz, wenn ausgerechnet ihr beiden Prachtboys die niedrigsten Karten bekämt. Damit auch alles mit rechten Dingen zugeht, werde ich wie ein Bankhalter die Karten austeilen. Verstanden?«
Offy Smith lachte dröhnend. Er wußte, daß Arnie Flowing jahrelang seinen Lebensunterhalt als geschickter Falschspieler verdient hatte. Doch er sagte nichts.
Flowing nahm das Kartenpaket vom Tisch und mischte mit flinken Fingern. Die acht Gangster schauten aufmerksam zu. Keiner bemerkte irgendeine Manipulation.
»He, Killer-Bob, abheben!« forderte Flowing. Das Greenhorn kam schnell heran und hob ab. »Okay«, nickte der Boß. »Charly!« Ein Karte flog durch die Luft. Charly Cornell, der Mörder, fing sie geschickt auf. »Herz As!« grunzte er zufrieden. Offy mußte sich nach seiner Karte bücken. Es war eine Karo Zehn.
Arnie Flowing machte es spannend. Hat erwischte die Pik Sieben und verzog sein Gesicht, als habe er anstelle von Whisky reines Wasser getrunken. Dem Old Man Nosso erging es angesichts einer Karo Acht auch nicht besser. Dan Bitchflower grinste, als ihm das Kreuz As entgegenflog.
Dann war der Feigling Ralph Butcher an der Reihe. Seine Knie wankten, als er die ihm verdeckt gereichte Karte umdrehte. »Herz Sieben. Viel geht nicht mehr drunter!« kicherte Offy.
»Komm, Killer-Bob!« ermunterte der Boß den zweiten Mann, den er für den Auftrag ausersehen hatte.
Das Greenhorn schaute scheu auf die Karte. Ganz langsam drehte er sie um.
»Verdammt!« fluchte er dann.
»Was ist denn?« erkundigte sich der Boß scheinheilig.
»Ich habe Karo Sieben erwischt, der Teufel soll’s holen!« jammerte das Greenhorn.
»Dann brauche ich ja keine mehr zu ziehen«, freute sich der Boß. »Die Sache ist klar: Killer-Bob legt den G-man um, Butch steht Schmiere! Wir anderen bereiten es vor und…«
»Und?« fragte Ralph Butcher mit zitternder Stimme.
»…und wir sind in der Nähe und passen auf, daß ihr zwei Feiglinge euch nicht verdrückt. Merkt es euch — wenn ihr euch schnappen laßt, verwandeln wir euch zusammen mit diesem Cotton in Kaffeesiebe!«
»Oh, Mann…«, jammerte Killer-Bob.
»Wie geht es jetzt weiter?« wollte Charly Cornell wissen.
»Wir rufen jetzt mal das FBI an, vielleicht ist unser neuer Freund Cotton dort zu erreichen«, bestimmte Arnie Flowing.
***
»Bei der Marineinfanterie wärst du mindestens schon Master Sergeant und könntest brüllen wie ein Stier. Einen Orden hättest du außerdem!« grunzte mich mein Freund und Kollege Phil an.
»Warum?« fragte ich.
»Wegen deiner notorischen Dienstfreudigkeit, du Streber! Soviel ich weiß, hat dir der Chef heute nachmittag um vier Uhr dienstfrei bis morgen früh gegeben, damit du deinen altersschwachen Jaguar in deiner billigen Hinterhofwerkstatt notdürftig wieder fahrbereit machen lassen kannst. Und anschließend solltest du deine vom Fahren in diesem Vehikel schwerbeschädigten Bandscheiben bei einem ausgedehnten privaten Spaziergang und nachfolgendem erholsamen Schlaf regenerieren, oder?«
»Du hast recht, lieber Freund. Doch mir geht es wie dir. Ich kann mich von diesem Office nicht trennen. Auch du solltest ja schon vor Stunden…«
Phil unterbrach mich. »Ich habe wichtige Arbeit. Der Chef will morgen früh von mir einen Bericht über einen Mann haben, den es nicht gibt. Es gibt ihn aber. Du kannst die Unterlagen…«
Er stutzte und schaute den prallgefüllten Aktendeckel an, den ich in der Hand hielt.
»Was ist das, Jerry?«
»Die Rotlicht-Akte, Phil.«
»Aha«, nickte er, »die Rotlicht-Akte. Jetzt weiß ich es genau!«
Ich legte den Aktendeckel auf meinen Schreibtisch. »Ich wurde heute abend«, begann ich meinen Bericht, »Augenzeuge eines Mordes auf der Straße…«
»Sehr unvorsichtig von dem Mörder, in deiner Gegenwart sein Verbrechen zu begehen. Wie heißt denn diese Intelligenzbestie?«
»Die Intelligenzbestie heißt Jerry Cotton. Der Mann ist mir nämlich entkommen!«
Phil stieß einen kurzen Pfiff aus, ließ seinen Kugelschreiber fallen und schob den wichtigen Bericht über den Mann, den es nicht gibt und den es doch gibt, auf die Seite. »Das ist ein Ding!«
»Allerdings«, gab ich zu. »Es geschah so: Ich…«
Diesmal war es nicht mein Freund, der mich unterbrach, sondern das Telefon. Es klingelte
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