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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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Posten sein mußte, wenn mein Gegner aufkreuzte.
    Es war tröstlich zu wissen, daß er nicht ohne Geräuschaufwand in das Haus eindringen konnte. Ich würde ihn hören.
    Die Zeit verrann, der Nachmittag verstrich und die Dämmerung brach herein. Plötzlich hielt ich es in der schon stickig gewordenen Zimmerluft nicht mehr aus. Ich wollte noch einmal frische Luft schnappen, ehe es völlig dunkel wurde. Ich ging nach draußen und schaute mich sorgsam um. Dann pilgerte ich hinüber zu der Stelle, die einen weiten Blick auf den einzigen Zugang erlaubte. Auf dem Weg war niemand zu sehen. Ich legte mich wieder auf den Bauch, um dem Gegner kein Ziel zu bieten. Als das Land unter mir vom Dunkel verschluckt wurde, ging ich zurück in den Bungalow. Ich schloß hinter mir die Tür ab und setzte mich wieder in den Sessel.
    Es kann sein, daß ich vorübergehend in eine Art Halbschlaf gefallen war, aber plötzlich war ich hellwach. Ich vermochte nicht zu sagen, woran das lag. Ich war sicher, daß mich kein Geräusch geweckt hatte. Und doch war alles auf einmal ganz anders. Ich wußte, daß ich nicht mehr allein in dem Haus war.
    Sharon! Wie war er in den Bungalow gelangt? Er konnte doch nicht durch das Schlüsselloch geschlüpft sein! Meine Muskeln spannten sich. Ich atmete durch den geöffneten Mund, um mich nicht zu verraten und um besser zu hören.
    Plötzlich ertönte das Lachen. Es kam von der Türschwelle her. Ich blieb reglos sitzen, obwohl sich meine Nackenhaare sträubten. Es war Sharons Lachen. Es klang amüsiert und spöttisch, es enthielt aber auch einen Unterton von Verächtlichkeit.
    »Sie haben keine schlechte Arbeit geleistet, Cotton«, sagte er dann. »Ich hatte allerdings mehr von Ihnen erwartet.«
    Ich bewegte mich nicht. Ich wußte oder glaubte zu wissen, daß der Lauf einer Waffe auf meinen Rücken oder meinen Kopf zielte. Das war kein sehr angenehmes Gefühl. Sharon hatte keinen Grund, mich zu schonen. Er würde mit mir in der gleichen Weise wie mit Stapleton und den anderen verfahren.
    »Sie haben einen Fehler gemacht, Cotton«, belehrte er mich. »Sie haben den Geruch nicht einkalkuliert.«
    Von welchem Geruch sprach er? Im nächsten Moment wurde es mir klar. Nach der Arbeit hatte ich zwar das Sägemehl entfernt, aber der frische würzige Duft des zersägten Holzes hing noch immer in der Luft. Sharon hatte ihn sofort bemerkt und war dadurch gewarnt worden.
    Ich spürte, wie mich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit überkam. Sharon schien geradezu unbesiegbar. War er allein gekommen?
    »Sie sind sehr tüchtig«, sagte ich anerkennend und mit schwerer Zunge. Ich hatte plötzlich schrecklichen Durst, aber hier oben gab es kein Trinkwasser.
    »Ich kann Sie jetzt töten, Cotton — es wäre mein gutes Recht«, meinte Sharon langsam.
    Ich fühlte plötzlich, daß meine Stunde noch nicht geschlagen hatte. Sharon wollte mir noch eine Chance geben. Er wollte sich nicht um das Vergnügen bringen, mir ein weiteres Mal seine Überlegenheit demonstrieren zu können.
    »Ich könnte es tun«, fuhr er fort, »aber ich will darauf verzichten. Ein Toter am Tag ist genug. Ich spare Sie mir für morgen auf.«
    »Wie sind Sie hereingekommen?«
    Er kicherte. »Dieses Haus übte schon immer eine magische Anziehungskraft auf meine Gegner aus. Ich weiß nicht, warum. Wahrscheinlich fühlten sie sich hier oben in besonderer Weise geborgen.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Ich benutzte die offene Tür, als Sie in der hereinbrechenden Dunkelheit auf dem Bauch lagen und den Weg beobachteten«, antwortete Sharon. »Ich bin nicht auf dem Weg herauf gekommen, Cotton. Ich habe die steile Felswand auf der gegenüberliegenden Plateauseite benutzt.«
    »Das ist nicht wahr. Die Felswand steigt dort kerzengerade in die Höhe«, sagte ich.
    »Stimmt. Sie haben aber nicht genau hingesehen, sonst hätten Sie die Steigeisen bemerkt, die dort in regelmäßigen Abständen in den Fels getrieben wurden.« Er lachte abermals kurz und spöttisch. »Nachdem ich festgestellt hatte, wie beliebt der Bungalow ist, brachte ich sie vor einigen Monaten selber dort an. Es war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt kann man dort wie auf einer Leiter nach oben steigen. Ich schlich mich in das Haus, als Sie auf der Lauer lagen und mir den Rücken zuwandten.«
    »Finden Sie nicht, daß es Zeit wird, die Groteske abzubrechen?« fragte ich.
    »Das wäre nicht fair«, höhnte Sharon. »Denken Sie doch nur an die anderen! Denken Sie an Benson und Stapleton. Sie

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