Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sah nur das jähe Zusammenzucken seines Schattenbildes und schloß rasch die Augen. Meine Muskeln verkrampften sich. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich dem Tode so nahe wie nie zuvor.
    Erst dann hörte ich den Schuß.
    Er klang dünn und scharf und durchaus so, als habe er mit dem Geschehen hier oben nichts zu tun. Aber das täuschte. Hank Templeton war getroffen worden.
    Glücklicherweise löste sein Zusammenzucken nicht den von mir erwarteten und befürchteten Reflex seines Abzugsfingers aus. Blitzschnell wälzte ich mich auf den Rücken.
    Ich sah, wie Templeton mit weitaufgerissenen Augen und verzerrtem Mund über mich hinweg in die Tiefe stürzte. Ich nahm mir nicht die Mühe, ihm hinterherzublicken. Ich wußte, daß er eine Reise über achtzig Yard zurücklegen mußte, eine Reise ohne Wiederkehr.
    Der dumpfe ferne Aufschlag seines Körpers löste in mir ein leichtes Übelkeitsempfinden aus. Er hatte mich töten wollen, aber ich empfand das Geschehen weder als einen Triumph noch als eine Erleichterung. Vielleicht hatte ich etwas falsch gemacht. Vielleicht hatte ich nicht intensiv genug nachgehakt, als Templeton einen Wendepunkt seines Lebens erreicht hatte. Am verrücktesten war es jedoch, daß ich meine Rettung ausgerechnet einem Mann verdankte, der mich zu töten beabsichtigte.
    Sharon hatte mich nicht gerettet. Er hatte mich nur für den Höhepunkt seiner Jagd aufgespart.
    Ich wälzte mich vom Rand des Plateaus weg, vermied es aber, aufzustehen und dem Schützen ein Ziel zu bieten.
    Es gab keinen Zweifel, daß Ronald B. Sharon aus einem Gewehr mit Zielfernrohr geschossen hatte. Da einer solchen Waffe gewisse Grenzen gesetzt sind, war anzunehmen, daß Sharon in einer Baumkrone der nahen Hügelkette saß. Es war für ihn kein Problem gewesen, den aufrecht stehenden Templeton anzuvisieren.
    Ich kroch zurück in den Bungalow und atmete auf, als ich ihn erreicht hatte und die Tür hinter mir schließen konnte. Ich legte von innen den Riegel vor. Templeton hatte seine Pistole mit in den Abgrund gerissen, ich mußte mir also rasch etwas einfallen lassen, um den zu erwartenden Angriff meines Gegners wirksam begegnen zu können.
    Selbst wenn Sharon sofort losmarschierte, um das Plateau zu erreichen, mußte mir ein ausreichender Vorsprung bleiben, um Gegenmaßnahmen zu treffen. Ich bezweifelte allerdings, daß Sharon schnell zu handeln beabsichtigte. Er gehörte zu den Männern, die einen Genuß bewußt auskosten.
    Wahrscheinlich hatte ich bis tief in die Nacht hinein Zeit, möglicherweise sogar bis zum nächsten Morgen. Ich dachte daran, wie Templeton mich im Wohnzimmer erschreckt hatte.
    Wenn ich es schaffte, Sharon auf die gleiche Weise zu bluffen, bot sich mir eine reelle Gewinnchance.
    Ich entdeckte, daß der Bungalow teilunterkellert war. Unter dem Wohnzimmer befand sich der Heizungskeller. Das brachte mich auf eine Idee. Aus dem Schuppen holte ich mir den Werkzeugkasten und eine Säge.
    Sharon besaß Cleverness und Jagdinstinkt, aber er konnte nicht ahnen, daß Templeton die Leiche in den Schuppen gebracht hatte. Mich würde Sharon einer solchen Handlung nicht für fähig halten, und das mit Recht. Er setzte also voraus, daß der Tote noch in dem Wohnzimmerstuhl saß. Ich mußte mir diesen Umstand zunutze machen.
    Ich ging zunächst durch den Bungalow und überzeugte mich davon, daß alle Türen und Fenster von innen verriegelt waren. Nur die Terrassentür ließ ich offen, um frische Luft hereinzulassen. Dann stemmte ich im Wohnzimmer, zwischen Tür und Arm lehnst uhl, die Diele auf. Es war ein hartes Stück Arbeit. Anschließend sägte ich die Bretter und Stützbalken durch. Ich brauchte ungefähr zwei Stunden, um eine rechteckige Öffnung von etwa ein mal anderthalb Yard zu schaffen. Als ich damit fertig war, fühlte ich mich wie gerädert. Ich spannte eine dünne Schnur kreuzweise über das entstandene Loch und deckte das Ganze mit dem Teppich ab.
    Danach schloß ich auch die Terrassentür und die Läden sowie die Vorhänge. Im Zimmer wurde es dunkel. Ich trat auf die Türschwelle und musterte prüfend mein Werk. Ich war mit dem Erreichten zufrieden. Der Teppich lag ziemlich glatt über der Öffnung. Man mußte schon wissen, was los war, um die Falle zu bemerken.
    Ich streifte mein Hemd ab. Es war naß genug, um ausgewrungen zu werden. Dann setzte ich mich in den Stuhl des Toten und wartete. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie und wann Sharon kommen würde. Ich wußte nur, daß ich auf dem

Weitere Kostenlose Bücher