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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schmerzensschrei brachte die bisher noch ruhig gebliebenen Fluggäste endgültig aus dem Konzept. Von nun an schrie, redete, brüllte oder rief alles durcheinander.
    Nur Sam Turner blieb noch immer still. Er fuhr sich mit dem Jackettärmel einmal über die sonnengebräunte Stirn, während er unverwandt zum Fenster hinausstarrte und trotz der dichten Wolkendecke herauszufinden versuchte, was die Piloten mit dem Flugzeug gerade wieder anstellten.
    Himmel, Teufel und alle neunundneunzig Todsünden! schoß es ihm durch den Kopf. So schlimm hatten wir uns das doch nicht vorgestellt! Verdammt noch mal, diese verfluchten Idioten vorn im Cockpit bringen es noch fertig und jagen den Vogel im Sturzflug in die Äcker, die Seen oder die Wälder der Adirondacks. Wie konnte ich mich bloß auf so ein mörderisches Vorhaben einlassen?
    Er wollte aufstehen, um endlich die Initiative an sich zu reißen, aber irgendein neues verrücktes Flugmanöver preßte die Fluggäste in die Sitze.
    Irgendeiner der männlichen Fluggäste verlor die Nerven.
    »Das ist die Strafe für euer sündiges Leben!« kreischte er immer wieder. »Das ist die Strafe für euer sündiges Leben! Das ist…«
    »Halten Sie doch den Mund!« röhrte eine andere, sonore, aber ebenfalls aufgeregte Stimme. »Machen Sie die Leute nicht noch verrückter, als sie sowieso schon sind!«
    »Umkehren!« forderte eine schrille Frauenstimme. »Ich verlange, daß wir sofort umkehren!«
    Turner mußte ironisch grinsen. Als ob die Richtung der Maschine irgend etwas änderte, dachte er. Solange die Kerle da vorn an den Nachwirkungen ihres Kaffees leiden, solange können wir von Glück sagen, wenn der Vogel diese Belastungen überhaupt aushält.
    Für ein paar Minuten flog die Maschine plötzlich wieder ruhig. Die Aufregung und das Gezeter der Fluggäste legten sich etwas. Sam Turner glaubte, daß dies der richtige Augenblick sei. Er löste seinen Gurt, stand auf und hielt sich vorsichtshalber an der Rückenlehne des Sitzes vor ihm fest.
    »Ladys!« rief er mit hallender Stimme. »Gentlemen! Ich fürchte, ich muß Ihnen eine nicht eben gute Mitteilung machen. Ich bin seit achtzehn Jahren Pilot und kenne mich also mit Flugzeugen aus. Was Sie da eben erlebt haben — nun…«
    Alle hatten die Köpfe in seine Richtung gewandt. Die junge Stewardeß drückte ein weißes Spitzentaschentuch auf die blutende Wange. Selbst Professor Rutherford interessierte sich nicht mehr für seine Röntgenaufnahmen.
    »Was ist los, mein Junge?« rief ein vierschrötiger grauhaariger Mann, der vor Energie förmlich zu bersten schien.
    »Für das, was wir eben erlebt haben«, sagte Turner zögernd, »gibt es keine vernünftige Erklärung. Glauben Sie mir, ich verstehe etwas davon.«
    »Sie meinen, völlig ungewöhnliches Wetter?« piepste ein sommersprossiger Jüngling.
    »Mit dem Wetter hatte das überhaupt nichts zu tun. Wir fliegen so hoch, daß uns ein paar Windböen oder dergleichen nicht soviel ausmachen könnten.«
    »Was ist es dann? Ein Defekt in der Maschine?« fragte der Grauhaarige.
    »Auch nicht. Ich habe kein Anzeichen für einen Maschinenschaden entdecken können. Aber wir sind wahnsinnig enge Kurven geflogen, wir haben sogar — es ist unvorstellbar — wir haben einen richtigen Looping gedreht! Das müssen Flugzeugführer und Kopilot veranstaltet haben, meine Damen und Herren. Ich weiß nicht, wie sie so etwas tun konnten, aber sie haben es getan. Wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, im Cockpit müssen zwei Verrückte sitzen.« Seine ruhig und sachlich vorgetragene Behauptung erzeugte eine Art sprachlose Fassungslosigkeit. Alle starrten ihn aus großen, fragenden Augen an, und geraume Weile wagte niemand, die Stille zu unterbrechen. Bis der energische Mann mit dem dichten grauen Haar die linke Faust in die rechte Handfläche klatschte, daß es einen patschenden Knall gab.
    »Gut, daß Sie das sagen!« rief er mit seiner sonoren Stimme.' »Ich habe die ganze Zeit das Gefühl gehabt, daß wir von einer Kurve in die andere schaukelten, und ich habe mich gefragt, wozu der Quatsch nötig sein soll! Mitten in der Luft! Aber…«
    Er konnte seinen angefangenen Satz nicht beenden. Die Maschine schien sich plötzlich auf die linke Seite zu legen. Der Grauhaarige tastete nach einem Halt, fand keinen und stürzte in den Mittelgang. Die anderen fingen wieder an, angsterfüllt zu kreischen. Der Gestrauchelte fluchte lautstark. Das Baby hörte nicht auf zu plärren. Eine Stewardeß rief immer wieder,

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