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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie ein drittklassiger Kneipenwirt, und genau das war er auch. Er hatte nur im Moment den richtigen Dreh erwischt und machte damit eine Menge Geld.
    »Hallo, G-man!« begrüßte er mich grinsend und schwenkte eine seiner teuren Zigarren durch die Luft. »Wieder einmal im Lande? Privat, wie ich hoffe! Haben Sie bemerkt, wie voll mein Schuppen ist? Kokos Nummer ist die heißeste Sache in der Stadt. Einfach super.«
    Er stieß mit der Zigarre durch die Luft und wies auf ein Plakat, das hinter mir an der Wand hing. Es zeigte eine Stripperin, die kokett über ihre Schulter blinzelte. Ich mußte mich setzen. Das Girl auf dem Plakat war Cynthia Swift.
    »Seit wann tritt sie hier auf?« erkundigte ich mich.
    »Seit fünf Wochen. Vorher arbeitete sie in Denver.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    Pinky blickte auf seine Uhr. »In ihrer Garderobe, nehme ich an. In fünf Minuten tritt sie auf. Wir sehen sie uns gemeinsam an! Seit einigen Tagen läuft Kokos Batman-Nummer. Koko spielt das Batman-Weibchen. Mit Gesichtsmaske und Pelerine, enorm aufregend! Wirklich Klasse. Sie weiß genau, wie weit sie dabei gehen darf.«
    »Sie heißt Cynthia Swift, nicht wahr?« Pinky schien enttäuscht. »Oh, Sie kennen die Puppe? Ich glaubte, Ihnen eine Attraktion bieten zu können.«
    »Mit wem ist sie befreundet?«
    »Meines Wissens hat sie keinen festen Scheich. Die Männer reißen sich natürlich um sie. So etwas stumpft ab. Koko tritt nur zwischen eins und drei Uhr auf — jede Nacht dreimal. In dieser Zeit macht sie eine Menge Geld. Das genügt ihr. Sie sieht aus wie ein Vamp und macht die Männer verrückt, aber ich wette, daß sie nur ihre Aussteuer zusammenspart und eines Tages eine brave Ehefrau sein wird.«
    »Was ich nicht zu bezweifeln wage«, meinte ich. »Und wie steht es mit Myrna Collins?«
    Pinky legte seine Stirn in Falten. Es war zu merken, daß ihm die Frage nicht gefiel. »Ich habe das Foto der Ärmsten in der Nachtausgabe gesehen. Schade um das Mädchen! Sie kam manchmal zu mir herein — in die Bar, meine ich. Stets guter Dinge! Flirtete mal mit diesem und mal mit jenem. Tanzte gern. Nettes Mädchen, wirklich. Und nun endet sie auf diese Weise…« Er schüttelte betrübt den Kopf und sah aus, als kämpfe er plötzlich mit den Tränen.
    »Was ist mit Parker?« fragte ich.
    »Parker?« fragte Pinky. »Ich kenne keinen Parker.«
    »Er ist, ich meine war — Myrnas Chef. Er ist mal mit Myrna in Ihrem Lokal gewesen und hier fotografiert worden.«
    »So? Viele Gäste lassen sich knipsen. Das ist Eddys Geschäft. Er arbeitet nur für mich. Hat sogar seine Dunkelkammer hier. In letzter Zeit benutzt er sie nur noch selten, denn er fotografiert neuerdings mit einer Polaroid-Kamera. Kann schon sein, daß Eddy die beiden fotografiert hat. Warten Sie, jetzt erinnere ich mich, Myrna mal mit einem Alten gesehen zu haben, rundes Gesicht und vorstehende hellblaue Augen — ist er das?«
    »Genau«, nickte ich.
    »Die beiden waren sehr vergnügt, aber das war nichts Besonderes. Myrna war fast immer guter Laune.« Er blickte auf seine Uhr. »Sehen wir uns Kokos Auftritt an.«
    Wir verließen das Office. Das Lokal war bereits abgedunkelt. Ein Spotlight lag auf der gläsernen Tanzfläche. Soweit ich in der rauchgeschwängerten Luft erkennen konnte, war jeder Stuhl besetzt. Die kleine Kapelle intonierte das verjazzte Motiv der Batman-Fernsehserie. Dann glitt das Girl herein, getragen von einem leisen, aber rasch anschwellenden Trommelwirbel. Sie machte geschickt die eleganten, fließenden Bewegungen des Fledermausfluges nach. Über der Gesichtsmaske, die nur die Augen und den roten Mund freiließ, leuchtete das kastanienbraune Haar. Der Auftritt war gekonnt, frech zwar, aber nicht anstößig, brillant einstudiert und beinahe fehlerlos vorgetragen. »Hm«, brummte Pinky neben mir und nuckelte an seiner Zigarre. »Sie war schon besser.«
    Gegen Schluß des Auftritts fiel die Pelerine — mehr nicht. Das Girl hatte eine Figur, die sich sehen lassen konnte, aber der Applaus war eher höflich als begeistert. Es schien fast so, als hätten sich die Zuschauer mehr versprochen. »Sie war schon besser — viel besser!« wiederholte Pinky muffelnd.
    »Ich möchte mit ihr sprechen. Wo sind die Garderoben?«
    »Folgen Sie mir«, meinte Pinky. Wir gingen durch sein Privatbüro und gelangten in einen schmalen Korridor. Am Ende des Ganges war eine Tür. Sie mündete in einen zweiten, etwas breiteren Korridor, der an beiden Seiten numerierte Türen hatte. Wir stoppten

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