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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augen, als könnte sie damit der Wirklichkeit entfliehen. Pinky richtete sich auf. »Phantastisch«, murmelte er. »Jetzt möchte ich nur einmal wissen, wie oft das Publikum und ich von den Puppen über das Ohr gehauen worden sind! Mir kam die Sache ja gleich komisch vor. Koko tanzt anders. Raffinierter, aufreizender. Wenn die ihre Show hingelegt hat, sind die Männer ganz verrückt. Den Beifall sollten Sie mal hören, G-man! Jetzt möchte ich bloß wissen, wo Koko steckt und was das alles bedeuten soll.« Ich hörte kaum auf das, was Pinky sagte. Ich starrte nur das Girl an. Unter ihrer ‘dicken Schminkschicht sah man die Blässe der Haut. »Ich bin Jerry Cotton vom FBI«, stellte ich mich vor. »Wie heißen Sie?«
    »Sheila«, antwortete sie leise und rieb sich plötzlich den Hals. »Sheila Brendan. Ich — ich hatte mich nur in der Tür geirrt. Ich kam hier herein und stolperte über die beiden Männer. Sie fragten gar nicht erst, was ich wollte. Sie fielen einfach über mich her und warfen mich zu Boden. Sie wollten wissen, weshalb ich ihnen nachspionierte. Einer riß mich wieder hoch und stieß mich gegen die Wand. Ich wollte schreien, aber ich brachte keinen Laut heraus. Was danach kam, weiß ich nicht mehr. Ich bin ohnmächtig geworden, nehme ich an. Wo sind die Männer? Sie führten sich wie die Berserker auf…«
    »Sahen Sie sie zum erstenmal?« wollte ich wissen.
    »Ja«, erwiderte das Girl. Sie wollte sich erheben. Ich war ihr dabei behilflich. Während ich sie stützte, schaute ich mich in der Dunkelkammer um. Neben der üblichen Ausrüstung standen an einer Wand vier olivgrün gestrichene Karteischränke. Drei Schubladen waren herausgezogen. Der Inhalt bestand aus Negativtaschen. Einige davon lagen auf dem Boden. Es war mir klar, daß die Gangster die Kästen nach einem Filmnegativ durchwühlt hatten.
    »Wie oft haben Sie mich schon hereingelegt?« fauchte Pinky das Girl an. »Wie oft sind Sie an Kokos Stelle aufgetreten?«
    »Heute zum erstenmal«, meinte das Girl. »Was ich jetzt brauche, ist ein Whisky…«
    Wir gingen in Pinkys Office. Das Girl setzte sich in den Besucherstuhl. Ich ließ mich auf der Schreibtischkante nieder. Pinky trat ans Telefon und bestellte beim Barkeeper drei Whiskys.
    »Ich kenne Cynthia von früher her, aus der Ballettschule«, berichtete Sheila. »Wir freundeten uns schon damals an. Eine Zeitlang waren wir in der gleichen Truppe beschäftigt. Als ich vor einem Jahr heiratete, riß unsere Verbindung vorübergehend ab. Ich hörte nur selten von ihr, aber wir trafen uns gelegentlich in meiner Wohnung. Ich gestand Cynthia, wie sehr ich mich manchmal langweile und zuweilen nach einem Auftritt sehnte. Cynthia lachte darüber und versprach mir, daß ich gelegentlich für sie einspringen könnte. Ich sah mir an, was sie tanzte, und prägte mir die Choreographie genau ein. Ich bin Profi, wissen Sie, da begreift man schnell, worauf es ankommt. Na ja, und heute war so eine Gelegenheit. Cynthia überließ mir ihr Kostüm. Ich mußte mir nur eine Perücke aus kastanienbraunem Haar leihen. Mein Mann arbeitet im Nachtdienst. Er verdient nicht gerade umwerfend viel. Für den Auftritt soll ich fünfzig Dollar bekommen. Natürlich griff ich zu.« Sie errötete. »Jack, das ist mein Mann, darf davon allerdings nichts wissen. Er würde es nie billigen, daß ich in einer Nachtbar auftrete.« Sie seufzte. »Nach meinen Erfahrungen von heute dürfte es wohl auch der letzte Auftritt dieser Art gewesen sein«, schloß sie.
    »Kennen Sie Cynthias Freunde?« fragte ich sie.
    »Nein, Sir.«
    Ich notierte mir ihre Anschrift und nahm mir vor, mit Sheila Brendan nochmals zu sprechen. Die Tür öffnete sich. Ein Mann mit einer Arzttasche trat ein. »Ah, Dr. Alberts«, rief Pinky aus. »Es tut mir leid, daß ich Sie umsonst bemühen mußte… aber der jungen Dame war schlecht geworden, und wir machten uns ihretwegen ernsthafte Sorgen. Wie Sie sehen, ist sie aber schon wieder wohlauf.«
    Der Arzt stellte ein paar Fragen und verschwand dann wieder. Danach kam der Ober mit den Whiskys. Die Tänzerin leerte ihr Glas mit drei langen, gierigen Zügen. Ich wandte mich an Pinky. »Wo steckt dieser Eddy und wie heißt er mit vollem Namen?«
    »Edward Sponza. Eddy ist okay… krumme Sachen liegen ihm nicht, G-man. Vermutlich hängt er irgendwo im Lokal herum. Er hält es stundenlang an der Theke aus, aber er trinkt dabei nie mehr als ein oder zwei Bier.«
    Ich erhob mich. »Tun Sie mir einen Gefallen, Pinky.

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