Jerry Cotton - 0567 - Auf Bestellung eine Leiche
abgelegt. Nun, der Beamte, der das Geständnis aufnahm, versuchte daraus etwas Kapital für sich selbst zu schlagen. Er verkaufte die Unterlagen in die Staaten — und so kriegten ,wir sie in die Hände. Das Geständnis enthält auch die Adressen der Häuser, in denen die Mädchen jetzt leben, und sogar ein Foto von Betty Gates in ihrer Dienstkleidung.« Chilton lachte häßlich. »Man zahlte dir zwölftausend Dollar einschließlich aller Spesen für das Mädchen. Heute liegt ihre Taxe bei knapp dreihundert Pesos.«
Brook zog ein Taschentuch und tupfte sich die Stirn ab.
»Südamerika ist weit. Wir leben in den USA.«
»Wie schlau du bist, Lyonel! Nick, Jerome und ich können dir deinen kleinen Mädchenhandel nicht ankreiden — so denkst du. Du hast sogar recht. Selbst können wir gar nichts unternehmen. Nicht einmal die übriggebliebenen Mädchen könnten wir aus dem Süden zurückholen. Die Leute, die dort unten das Geschäft in der Hand haben, würden uns mächtig auf die Finger klopfen. Nein, alter Freund, wir sind, falls du nicht zahlst, entschlossen, andere Leute für uns die Arbeit machen zu lassen. Leute, die über die Mittel verfügen, die Mädchen ’rauszuholen und gegen dich als Zeuginnen auftreten zu lassen.«
Chilton nahm den Hörer vom Telefon, das zwischen ihm und Brook stand, wählte eine Nummer und sagte: »Hallo, FBI? Verbinde mich mit eurem Prachtstück! Wen ich damit meine? Natürlich diesen verdammten Gauner Cotton!«
Während die Zentrale des FBI die Verbindung herstellte, drückte Chilton den Knopf der Lautsprecheranlage. »Du kannst mithören, Lyonel. Ich lege die Karten offen auf den Tisch.«
»Hallo, Cotton!« schrie er in die Muschel. »Hier spricht Herbie Chilton. Zuletzt knieten Sie vor drei Wochen auf meiner Seele herum, um mir ’ne Belastungsaussage gegen Lyonel Brook zu entwinden. Ich sagte Ihnen, Sie sollten sich zum Teufel scheren. Inzwischen habe ich es mir vielleicht überlegt. Möglich, daß ich Ihnen sehr bald einen Haken liefere, mit dem Sie Lyonel fangen können. Fragen Sie mich nicht nach Einzelheiten! Ich melde mich selbst in genau einer Woche vielleicht.« Er hieb den Hörer in die Gabel.
»Weißt du jetzt, wie wir Vorgehen werden? Wenn du nicht zahlst, knallen wir dem FBI den Aktenkoffer auf den Tisch. Nach dem ersten Blick in die Unterlagen werden die Jungs im Raketentempo angezischt kommen und dich ein-, kassieren. Dann holen sie deine liebe Verwandte Betty und die beiden anderen Mädchen zurück. Spätestens nach drei Monaten stehst du wegen Mädchenhandels vor Gericht, und ich schätze, daß die Geschworenen dich für den Rest deines Lebens hinter Gitter schicken werden.«
»Ich nehme euch mit«, knirschte Brook.
»Dieses Risiko haben wir einkalkuliert, alter Junge. Aber Nick, Jerome und ich werden uns gegenseitig entlasten, falls du wirklich alte Sachen gegen uns auffährst. Wir haben niemand umgebracht, Lyonel. Die Gesichtsfassaden, die wir in deinem Auftrag ruinierten, zählen vor Gericht nicht viel.«
Jetzt erst verschwand das Grinsen aus Chiltons Gesicht. »Wir geben dir eine Woche Zeit. Bis dahin wünschen wir dreihunderttausend Dollar als erste Anzahlung zu sehen. Über den Rest lassen wir mit uns reden. Wir wollen nicht dein Geschäft ruinieren.« Er streckte die linke Hand aus. »Und mir, Lyonel, gibst du dreitausend Dollar sofort.«
Mechanisch zog Brook eine Schublade seines Schreibtisches auf, ergriff ein Bündel Geldscheine und legte es in Chiltons Pranke.
»Nett von dir, Lyonel. Ich habe das Gefühl, wir werden uns ohne große Umstände einigen und können die FBI-Jungs ablaufen lassen.« Er wuchtete seinen Körper von der Schreibtischkante hoch, hob den Zigarrenstrunk und sagte: »Kalt schmecken mir die Dinger immer noch nicht, aber ich will mir das Rauchen abgewöhnen. Seit drei Monaten kaue ich nur noch auf Zigarren herum.« Er warf zielsicher die am Mundende zermalmte Zigarre in den Aschenbecher. »In einer Spitze kannst du sie noch rauchen, Lyonel!« schrie er und stieß ein brüllendes Gelächter aus über seinen eigenen Witz.
»Ich rauche längst nicht mehr«, sagte Brook leise. Er sah dem wuchtigen Schläger nach, als der zur Tür ging. Als Chilton sich noch einmal umdrehte und winkte, winkte Brook sogar schwach zurück. Als die Tür zugeflogen war, sprang Brook auf. Hastig lief er zum Schreibtisch zurück, kramte aus seiner Jackentasche einen Zettel und hielt ihn dicht vor die kurzsichtigen Augen. Unbeholfen setzte er sich auf die
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