Jerry Cotton - 0567 - Auf Bestellung eine Leiche
schlug um sich. »Sie unverschämter Lump! Lassen Sie mich los! Nehmen Sie Ihre dreckigen Pfoten weg!«
Ihr Vater kam um den Tisch herum. In der rechten Hand hielt er einen Brieföffner. »Ich bring’ dich um«, japste er. »Laß Constance los, oder ich bringe dich um.«
Chilton stand mit einem Ruck aus dem Sessel auf, hob das Mädchen mit hoch und stellte es auf die Füße. Dann ließ er Constance los. Mit einem schnellen Schritt wich sie zur Seite, von Chilton weg.
»Wolltest du wirklich mit dem Ding auf mich losgehen?« lachte Chilton. »Du weißt doch, Lyonel, daß du von solchen Sportarten nichts verstehst.«
»Ruf die Polizei, Vater!« schrie Constance.
Brook öffnete die Finger. Der Brieföffner klirrte auf die Schreibtischplatte. »Laß uns allein, Connie!« sagte er müde. »Geh, bitte! Ich habe mit dem Mann etwas zu besprechen.«
Das Mädchen strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und blickte von einem zum anderen. »Na schön«, sagte es langsam, »aber es wäre ein Fehler, wenn du dich von diesem Kerl einschüchtern ließest. Ich fürchte mich jedenfalls nicht vor ihm.«
»Fein«, grunzte Chilton, »dann komm bei nächster Gelegenheit mal bei mir vorbei.«
Constance Brook verließ wütend das Büro. An der Tür wandte sie sich noch einmal um. Chilton warf ihr einen Kuß zu: »Bis später, Süße!« Constance riß die Tür hinter sich ins Schloß.
»Wieviel, damit ihr die Hände von Constance laßt?« fragte Brook müde.
»Du bist noch immer der alte Schlaukopf, Lyonel. Nick, Jerome und ich könnten keinen größeren Fehler machen, als deine hübsche Tochter anzurühren. Du würdest sofort nach der Polizei rufen, und die Schnüffler hetzten uns als Kidnapper und Mädchenschänder quer durch die Staaten. Nein, Lyonel, wir werden dich nicht auf so billige Art erpressen. Schließlich haben wir von dir gelernt.«
Chilton setzte sich auf die Schreibtischkante. »Seit mindestens zehn Jahren stehst du auf dem Wunschzettel der Polizei ziemlich weit oben. Die Schnüffler wissen genau, was für ein großer Gauner du bist, aber im illegalen Spielgeschäft bleiben höchstens einmal ein paar kleine Fische im Netz der Polizei hängen. Die Bosse sind praktisch unerreichbar, weil sie sich nie direkt ins Geschäft einschalten, sondern mit vielen Mittelsmännern arbeiten. Selbstverständlich könnten Nick, Jerome und ich vor einem Gericht gegen dich aussagen, aber diese Aussagen würden uns selbst natürlich stark belasten.«
Er entriß seinen Zähnen die Zigarre und fuchtelte damit vor dem Gesicht von Brook herum. »Zum Glück hast du nie der Versuchung, Geld zu machen, widerstehen können, gleichgültig, wie stinkend die Gelegenheit war. Vor acht Jahren, Lyonel, hast du sechs Mädchen nach Südamerika verkauft.«
Brook prallte zurück, als habe ein Faustschlag sein Gesicht getroffen. Er öffnete den Mund, der viel zu klein war im Verhältnis zu seinem fleischigen Gesicht. Chilton ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Spar dir die Luft für deine Lügen! Zwei der Girls waren Verwandte eines Mannes, der bei dir mit zweitausend Dollar Spielschulden in der Kreide stand, und du nahmst die Mädchen gewissermaßen in Zahlung. Drei deiner Opfer waren aus dem Osten Europas. Sie hielten sich illegal im Land auf, und du konntest mit ihnen umspringen, wie du wolltest. Das sechste Mädchen, Lyonel Brook, hieß Betty Gates und war sogar eine entfernte Verwandte von dir. Betty kam aus einem kleinen Dorf im Mittelwesten zum reichen Onkel nach New York in der Hoffnung auf einen Job. Du schicktest sie zu einer angeblichen Tanzausbildung nach Südamerika. Dort mußte sie den miserabelsten Beruf dieser Welt ausüben.«
»Ich weiß nicht, was solche unsinnigen Geschichten sollen, Herbie«, stammte Brook.
»Nick, Jerome und ich verwahren einen kleinen Aktenkoffer mit einem guten Sicherheitsschloß. In diesem Koffer befinden sich drei Dutzend Dokumente und Fotografien, die lückenlos beweisen, daß du damals die sechs Girls verschachert hast. Drei Mädchen leben nicht mehr. Es ist scheußlich ungesund für ein Girl, den Matrosen in den Häfen an der Pazifikküste die Zeit zu vertreiben. Aber von den noch lebenden Mädchen existieren Erklärungen, die vor einem Notar abgegeben worden sind und in denen du beschuldigt wirst. Diese Erklärungen besitzen wir, auch eine von Betty Gates. Außerdem hat der Kapitän des Bananendampfers, der vor acht Jahren deiae lebende Fracht übernahm, vor der Polizei seines Landes ein Geständnis
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