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Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe

Titel: Jerry Cotton - 0568 - Die unheimliche Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ging darauf zu und öffnete die Tür. Dahinter führte eine Stahltreppe steil nach oben.
    Nun hörte ich das Wimmern wieder. Offenbar kam es von einer Frau.
    Ich kletterte rasch die Leiter hinauf und gelangte in einen von Neonröhren erhellten Duschraum. Das Girl lag nur fünf Schritte von mir entfernt auf den weißen Bodenkacheln. Sie wandte mir den Rücken zu und schluchzte haltlos. Ihr Kopf lag in der Beuge des Ellenbogens, und ihre Schultern zuckten unaufhörlich.
    Ich ging auf sie zu. »Hallo«, sagte ich halblaut.
    Das Girl zuckte herum und starrte mir in die Augen. Es war Sylvia Wynham, das Mädchen aus Berrys Wohnwagen.
    »Mr. Cotton!« stieß sie hervor. Sie war leichenblaß. Ihr hübsches, sonst so leeres Gesicht war diesmal gezeichnet von Furcht und Terror.
    Ich half ihr auf die Beine. Sie klammerte sich an mich wie eine Klette. »Sehen Sie doch!« würgte sie halb erstickt hervor. Ich folgte ihrem Blick.
    Die Längsseite des Duschraumes war in schmale Duschboxen aufgeteilt, die nach vorn hin offen waren. Die Box, die uns genau gegenüberlag, war nicht leer. Am oberen Befestigungshaken des Zuleitungsrohres war ein Ledergürtel befestigt. In der unteren Schlaufe hing ein junger Mann. Sein verquollenes Gesicht zeigte, daß er keinen angenehmen Tod gehabt hatte.
    Trotzdem war es nicht schwierig, den jungen Mann im schwarzen Rollkragenpulli zu erkennen. Es war der Mann, der sich kurz und bündig Berry genannt hatte. Sein richtiger Name lautete Bert F. Ryggers.
    In meinem Mund bildete sich ein galligbitterer Geschmack. Der Chef der »Killer« war gekillt worden.
    Ich schob Sylvia behutsam beiseite ynd trat auf den Toten zu.
    »Lassen Sie uns von hier Weggehen«, schluchzte Sylvia hinter mir. »Ich sterbe sonst vor Angst!«
    ***
    Ich führte das Girl hinaus. »Gibt es hier irgendwo ein Telefon?« fragte ich sie.
    »Woher soll ich das denn wissen?« stammelte sie. Sie klammerte sich an mich, als wollte sie mich nie wieder loslassen.
    »Wo ist Vicky?« wollte ich wissen.
    »Vicky?« fragte sie verständnislos.
    »Vicky Ramsgate«, sagte ich ungeduldig. »Eines von Berrys Modellen. Ich weiß, daß sie hier ist oder hier war.«
    »Ich kenne sie nicht. Ich habe niemand gesehen«, erklärte Sylvia.
    Im Korridor brannte Licht. Es war ein anderer als derjenige, durch den ich ins Gebäude gekommen war. Ich rüttelte an einigen Türen. Sie waren verschlossen.
    »Was wollten Sie hier?« fragte ich Sylvia.
    »Berry wollte mir etwas verkaufen.«
    »Koks?«
    »Warum fragen Sie, wenn Sie’s so genau wissen?« schmollte Sylvia.
    »Geben Sie mir mal Ihre Handtasche«, befahl ich. Sylvia gehorchte. Ich öffnete die kleine braune Ledertasche. Darin befand sich eine Rolle mit Banknoten, die von einem Gummiband zusammengehalten wurden. Ich zählte genau fünfhundert Dollar.
    »Mit soviel Geld laufen Sie nachts herum?« fragte ich Sylvia.
    »Berry sagte mir, daß er verschwinden müßte und Geld brauchte«, meinte sie. »Er wollte mir seinen ganzen Vorrat verkaufen, deshalb bin ich hergekommen.«
    »Wann hat er Sie angerufen?«
    »Heute nachmittag, so gegen fünf, würde ich sagen«, erwiderte das Girl. Es hatte sich etwas beruhigt.
    »Versuchen Sie sich genau an den Wortlaut des Gesprächs zu erinnern«, bat ich sie.
    »Er war ziemlich aufgeregt. ,Du weißt, was ich für ’n Ding gedreht habe, sagte er. ,Ich muß aus New York verschwinden, bin aber ziemlich blank. Wenn du willst, verkaufe ich dir den Koks, den ich noch habe. Du kriegst das Zeug zum Einkaufspreis. Komm heute nacht um dreiundzwanzig Uhr ins Rice-Stadion, dort findest du mich. Benutze das Tor F, es ist offen. Na ja, er beschrieb mir genau, wie ich hereinkommen soll, und daran habe ich mich gehalten…«
    »Sie waren allein?«
    »Natürlich, solche Geschäfte pflegt man unter vier Augen abzuwickeln.«
    »Hatten Sie keine Angst?«
    »Ich bin vor Furcht fast umgekommen, aber ich wollte das Zeug haben, um jeden Preis, und außerdem traute ich Berry. Er war nicht schlecht.«
    »Er handelte mit Koks — und er weiß, wer Ramsgate ermordet hat«, sagte ich.
    »Es war Notwehr! Er hat es mir am Telefon versichert.«
    »Wenn man bedenkt, daß er Ihnen nur seinen Koks verkaufen wollte, war er recht gesprächig«, stellte ich fest. »Sind Sie ganz sicher, daß es Berry war, der Sie angerufen hat?«
    »Aber ja! Er hat doch seinen Namen genannt.«
    »Den kann jeder leicht mißbrauchen. Haben Sie seine Stimme erkannt?« Sylvia wurde unsicher. »Berry rief mich zum erstenmal an, und

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