Jerry Cotton - 0570 - Das Rezept des Teufels
nicht, was noch passieren wird. Ich muss Ihnen nur sagen, dass Sie in Ihr Haus fahren sollen. Später werde ich Sie wieder anrufen und Ihnen die Forderungen des Mannes bekannt geben.«
»Wann, Henry?«
»Später. Ich muss jetzt Schluss machen, Dean. Er verlangt…«
Die Verbindung riss ab.
Direktor Dryman schaltete das Gerät aus.
»War das zweifelsfrei Henry Fullborn?«, fragte ich.
»Zweifelsfrei. Die leichten Zischlaute, die Sie hörten, sind nicht durch einen Fehler am Gerät bedingt. Es handelt sich vielmehr um einen ganz leichten Sprachfehler Henry Fullborns. Daran erkenne ich ihn sofort. Einem Fremden fällt dieser Fehler wahrscheinlich gar nicht auf. Es war Hemy Fullborn, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Er wird später anrufen«, überlegte Phil laut, »um die Forderungen des Mannes durchzugeben. Das bedeutet, dass die Gangster ihren Plan geändert haben.«
Dryman hob fragend die rechte Augenbraue.
Ich berichtete ihm schnell, was wir im Laufe der Ermittlungen gegen die Steinberg-Gang herausgefunden hatten und das wir den Plan des Giftgasangriffes auf einen Geldtransporter bis in alle Einzelheiten kannten. »Steinberg selbst verweigerte zwar jede Aussage, aber ein gewisser Paul Widmark hat alles erzählt, was er wusste. Leider weiß er nicht alles. Die Verbrecher im Hintergrund sind ihm unbekannt.«
Direktor Dryman, der energiegeladene Manager, erschien plötzlich müde und um Jahre gealtert. Er strich sich mit der Hand über die Stirn. »Giftgasangriff auf einen SCC-Transporter«, murmelte er nachdenklich.
»Ja. Gelbkreuz mit einer Injektionsspritze durch die Gummidichtung der Seitenscheiben im Führerhaus, nachdem vorher durch einen Angriff von oben die Antennenleiste auf der Vorderkante des Fahrerhauses durchgeschnitten worden ist« verriet Phil die Einzelheiten.
Dryman schüttelte den Kopf. »Dann hat Henry Füllhorn also geredet«, sagte er erschüttert. »Nur er kannte diese Einzelheiten der Konstruktion.«
»Ja, er muss geredet haben«, gab ich zu. »Vergessen Sie aber nicht, dass er sich jetzt seit mindestens siebzehn Stunden in der Gewalt von Verbrechern befindet, die vor nichts zurückschrecken. Sie können ihm keinen Vorwurf machen.«
Der Direktor nickte. »Ja, Sie haben recht. Was soll ich tun?«
Es gab nur eine einzige Möglichkeit.
»Führen Sie die Anweisung aus und fahren Sie in ihr Haus. Sie werden natürlich von jetzt an keinen Moment ohne unsere Überwachung sein. Vorerst wird Mr. Decker bei Ihnen bleiben, der möglicherweise später durch einen anderen Kollegen abgelöst wird. Ich werde in der Zwischenzeit alle notwendigen Maßnahmen in die Wege leiten.«
»Sollten wir nicht auch das Werk überwachen?«, meinte Phil.
»Die Arbeit ruht seit vierzig Minuten«, erläuterte Direktor Dryman. »Wir arbeiten nur in Tagschicht. Jetzt befindet sich praktisch nur der Werkschutz im Gelände. Ein paar leitende Angestellte und Miss Frigerator wurden allerdings von mir gebeten, sich vorerst zur Verfügung zu halten.«
»Können Sie diesen Apparat in ihr Haus umschalten?« Ich deutete auf das Telefon auf seinem Schreibtisch.
»Nein«, sagte er. »Anrufe, die nachts ankommen, werden vom Werkschutz angenommen.«
»Ich möchte nicht, dass ein etwaiger Anruf der Entführer beim Werkschutz ankommt. Es wäre mir aber angenehm, wenn dieser Apparat besetzt wäre. Lässt sich das ermöglichen?«
»Miss Frigerator wird das sicher gern übernehmen«, sagte er. Er drückte auf einen Knopf.
Die Sekretärin mit dem kühlen Namen kam herein. Sie war einverstanden.
Ich gab noch ein paar Anweisungen, dann wandte ich mich zur Tür. Ich musste zum Districtgebäude zurück, um alle Vorbereitungen für die kommenden Aktionen zu treffen.
Als ich schon fast im Vorzimmer stand, fiel'mir noch etwas ein. Ich dachte an synthetisch hergeselltes Curare, an die teuflisch präzis funktionierenden Molotow-Cocktails und an die Sache mit dem Gelbkreuz.
»Sagen Sie, kennen Sie einen Chemiker, der auf die schiefe Bahn gekommen sein könnte?«, fragte ich Mr. Dryman.
»Einen Chemiker?«, fragte er verwundert.
Ich nickte ihm zu. »Schon gut. Es war nur eine Frage.«
***
»Die zwei Stunden sind um«, sagte der Konstrukteur Henry Fullborn leise.
Der Mann mit den unheimlichen Augen hinter der dicken Brille nickte. »Sie sind um, und Henry Fullborn lebt noch.«
Füllhorn lachte sarkastisch. »Weil er noch gebraucht wird. Aber wie lange noch?«
Der Mann mit der Brille zuckte mit den Schultern. »Ich weiß
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