Jerry Cotton - 0570 - Das Rezept des Teufels
Kopf. »Nein, aber ebenso teuflisch. Es handelt sich um das Nervengift Curare, und zwar in diesem Fall aus verschiedenen Strychninverbindungen synthetisch hergestelltes Curare in einer absolut tödlichen Menge.«
»Danke, Doc, das genügt uns vorerst«, sagte Mr. High. Er klopfte mit dem Kugelschreiber auf den Schreibtisch und meldete sich damit gewissermaßen selbst zu Wort. »Es steht inzwischen fest, dass dieses Curare injiziert wurde. Diese beiden Kollegen«, - er wies mit der linken Hand auf die beiden Sergeants aus Queens - »haben gestern am späten Abend auf dem Southern Parkway in unmittelbarer Nähe des Kennedy Airport einen roten Chevrolet bemerkt, der durch grob verkehrswidrige Fahrweise auffiel. Sie verfolgten den Wagen mit ihrem Streifenwagen und fanden kurz darauf am Rande der Fahrbahn eine weibliche Leiche, die nach dem Urteil der Beamten aus einem fahrenden Wagen geworfen und dabei ein Stück mitgeschleift worden sein muss. Die Mordkommission stellte einen auffälligen Injektionsstich am linken Arm fest. Zuerst wurde ein Verkehrsunfall mit anschließender Unfallflucht angenommen, zumal man in der unbekannten Toten eine unter Rauschgift stehende Landstreicherin vermutete. Erst heute Vormittag, nachdem aufgrund der Meldung einer Hubschrauberbesatzung der rote Chevrolet aus der Jamaica Bay geborgen worden war und wir uns einschalteten, wurden entsprechende Ermittlungen angestellt. Die Frau auf dem Highway starb an Curare.«
Ich wollte etwas sagen, doch es klopfte, und Kollege Dockerful, unser Printexperte, kam herein. Er wollte dem Chef ein Blatt Papier reichen.
»Berichten Sie bitte«, sagte Mr. High jedoch.
Dockerful räusperte sich. »Die Fingerabdrücke auf der Injektionsspritze aus dem Wagen in der Jamaica Bay sind trotz der kurzfristigen Salzwassereinwirkung einwandfrei erhalten. Ich habe mir die Rückfrage anhand der Formel jedoch ersparen können, da der Mann, dem die Prints gehören, gerade erkennungsdienstlich ermittelt wurde.«
Mich riss es vom Stuhl. »Wer?«, platzte ich heraus, obwohl der Chef die Leitung der Besprechung hatte.
»Der Mann ist tot, Jerry. Es ist, nein es war ein gewisser Norman Shild, der Mann also, der in deinem Billardsalon von seinem eigenen Boss erschossen wurde, wie aus deinem Laufzettel hervorgeht.«
»Das gibt es doch nicht«, wunderte sich Phil.
»Doch«, sagte der Chef. »Und es gibt noch mehr. Wir wissen inzwischen auch, wer die Frau ist, die durch Curare starb.«
Er machte eine Pause und warf mir einen Blick zu, der mich sofort erraten ließ, was jetzt kommen musste. Der Zusammenhang, nach dem wir gesucht hatten.
»Die Frau ist, nach einer inzwischen vorliegenden einwandfreien Zeugenaussage, gestern Abend kurz vor ihrem Tod durch einen Trick von zwei Männern aus ihrer Wohnung gelockt worden«, berichtete Mr. High leidenschaftslos und sachlich kühl. »Die Entführung diente vermutlich dazu, eine zweite Entführung zu vertuschen, beziehungsweise zu verhindern, dass die Frau aus Sorge um ihren Mann die Polizei oder andere Stellen verständigte.«
Auch Phil schaltete richtig. Als ob er es mit dem Chef zusammen geübt hätte, sagte er gleichzeitig mit ihm: »Mrs. Fullborn!«
***
»Menschenraub in Tateinheit mit gemeinschaftlichem Mord, Bandenverbrechen,Verabredung zum Verbrechen der Erpressung - es reicht. Feierabend! Sendeschluss! Endstation!«
»Nein.« Der Gangster jaulte auf wie ein getretener Hund und sprang von seinem Stuhl hoch.
»Bleiben Sie sitzen, Ransom«, sagte ich ruhig.
Ich tat so, als interessiere mich alles nur beiläufig, als sei schon längst alles abgeschlossen. In Wirklichkeit glich 48 unser Districtgebäude einem aufgeschreckten Ameisenhaufen. Ich wusste, dass es bei der City Police nicht anders aussah und dass darüber hinaus beim gesamten FBI Alarmzustand herrschte. Von uns bis hinüber an den Pazifik, von den Großen Seen bis hinunter an die Grenze nach Mexiko.
Kidnapping, Menschenraub - dieses eine Wort hatte genügt, um sämtliche Polizeidienststellen in den Staaten zu alarmieren.
Ransom starrte mich aus flackernden Augen an. Seine Komplicen saßen in anderen Vernehmungszimmem.
Jeder von uns versuchte herauszufinden: Wo steckte Henry Fullborn? Was sollte mit seiner Entführung bezweckt werden? Wer steckte dahinter?
»Ich kann nichts dafür, Mr. Cotton« heulte Ransom.
»Sie sind überführt, Ransom«, antwortete ich. »Sie wurden gestern Abend zusammen mit Norman Shild gesehen, als sie Mrs. Fullborn aus ihrer Wohnung
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