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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wagenschlag klappte. Schritte ertönten.
    Phyllis setzte das Glas beiseite. Sie zitterte jetzt so stark, daß sie sich am liebsten gesetzt hätte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zur Tür.
    Ein Mann betrat die Hotelhalle.
    ***
    Ich sah die Füße des Toten sofort. Seine Hosenbeine waren hochgerutscht und gaben den Blick auf die moosgrünen Socken und die schon etwas abgetretenen Sommerschuhe frei.
    Ich kannte diese Schuhe. Sie und ihr Träger waren mir oft genug in den Korridoren des FBI-Distriktgebäudes in New York begegnet. Wenn man es von Berufs wegen gewohnt ist, auf Kleinigkeiten zu achten, prägen sich einem selbst scheinbar nebensächliche Dinge ein. Bei Ray waren es die Schuhe gewesen, diese ausgefallenen Modelle mit ihren Steppnähten und der nachempfundenen Budapester Form.
    Ich stoppte am unteren Ende des Tresens und sah die Brieftasche meines Kollegen auf der staubbedeckten Glasscheibe liegen. Unter der Glasscheibe klemmten die Muster einiger Ansichtskarten — Springfield in seiner Blüte. Die Bohrtürme. Die parkenden Wagen auf der staubigen Main Street. Lachende Menschen in einem überfüllten Saloon.
    Nichts von dem war geblieben. Ich hatte noch keinen Einwohner der Stadt gesehen. Die Straßen, waren wie ausgestorben. Die lastende, schwüle Mittagshitze hatte wohl alle in den Schatten der Häuser vertrieben.
    Ich blickte Ray Stenton an. Meinen Kollegen Ray. Ich hatte nicht sehr häufig mit ihm zu tun gehabt. Er war einer von denen gewesen, die gleichsam in der Stille gewirkt hatten, unaufdringlich, aber fleißig und erfolgreich. Fehlende Brillanz hatte er durch gesunden Menschenverstand und Routine ersetzt. Er war ein beliebter, zuverlässiger Bursche gewesen.
    Jetzt war er tot. Seinetwegen war ich hier. Seine Frau hatte einen Anruf von ihm erhalten — das heißt, eigentlich nur den Versuch eines Anrufs.
    Plötzlich hatte Ray geschwiegen. Mrs. Stenton war es so vorgekommen, als sei er zusammengebrochen.
    »Er unterbrach sich mitten im Satz«, hatte sie meinem Chef, Mr. High, berichtet. »Ich spürte sofort, daß ihm etwas zugestoßen sein mußte. Während des ganzen Tages mühte ich mich ab, eine neue Verbindung mit ihm herzustellen, aber es mißlang. Springfield meldete sich nicht. Ich rief die Kreisstadt an, aber von dort wurde mir nur mitgeteilt, daß es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe — die Verbindung mit Springfield sei häufiger unterbrochen, daran hätte man sich schon gewöhnt. Sobald ein Störungssuchtrupp frei sei, würde man jemanden losschicken, um der Sache nachzugehen.«
    Aber nicht deshalb hatte Mr. High sich 'dazu entschlossen, mich nach Springfield zu schicken.
    Mrs. Stenton hatte von der Panik gesprochen, die in der Stimme ihres Mannes gebebt hatte. Wir alle hatten Ray gut gekannt. Seine Nerven waren vorbildlich in Schuß gewesen. Er gehörte zu den kühlen, selbstsicheren Beamten, die das Wort Panik nur aus Zeitungen und Büchern kannten. Wenn die Worte seiner Frau stimmten, mußte schon etwas Besonderes vorgefallen sein, um Rays Erregung zu rechtfertigen.
    »Hier ist etwas Furchtbares im Gange…« hatte er hervorgestoßen. Es waren seine letzten Worte gewesen.
    Ein Geräusch ließ mich herumwirbeln. Auf der Schwelle zum Hotelrestaurant stand ein Mädchen. Es war kreidebleich und schien sich nur mit Mühe auf den Beinen zu halten. Ich hatte das Gefühl, dieses Gesicht zu kennen. Irgendwo hatte ich es schon einmal gesehen, im Film vielleicht oder als Titelfoto eines Modemagazins.
    »Hallo«, sagte ich. »Ich bin Jerry Cotton vom FBI.«
    In diesem Moment sank das Girl lautlos zu Boden. Ich sprang hinzu und hob es auf. Das Mädchen war erstaunlich leicht. Behutsam bettete ich es auf das antiquierte, recht bequeme Ledersofa, das in der Hotelhalle stand.
    Dann ging ich zurück zu dem Toten. Er zeigte keine Spuren äußerer Gewalteinwirkung. Vielleicht war er von einem Herzschlag überrascht worden, aber das hielt ich für wenig wahrscheinlich. G-men müssen sich einer regelmäßigen ärztlichen Kontrolle unterwerfen. Man muß schon gesund und topfit sein, um in diesem Beruf am Ball bleiben zu können.
    Aber selbst wenn man unterstellen wollte, daß Ray einem plötzlichen Kollaps zum Opfer gefallen war, erklärte das nicht seinen Anruf.
    »Hier ist etwas Furchtbares im Gange…«
    Ich blickte in das aufgeschlagene Gästebuch und entdeckte, daß eine Seite herausgerissen worden war. Die letzte.
    Neben dem Telefon lag ein Block mit den wichtigsten Rufnummern. Ich suchte

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