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Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten

Titel: Jerry Cotton - 0580 - Toedliche Wetten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schuhputzer am Hauptbahnhof oder auch nur einen Beamtenanwärter, der den ganzen Tag Formulare sortieren darf«, sinnierte er hoffnungsvoll.
    Unser Frühstück kam. Phil wurde mit der Welt wieder ein wenig ausgesöhnt, als ihm die hübsche Serviererin einen freundlichen Blick schenkte. Er brachte eins seiner herzbewegenden Komplimente an. Ihr Blick wurde schmachtend. Mit schwingenden Hüften stöckelte sie davon.
    »Denk dran, daß du blöd bist«, mahnte ich.
    Er zog eine Grimasse.
    »Überzeugend«, bestätigte ich. »Idiotenhafte Grundstruktur mit manisch-depressiven Begleiterscheinungen. Na, nimm’s nicht so tragisch. Die moderne Medizin vollbringt manchmal wahre Wunder.«
    Er bekam einen Erstickungsanfall. Mitfühlend klopfte ich ihm auf den Rücken.
    »O warte!« röchelte er. »Das zahle ich dir heim.«
    Mit derart geistreicher Konversation würzten wir uns das Frühstück. Anschließend verstauten wir unsere Koffer in einem Taxi.
    »Schon mal was von einer Pension Vollmer gehört?« fragte ich den Fahrer, einen jungen Neger mit einem Zahnpasta-Reklame-Lächeln im ebenholzfarbenen Gesicht.
    Er musterte uns kritisch.
    »Wollen Sie da einziehen?«
    »Erraten, mein Freund«, sagte ich. »Aber nur, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Das ist eine gemischte Pension«, brummte er.
    »Ich kenne gemischten Salat und gemischtes Wetter«, sagte ich. »Was ist eine gemischte Pension?«
    »Da wohnen Weiße und Farbige«, erklärte er betont. »Weil die nämlich alle in verschiedenen Ministerien arbeiten, und die Regierung legt Wert darauf, daß die Angestellten auch privat keine Rassenschranken aufkommen lassen.«
    »Dann wollen wir die Regierung auch nicht enttäuschen«, meinte ich. »Wie wär’s, wenn wir uns jetzt mal auf den Weg machten?«
    »Aber gern, Mister. Ich lebe ja vom Herumkutschieren.«
    Und das zeigte er denn auch. Er fuhr mit der stoischen Ruhe eines Mannes, dem im Straßenverkehr nichts einen Schrecken ein jagen kann, und mit dem ganzen Temperament eines südamerikanischen Rumbatänzers. Gelegentlich schlossen Phil und ich die Augen und warteten auf den Knall, der kommen mußte, aber dann hatte er seine Mühle doch wieder heil durch die drohenden Gefahren hindurchmanövriert.
    Washington war für uns nichts Neues. Die meisten Straßen erwecken den Eindruck kleinstädtischer Idylle, und wenn man aus einer Stadt wie New York hierhinkommt, wundert man sich immer wieder, warum sie aus diesem hübschen Nest die Hauptstadt der Vereinigten Staaten gemacht haben.
    Die Pension Vollmer entpuppte sich als überraschend moderner Block von fünf Stockwerken. In der Halle gab es eine Tür mit der Aufschrift OFFICE. Wir ließen die Koffer daneben stehen, klopften an und gingen hinein. Hinter einem Schreibtisch aus der Zeit der ersten Pioniere hockte ein Männchen, dessen Scheitelglatze von einem buschigen Kranz mausgrauen Haares gesäumt wurde. Er trug grüne Ärmelschoner. Der Bürokrat stand ihm im Gesicht geschrieben. Phil lächelte einfältig, wie es seine Rolle verlangte.
    »Guten Morgen, Gentlemen!« rief das Männchen und rutschte von seinem Schreibtischstuhl herab, der viel zu groß war für ein Bürschchen von seinem zwergenhaften Wuchs. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir hätten gern zwei Einzelzimmer«, sagte ich. »Wenn möglich mit einer Verbindungstür.«
    »Ach ja«, sagte er zu unserer Verwunderung. »Sie sind ja angemeldet. Mr. Fox und Mr. Hopkins, nicht wahr? Nun, das werden wir gleich haben. Mr. Fox wird übrigens um neun im Ministerium erwartet. Der neue Bürobote, nicht wahr? Verzeihen Sie meine Aufdringlichkeit. Aber ich habe selbst sechsundvierzig Jahre im Innenministerium gearbeitet, da nimmt man natürlich unwillkürlich immer noch Anteil an den dienstlichen Belangen.«
    Er stelzte genauso steif auf uns zu, wie er sprach.
    »Ich bin sehr froh, daß ich jetzt auch die dienstlichen Belange — äh… Ich meine, weil ich doch jetzt für die Regierung arbeiten darf… Also das ist aber wirklich eine Ehre — äh«, sagte Phil.
    Ich hatte Mühe, ernst zu bleiben, während das Männchen mir die Hand schüttelte und uns dabei belehrte, daß es Stubble heiße, der Pensionsbesitzer sei, nachdem seine Frau, eine geborene Vollmer, zu seinem großen Kummer vor neun Jahren das Zeitliche gesegnet hätte, wiewohl ihr Gesundheitszustand… Es schloß sich ein kurzer Lebenslauf der verschiedenen Mrs. Vollmer an und eine Chronik der Familie Stubble. Zwischendurch packte er uns

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