Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer

Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer

Titel: Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
der Boy vorauseilte und die Tür zum Hotelrestaurant aufriß. »Ich gehe vor dem Frühstück noch ein wenig spazieren.«
    An der frischen Luft fühlte sie sich am wohlsten. Hier konnte sie frei atmen und die herrliche Landschaft genießen. Ich werde Terry bitten, für ein paar Tage herzukommen, schoß es ihr durch den Sinn. Ich weiß zwar, daß der gute Junge nur ungern von New York weggeht, aber diese Luftveränderung wird ihm zweifellos guttun. Ich spüre, wie sehr sie mir hilft. Der Arzt war gestern sehr zufrieden mit mir.
    Gladys Ambush schlug den Weg zu den Klippen ein. Streng genommen liebte sie diese bizarre, etwas düstere Felslandschaft nicht, aber ihre kühle Schroffheit war von einer Majestät, die einem die Stadt zu keiner Stunde und an keiner Stelle bieten konnte.
    Gladys Ambush war, wie jeden Morgen zu dieser Zeit, allein unterwegs. Sie wußte, daß sie das Alleinsein und die Einsamkeit genau eine Stunde auszuhalten vermochte, dann fand sie sie erdrückend und kehrte schleunigst um.
    Noch war es nicht soweit. Der Himmel war verhangen, aber es sah nicht so aus, als ob es regnen wollte. Gladys Ambush verlangsamte ihren Schritt. Bloß keinen Regen, ging es ihr durch den Kopf. Ich habe keinen Schirm dabei. Es ist wohl doch besser, wenn ich meinen Spaziergang abbreche.
    Sie wandte sich um und sah einen Mann den Weg heraufkommen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Diesen Gang kannte sie, den hatte nur ein Mensch auf der Welt!
    »Terry!« rief sie und eilte ihm entgegen. »Terry!«
    Er fing sie mit beiden Armen auf und küßte sie. »Nicht so hastig, Mama«, sagte er. »Du hättest fallen können.«
    »O mein Junge, ich bin ja so glücklich, daß du mich einmal besuchen kommst«, sprudelte die Frau hervor und strich ihm über das Haar. »Du siehst abgespannt aus, übermüdet.« Ihr fiel ein, wie früh es war, und sie fragte besorgt: »Hat man dir im Flugzeug etwas zu essen gegeben?«
    »Ja«, sagte er und schaute sich wie fröstelnd um. »Eine ziemlich einsame Gegend, was?«
    »Ist sie nicht herrlich? Du kannst stundenlang herumspazieren, ohne einen einzigen Menschen zu treffen. Die anderen Kurgäste sind schrecklich faul, weißt du. Sie liegen entweder vor dem Hotel herum, oder sie spielen Golf.«
    »Hast du keine Angst auf diesen schmalen Felspfaden?« fragte Terry Ambush. »Wer hier abstürzt, dem ist nicht mehr zu helfen.«
    »Ich bin schwindelfrei«, sagte Gladys Ambush und hängte sich bei Terry ein. »Sieh mal die Wolken. Ich wollte gerade ins Hotel zurückkehren. Die werden Augen machen, wenn sie meinen Sohn zu sehen bekommen!«
    »Ich — ich würde gern noch ein wenig an der frischen Luft bleiben«, sagte Terry Ambush. »Mir gefällt diese Berglandschaft. Zeigst du mir die gefährlichsten Stellen?«
    »Meinetwegen, wenn du dabei bist, habe ich keine Angst«, sagte die Frau. »Ist zu Hause alles in Ordnung?«
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Aber ja. Alles ist okay.«
    »Hast du Loretta mal gesehen?«
    »Zwei-, dreimal«, sagte er. Er ging mit der zierlichen Frau, die er um mehr als Haupteslänge überragte, bergauf. Er war unrasiert. Unter seiner straff gespannten Gesichtshaut zeichneten sich deutlich die Backenmuskeln ab.
    »Ist sie immer noch mit diesem schrecklichen Menschen zusammen?« wollte Gladys Ambush wissen.
    »Darum kümmere ich mich nicht«, sagte er.
    »Ach, mache mir doch nichts vor«, meinte die Frau und tätschelte ihm die Wange. »Du hast es nie verwinden können, daß Loretta uns verlassen hat.«
    »Du hättest sie halten können.«
    »Offen gestanden hielt ich es für das beste, daß sie auszog«, meinte die Frau.
    »Du liebst mich mehr als sie. Warum?«
    »Jede Mutter hat ein Lieblingskind. Man kann es nicht erklären«, meinte die Frau ausweichend.
    »Du mußt einen Grund haben«, bohrte er mit düsterem Gesichtsausdruck. »Sei bitte ehrlich zu mir, Mama.«
    Die Frau blieb stehen, aber Terry zog sie weiter. »Ich muß protestieren«, schmollte die Frau. »Ich habe mich so über dein Kommen gefreut, und nun bist du gar nicht nett zu mir. Liegt dir denn nichts an meiner Liebe?«
    »Sie bedeutet mir alles«, sagte er, »aber ich muß trotzdem wissen, weshalb du für Loretta nicht das gleiche empfindest.«
    Die Frau blieb erneut stehen. Sie schüttelte die Hand ab, die sie weiterzuführen versuchte. »Also gut«, sagte sie und atmete plötzlich schwer. »Du sollst die Wahrheit erfahren. Ich hätte sie dir schon früher sagen sollen. Dir und Loretta. Schau mich nicht so verblüfft

Weitere Kostenlose Bücher