Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen

in die Arme.
    »Keine Angst, Darling. Ich sorge dafür, dass dir nichts geschieht«, raunte er an ihrem Ohr.
    Ihr Seufzen legte Hobbs als wohlige Erleichterung aus, während Julia sich über seine Naivität freute. Sie würde für eine längere Zeit alle Aktivitäten in New York einstellen. Vielleicht trat sie dafür eine Reise durch Europa an.
    Dort lassen sich bestimmt auch gute Geschäfte einfädeln, dachte Julia.
    ***
    Ein weiterer sonniger Frühlingstag war in New York angebrochen. Obwohl es die Stimmung der meisten Menschen aufhellte, blieben die Mienen der Kollegen am Besprechungstisch von Mr High sehr ernst.
    »Die Privatdetektive haben die Hintergründe richtig erkannt, aber die falschen Zuordnungen vorgenommen«, erklärte Phil.
    Er hatte eine schematische Darstellung auf den Wandmonitor eingeblendet und führte sie für uns aus.
    »Sandrine Lescout und Amber Palmer gehörten zum inneren Zirkel der Clique. Dieser Teil der Gruppe konsumiert regelmäßig Drogen, die aber nicht von Lescout verteilt wurden«, sagte mein Partner.
    Ich erinnerte mich an die Ergebnisse von Tyler Hamilton und Ted Barker.
    »Als ich der Frage nachging, wer denn eigentlich vor Sandrine Lescout als Dealer aktiv gewesen war, stieß ich auf einen früheren Todesfall«, sprach Phil weiter.
    Er holte die Schlagzeilen eines spektakulären Selbstmords auf den Monitor. Damals hatte sich die neunzehnjährige Tochter eines Stadtrats mit einem Revolver erschossen.
    »Sie litt seit ihrer Kindheit unter Depressionen, und als auch die hohe Dosis an Drogen ihr nicht mehr half, griff Sandra zur Waffe ihres Vaters«, sagte Phil.
    Sie gehörte bis zu ihrem Selbstmord ebenfalls zur Clique, die sich regelmäßig im Vanity traf. Mein Partner führte seine Erklärung bis an den Punkt, an dem Lescout und Palmer ins Spiel kamen.
    »Lescout stieß auf die Clique, als der neue Dealer längst seine Arbeit aufgenommen hatte. Das war Amber Palmer, und sie hat die Französin mit Koks versorgt und nicht umgekehrt«, schloss Phil seine Ausführung.
    »Sehr gute Arbeit, Phil. Welche Schlüsse ziehen Sie aus der veränderten Ausgangslage?«, fragte der Chef.
    »Es gibt offenbar einen Konkurrenzkampf um den Posten des Dealers. Immerhin gelangt man über die Kunden in die exklusiven Kreise der Stadt«, erwiderte Phil.
    »Außerdem wird ein Muster erkennbar. Außenseiter wie Sandrine Lescout sind nicht lange genug in New York, um diese Rolle einzunehmen. Wir sollten uns auf den inneren Zirkel der Gruppe konzentrieren«, warf ich ein.
    Die Kollegen am Tisch murmelten ihre Zustimmung. Mr High warf einen abschließenden Blick hinauf zur schematischen Darstellung, die Phil erneut am Monitor aufgerufen hatte.
    »Ich teile Ihre Auffassung. Ihre Bemerkung lässt mich annehmen, dass Sie bereits einen Kandidaten ins Auge gefasst haben«, sagte er zu mir.
    »Dabei haben June und Blair die Vorarbeit geleistet. Vernon Hobbs hat mit Julia Brentano eine ungewöhnliche Freundin, die zum harten Kern der Clique gehört«, antwortete ich.
    Bei seinen Nachforschungen war mein Partner auf die junge Frau gestoßen, die von Blair Duvall angeblich die brisanten Informationen zur laufenden Ermittlung erhalten hatte. Phil ließ sie von Cops abholen und konfrontierte sie mit seinen Erkenntnissen. Die junge Frau stammte aus Rumänien und war extrem nervös, sodass es ihm sehr leicht fiel, ihre Falschaussage zu entlarven. Als sie alles gestand und sagte, wer ihr den Auftrag zu dieser Anschuldigung erteilt hatte, fügte sich ein weiteres Teil in Phils Puzzle. Dadurch wurde Blair entlastet und wieder zu einem Teil des Ermittlerteams.
    June übernahm es, dem Chef die Zusammenhänge zu erklären. Als sie die beiden Gangster Sanchez und Timber erwähnte, ruckten die Augenbrauen von Mr High überrascht in die Höhe.
    »Eine solche Beziehung ist für die Tochter eines Großindustriellen in der Tat ungewöhnlich«, stellte er fest.
    »Das ist der Grund, warum wir uns ab sofort intensiv um Julia Brentanos Leben kümmern werden. Da beide Gangster tot sind, muss sie vermutlich neue Kontakte zur Unterwelt aufbauen«, sagte ich.
    Wir wollten uns ab jetzt eng mit June und Blair abstimmen. Es würde erforderlich sein, weitere Observationseinheiten einzubinden, da wir zu viert diese Aufgabe nicht bewältigen konnten. Eine solche Ausweitung der Ermittlungen musste jedoch zuvor vom Chef genehmigt werden.
    »Ich werde Steve anweisen, Ihnen die erforderlichen Teams zur Verfügung zu stellen«, sagte er.
    Damit hatten