Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
wir einen wichtigen Schritt unternommen, um den wahren Mördern von Sandrine Lescout und Amber Palmer auf den Leib zu rücken.
»Die Medien werden sich mit Begeisterung auf eine Clique von Kindern der High Society stürzen, die sich als Drogendealer betätigen. Bringen Sie die Ermittlungen bitte zügig zum Abschluss, bevor die Reporter auf diese neue Entwicklung aufmerksam werden«, mahnte Mr High.
Die Absprache des weiteren Vorgehens verlegten wir in das Büro von Phil und mir. Bei einem Becher frischem Kaffee diskutierten wir die Details und wer von uns welchen Teil der Ermittlungen übernehmen sollte.
»Der Chef hat recht. Sobald die Reporter von der Clique und unseren Ermittlungen Wind erhalten, fehlt uns die Ruhe für die Arbeit«, sagte ich.
Zu dem üblichen Druck kam jetzt noch der Zeitfaktor dazu. Mehr als vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden bis zum Abschluss der Ermittlungen gab ich uns nicht mehr. Danach würde es unter den Augen der Medien ablaufen und die Erfolgsaussichten verringerten sich drastisch.
***
Sie saß im Buick und verfolgte das Treffen aus sicherer Entfernung.
»Ich warte in deiner Wohnung auf dich«, hatte Julia versichert.
In Wahrheit verfolgte sie Vernon Hobbs, damit der Agenturinhaber keine Dummheiten machte. Er stand zusammen mit Lester Hermanns, den Julia bisher gemieden hatte. Herrmanns war ein Aufsteiger in der Unterwelt, dem jede Methode recht war. Er galt als schwer kontrollierbar und neigte zu eigensinnigen Reaktionen.
»Zeig dich sicher, aber nicht überheblich. Lester ist ein sehr gefährlicher Mann«, hatte ihn Julia gewarnt.
Hobbs spürte, wie seine Knie zitterten, und schob die Hände in die Taschen seiner Windjacke, bevor sie ihn verraten konnten.
»Drogen für die High Society. Wie soll das funktionieren?«, fragte Herrmann.
Hobbs schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und versuchte krampfhaft die kalten Augen seines Gegenübers zu ignorieren.
»Wir haben über die Au-pairs einen direkten Zugang zu den Familien. Die Ausländer sind speziell danach ausgewählt, dass sie bereits in ihrer Heimat mit dem Gesetz Probleme hatten«, erklärte er.
Zum Glück hatten Julia und er die Ansprache mehrfach geübt, damit Vernon sich nicht zu sehr verhaspeln konnte. Obwohl er ihr gegenüber den selbstsicheren Mann spielte, jagte ihm diese Begegnung mit Lester Herrmann bereits im Vorfeld eine Höllenangst ein.
»Und was hat es mit dem Club auf sich?«, hakte der Gangster nach.
Es gelang Hobbs, auch diese Erklärung mit überwiegend ruhiger Stimme abzugeben. Anschließend schwieg Herrmanns einige Sekunden.
»Wenn ihr eine krumme Nummer abziehen wollt, zieh ich euch die Haut ab«, sagte er auf einmal.
Hobbs zuckte wie unter einem Schlag zusammen und schluckte krampfhaft.
»Nein, das machen wir nicht. Bestimmt nicht!«, schwor er.
Herrmanns musterte den Agenturinhaber und nickte schließlich.
»Einverstanden. Die Lady wird den morgigen Tag nicht mehr erleben«, versprach er.
Dieser Teil des Planes behagte Hobbs am wenigsten, doch er hatte sich den Argumenten seiner Freundin gebeugt.
»Eine weitere tote Ausländerin wird das FBI schwer beschäftigen und die Spuren verwischen, die möglicherweise auf uns hindeuten. Solange sie mit den Ermittlungen dazu beschäftigt sind, bemerken die Feds unseren Abgang überhaupt nicht«, sagte Julia.
Sie mussten Zeit gewinnen, um die Übergabe der Agentur mit den besonderen Nebengeschäften an Lester Herrmanns abzuwickeln. Einen Teil des Kaufpreises sollte der gefährliche Gangster als Auftragsmörder abzahlen, um den Plan zu realisieren.
»Darling?«
Hobbs hatte gewartet, bis der Gangster mit seiner dunklen Limousine in der Nacht verschwunden war, bevor er sein Mobiltelefon zückte und die gespeicherte Telefonnummer seiner Freundin wählte.
»Sag nur Ja oder Nein! Kein Wort mehr«, erwiderte Julia hastig.
Hobbs lächelte angesichts der ihm übertrieben erscheinenden Vorsicht seiner Freundin, befolgte trotzdem ihre Anweisung.
»Ja.«
»Sehr gut. Dann komm schnell zu mir, damit wir es gebührend feiern können«, erwiderte Julia.
Mit wachsender Befriedigung eilte Vernon Hobbs zu seinem Wagen, um die Rückfahrt zu seinem Apartment anzutreten. Er bemerkte nicht den weißen Buick, der kurz vorher abfuhr.
***
Als Phil den Anruf entgegennahm, erschien ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht. Ich beendete mein Gespräch mit Stefano Pizarro, in dem es um die verdeckte Überwachung der Clique innerhalb seines Clubs
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