Jerry Cotton - 2923 - Die Rueckkehr des Kronzeugen
Les dem Wagen folgen.
»Schicken Sie mir unbedingt Verstärkung. Ich bin unbewaffnet und sitze in einem Mietwagen ohne Sonderausstattung«, bat er.
Acht Minuten später verlor sich die Spur des Vans, was Les nahezu zur Verzweiflung trieb. Vermutlich hatte das Fahrzeug die Straße verlassen und war in einer der Tiefgaragen verschwunden. Doch in welchem der Blocks in der näheren Umgebung, konnte niemand beantworten. Die eingetroffenen Cops schauten sich ratlos an.
»Wir teilen uns auf, Officer. Sie und Ihre Männer sehen in den Garagen nach. Ich frage mich bei den Portiers durch«, befahl Les.
Er hatte mittlerweile über Funk mit dem Field Office gesprochen, um dem wachhabenden Agent die Entführung eines Kollegen zu melden. Vier Teams würden sich baldmöglichst auf den Weg machen, doch Les befürchtete, dass Joe nicht so viel Zeit blieb.
»FBI! Special Agent Les Bedell. Wir fahnden nach einem grünen Van«, erklärte er kurz darauf.
Vor ihm stand ein sichtlich verschlafener Student, der in der Nacht den Portier auf seinem Posten am Empfangstresen vertreten musste. Les war heilfroh, dass er wenigstens seinen Dienstausweis bei sich gehabt hatte. Beim Anblick der Marke verflog die Müdigkeit aus den Augen des Studenten.
»Sie vermuten, dass der Van in unsere Garage gefahren ist? Dann müssen wir nur einen Blick auf die Überwachungsbänder werfen, Agent Bedell«, sagte er.
Les musste an sich halten, um nicht selbst die Aufzeichnungen am Computer herauszusuchen. Der Student arbeitete jedoch recht schnell, nachdem er richtig wach geworden war. Während er die Aufzeichnungen um gut zehn Minuten zurückspulte, schaute Les ihm gespannt über die Schulter. Kaum hatte der Student den schnellen Vorlauf gestartet, entdeckte Les den Van.
»Stopp! Das ist der gesuchte Wagen«, rief er aus.
Mittlerweile hatte der Student erkannt, wie wichtig seine Mitarbeit war, und dachte selbstständig mit.
»Ich checke die Aufzeichnungen im Treppenhaus und aus den Fahrstühlen«, rief er.
Les nickte zustimmend und alarmierte über das Handfunkgerät, das ihm ein Officer überlassen hatte, die Cops.
***
Nach Joes Schätzung dauerte die Fahrt knapp zwanzig Minuten. Dann wurde er in einer anderen Tiefgarage aus dem Van gezerrt und in einen Fahrstuhl verfrachtet.
»Es ist bald vorbei. Sie müssen nur weiter so schön kooperieren«, mahnte der Anführer.
Sosehr Joe sich auch anstrengte, er fand keine auffälligen Merkmale, die ihnen bei einer späteren Identifizierung der Gangster helfen würden. Alle drei Männer trugen schwarze Hosen mit aufgenähten Seitentaschen, deren Aufschläge in Schnürstiefel gesteckt waren. Die ebenfalls schwarzen Field Jacketts verrieten auch nichts über die Männer, die sie trugen. Die fleischfarbenen Gesichtsmasken wirkten auf jede Entfernung von mehr als fünf Yards völlig glaubwürdig, sodass ein zufälliger Beobachter nicht unbedingt stutzig werden musste.
Das sind absolute Profis , dachte Joe.
Diese Erkenntnis gab weiteren Anlass zur Hoffnung. Erfahrene Kriminelle würden niemals unnötig Gewalt anwenden und scheuten sinnloses Töten. Was immer diese Gangster von Joe erfahren wollten, es bestand eine gewisse Aussicht, dass er die Situation lebend überstehen konnte.
»Los, rein da«, befahl der Sprecher.
Kaum hatte der Fahrstuhl im neunten Stockwerk angehalten, schoben ihn die beiden Gangster an seiner Seite zur Tür einer Wohnung. Joe nahm den auffordernden Stoß ohne Gegenwehr hin und fand sich Sekunden später auf einem schlichten Stuhl wieder. Einer der Gangster fesselte seine Hand- und Fußgelenke, sodass Joe völlig bewegungsunfähig wurde.
»Was dir blüht, wenn du uns nicht ehrlich antwortest, hast du ja gesehen. Zamecki hat sein Maul nicht aufgemacht, daher musste er sterben«, sagte der Sprecher.
Joe konnte nicht vermeiden, dass sich seine Schleimhäute schlagartig sehr trocken anfühlten. Lag er mit der Einschätzung zum Verhalten der Gangster vielleicht doch falsch? Standen eiskalte Killer vor ihm, die auch einen Agent des FBI ohne Zögern erschießen würden? Joe räusperte sich.
»Dazu müsste ich endlich erfahren, was ihr eigentlich wissen wollt«, sagte er.
Seine Stimme krächzte zwar beim Sprechen, aber von seiner aufsteigenden Angst war nichts zu hören.
»Wo steckt Ethan Sheldon?«, fragte der Anführer.
Es bedurfte nur weniger Sekunden des Nachdenkens, bis Joe mit dem Namen etwas anfangen konnte. Sheldon war ein korrupter Geschäftsmann, der in einem Netzwerk genauso
Weitere Kostenlose Bücher