Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
später endete Zhang Yans Party mit der Festnahme zweier seiner Gäste, denen tätlicher Angriff auf FBI-Beamte vorgeworfen wurde. Da sich dabei mehrere der Anwesenden heftig wehrten und uns sowie weitere Agenten teils mit Waffengewalt angriffen, wurde ein weiteres Dutzend Männer festgenommen. Dazu noch eine Frau, die schreiend auf Phil zugelaufen war und ihn mit ihren Fingernägeln attackiert hatte.
»Danke, dass Sie mich gerettet haben«, flüsterte Gu Yi-Me später, als wir sie pro forma in Handschellen abführten. Ich war sicher, sie würde uns in der anschließenden Vernehmung alles erzählen, was sie über Zhang Yan und seine Geschäfte wusste. Wenn wir Glück hatten, würde es ausreichen, dem Waffenschieber kräftig zuzusetzen.
***
»Susan Clark wusste vom Platinum Club , weil sie eine der Frauen war, die für die Sexpartys gebucht wurde. Sie besaß Doris Finzackers Vertrauen. Was die nicht wusste: Susan war chronisch pleite, und sie hatte in Doris’ Tresor das Notizbuch mit den detaillierten kompromittierenden Einträgen samt Klarnamen der Kunden gesehen. Also fing Susan an, die Clubmitglieder mit diesen Informationen zu erpressen – die Erklärung für die hohen Summen, die sie in letzter Zeit eingenommen hatte. Sie hat es so geschickt angefangen, dass sie nicht in Verdacht geriet. Die Clubmitglieder zahlten, weil sie verhindern wollten, dass ihre bizarren Vorlieben ans Licht kamen. Aber es kamen immer neue Forderungen, man vermutete Doris dahinter. Einer der Herren war Klient von Carol Lipinski und bat sie um Hilfe bei der Lösung des Problems. Die kannte Reinkers, übrigens rein beruflich, und gab ihm den Auftrag, die Frau zu töten, die als Dolores Fine bekannt war, und ihre Notizen zu stehlen. Was Reinkers in der Nacht auf Sonntag am Hudson River Park tat. Finzacker aber war nicht allein, sie hatte sich mit Frank Baumann getroffen, der sie für diesen Abend und die Nacht gebucht hatte. Laut ihren Unterlagen mag er gespielte Vergewaltigungen. Eine Erklärung dafür, warum die beiden getrennt zu ihrem vereinbarten Treffpunkt kamen und er seinen Mantel ausgezogen hatte. Reinkers, der Doris von ihrem zweiten Apartment aus gefolgt war und keine Ahnung hatte, dass noch eine zweite Person in der Nähe war, tötete Finzacker und, als Baumann sich flüchtend bemerkbar machte, auch ihn. Er warf Baumann in den Fluss, nahm Doris’ Mobiltelefon und Laptop an sich und übergab beides am nächsten Tag Carol Lipinski.«
Mr High, Phil und ich saßen zu dritt im Büro des Chefs und ich erstattete ihm noch einmal persönlich Bericht.
»Doch die Erpressung ging weiter, und nun geriet Susan Clark ins Visier des Clubs. Sie war unvorsichtig gewesen und hatte in ihrer Erpressung Details genannt, die einen ihrer Stammkunden betrafen und die nur sie kennen konnte. Reinkers folterte sie und kam so an das Notizbuch in ihrem Bankschließfach.«
»Wann hat Susan das Buch denn an sich genommen?«, fragte Mr High.
»Wohl kurz nach Doris’ Tod, den sie nicht mit der Erpressung in Verbindung brachte. Als sie uns sagte, sie habe keinen Zugang zum Tresor, hat sie gelogen. An dem Abend vor ihrem Tod hat sie nach weiteren Informationen gesucht, die sie zu Bargeld machen konnte.
»Frank Baumann ist also ein Zufallsopfer gewesen und Zhang Yan hatte absolut nichts mit der Sache zu tun«, resümierte der Chef. »Umso besser, dass wir ihn trotzdem festnehmen konnten.«
***
Am Montag schrieben wir unseren Bericht, als Helen ins Büro kam.
»Jerry, Phil, ich habe Neuigkeiten für euch. Peter Strohmeyer lässt herzlich grüßen. Er ist heute früh zurück nach Frankfurt geflogen.«
»So schnell?«, wunderte sich Phil.
»Na ja, die Sache mit Frank Baumann ist aufgeklärt, seine Ermordung hat nichts mit seinen beruflichen Aktivitäten zu tun.«
»Hast du noch etwas über das Telefon herausgefunden?«, wollte ich wissen.
»Allerdings!« Sie lächelte geheimnisvoll. »Er hat es von einem gewissen Eric zurückgekauft.«
»Und wo ist es jetzt?«, fragte Phil gespannt.
»Auf dem Weg nach Deutschland. So wie alle anderen Besitztümer von Frank Baumann auch.« Sie zuckte bedauernd die Schultern und ging hinaus.
»Dessen Geheimnisse hat er wieder mit nach Hause genommen«, murmelte ich.
»Hat ja auch nichts mit unserem Fall zu tun.«
Phil hackte auf seinem Computer herum.
»Gehen wir heute Abend ins Mezzogiorno ?«, fragte er nach einer Weile.
Ich wollte schon zusagen, dann schüttelte ich den Kopf. »Heute nicht, ich glaube, ich
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