Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
wusste und beseitigt wurde?« Phil redete wie zu sich selbst.
»Wir müssen sofort in ihre Wohnung«, entgegnete ich. »Wenn das, was der Mörder wollte, dort versteckt ist, zählt jede Sekunde.«
Wir baten Sergeant Burke, alles zu sichern, und rannten fast schon zum Wagen zurück. Phil rief die Daten von Susan Clark über das Terminal im Jaguar auf, es spuckte eine Adresse in der Mulberry Street aus. Trotz der verhältnismäßig kurzen Distanz rasten wir mit Blaulicht und Sirene los.
Leider kamen wir zu spät. Die Tür zu dem Loft, das Susan Clark gemietet hatte, war profimäßig aufgebrochen, kaum zu sehen, nur wenn man dagegentippte, schwang sie sofort auf. Phil und ich hielten unsere Waffen im Anschlag, als wir vorsichtig eintraten. Wir trafen niemanden an, und es war nichts durchwühlt worden. Lediglich eine Schreibtischschublade stand halb offen.
»Susan Clark verlässt gestern Nacht das Büro der ermordeten Doris Finzacker. Sie läuft ihrem Mörder dabei direkt in die Hände. Er foltert sie, erpresst eine Information, die sie ihm gibt. Er erschießt sie, kommt hierher, holt sich, was er braucht, und geht wieder.« Phil starrte in die Schreibtischschublade. »Was mag da drin gewesen sein?«
»Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir die übrigen Papiere durchsehen«, schlug ich vor. Wir steckten unsere Waffen weg, zogen uns Gummihandschuhe an und machten uns daran, die Wohnung von Susan Clark einer intensiven Untersuchung zu unterziehen.
***
Die Studentin war nicht besonders ordentlich gewesen. Im Schlafbereich lag ein Berg Klamotten auf einem Stuhl, Schränke und Schubladen wirkten alle so, als habe sie ihre Besitztümer stets achtlos hineingeworfen. In einer Kommode herrschte hingegen Ordnung. Dort hatte Susan Clark ihre Arbeitskleidung aufbewahrt. Aufreizende Dessous, enge Oberteile, kurze Röcke. Und wie bei Doris Finzacker fanden wir durch die Accessoires in Leder und Lack jede Menge Hinweise darauf, dass entweder Susan Clark selbst eine Vorliebe für bizarre Erotikspiele hatte oder aber besonders häufig Kunden bediente, die dies von ihr verlangten.
Die Kontoauszüge der jungen Frau fand ich lose in einer Schublade in der Küche. Sie wiesen hohe Bargeldeinzahlungen auf und noch höhere Ausgaben. Susan Clark war chronisch pleite gewesen. Bis auf die letzten Wochen. Da stiegen die Einnahmen exorbitant an. Zweimal hatte Susan Clark sehr hohe Einzahlungen getätigt. Und das war noch nicht alles.
»Schau dir das an!« Phil hatte im Ankleidezimmer aus dem Durcheinander eines Schuhschranks ein paar Kartons herausgefischt. »Randvoll mit Bargeld. Das hier sind mindestens zwanzigtausend Dollar!«
»Wo hat sie das Geld her? Hatte sie einen besonders spendablen Kunden an der Angel? Oder hat sie ihre Chefin beklaut und sich in Doris Finzackers Tresor bedient?«
Phil hatte sich einem anderen Karton zugewandt, der ganz in einer Ecke versteckt stand.
»Diese Schuhe kosten ein Vermögen!« Er zog ein Paar exquisite High Heels mit roter Sohle aus dem Karton. Dann drehte er den Deckel um und pfiff leise durch die Zähne.
»Jerry, ich glaube, ich habe hier noch etwas Interessantes gefunden.« Er hielt mir den Deckel des Schuhkartons hin. An der Innenseite war unten ein Umschlag eingeklebt. Als wir ihn öffneten, fielen ein Blatt Papier mit dem Namen einer Bank und einer Nummer drauf sowie ein Schlüssel heraus.
»Sie hatte ein Bankschließfach gemietet«, stellte ich fest.
»Bekommt man da nicht immer zwei Schlüssel ausgehändigt?«
»Phil, ich könnte wetten, der zweite Schlüssel war im Schreibtisch. Jetzt hat ihn unser Täter.«
Wir sahen uns an.
Fünf Minuten später saßen wir erneut im Wagen und ich jagte den Jaguar mit einem Affenzahn durch die Straßen von New York, bremste direkt vor der Bankfiliale der Chase Manhattan Bank ab. Wir rannten in das Gebäude und hielten unsere Ausweise hoch, damit der Sicherheitsdienst uns nicht zu Boden streckte. Ein Bankangestellter kam mit besorgtem Gesichtsausdruck auf uns zu. Sein Namensschild wies ihn als Herbert Feinstein, Filialleiter, aus.
»FBI, Agents Cotton und Decker«, stellte ich uns vor. »Wir benötigen dringend jemanden, der uns zu diesem Bankschließfach führt.« Damit reichte ich dem Mann den Zettel mit der Schließfachnummer.
»Agents, ich weiß nicht, ob …«
»Hören Sie, es ist sehr, sehr dringend. Die Mieterin dieses Schließfachs fiel einem Verbrechen zum Opfer. Womöglich wegen einer Sache, die sie hier deponiert hatte«, stellte
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