Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Erfahrungen mit verdeckten Operationen, keine Kenntnisse der Landessprachen und örtlichen Gegebenheiten besaßen, war Farran geradezu lächerlich erfolglos, bis sein Team am 6. Mai 1947 durch Rehovia fuhr und einen unbewaffneten Schüler, Alexander Rubowitz, erwischte, als er Lechi-Plakate klebte. Farran entführte den Jungen, verlor aber bei dem Handgemenge seinen Filzhut, der mit seinem falsch geschriebenen Namen »FARAN« gekennzeichnet war. Er hoffte, der verängstigte Jugendliche würde größere Fische der Lechi verraten. Also fuhr er mit Rubowitz auf der Jericho-Straße aus der Stadt hinaus in die Berge, band ihn an einen Baum und verprügelte ihn eine Stunde lang. Schließlich schlug er dem Jungen mit einem Stein den Schädel ein. Anschließend stach er auf die Leiche ein, zog sie aus und ließ sie liegen, wo Schakale sie vermutlich fraßen.
Während das jüdische Jerusalem fieberhaft nach dem vermissten Jungen suchte, gestand Major Farran seinem Vorgesetzten in der Polizeimesse in Katamon, was passiert war, und verschwand dann plötzlich aus Jerusalem. Nach anfänglichen Vertuschungsversuchen löste der Vorfall weltweit einen Aufschrei der Entrüstung aus. Die Lechi begann, willkürlich britische Soldaten zu ermorden, bis Farran nach Jerusalem zurückkehrte und sich in den Allenby Barracks stellte. Am 1. Oktober 1947 stellte man ihn in einem gesicherten Gebäude in Talbieh vor ein Militärgericht, das ihn jedoch wegen Mangel an Beweisen freisprach. Rubowitz’ Leiche wurde nie gefunden. Zwei Militärs brachten Farran nachts in einem gepanzerten Fahrzeug nach Gaza. Die Lechi war fest entschlossen, ihn zu töten. Als 1948 ein Päckchen an »R. Farran« eintraf, öffnete es Farrans Bruder, der die gleichen Initialen hatte; das Päckchen explodierte und tötete den Bruder. [268]
Dieser Fall bestätigte alles, was der Jischuw an den Briten hasste. Als ein Irgun-Mann wegen terroristischer Verbrechen zum Tode verurteilt wurde, verübte Begin einen Sprengstoffanschlag auf den britischen Offiziersclub in Goldsmith House in Jerusalem, der 14 Todesopfer forderte, und organisierte den Ausbruch von Gefangenen aus dem Gefängnis in Akko. Wenn seine Männer geprügelt wurden, ließ er britische Soldaten verprügeln, und als Irgun-Leute wegen Terroranschlägen im Gefängnis von Akko gehenkt wurden, hängte er zwei willkürlich ausgewählte britische Soldaten wegen »antihebräischer Aktivitäten« auf.
Als Oppositionsführer kritisierte Churchill Attlees »sinnlosen schmutzigen Krieg mit den Juden, um Palästina den Arabern oder Gott weiß wem zu geben«. Bereits während des Zweiten Weltkriegs hatte Churchill ein hartes Durchgreifen gegen »Antisemiten und andere Hochrangige« in seiner palästinensischen Mandatsverwaltung in Erwägung gezogen. Die Empörung über die Gewalt der Irgun und der Lechi sorgte aber nun in Verbindung mit traditioneller Araberfreundlichkeit und Antisemitismus dafür, dass die Briten entschieden gegen die Juden eingestellt waren. Britische Deserteure und gelegentlich auch aktive britische Militärs unterstützten die arabischen Streitkräfte.
Der neue Hochkommissar, General Sir Alan Cunningham, bezeichnete den Zionismus im privaten Kreis als »Nationalismus, gepaart mit der Psyche des Juden, die ziemlich abnorm und rationaler Behandlung unzugänglich ist«. General Barker verbot britischen Soldaten den Besuch aller jüdischen Restaurants und erklärte, er wolle »die Juden auf eine Weise bestrafen, die diese Rasse ebenso wenig mag wie jede andere, nämlich mit Maßnahmen, die ihren Geldbeutel treffen«. Der Premierminister wies Barker zwar zurecht, aber der Hass saß mittlerweile tief. In Barkers Liebesbriefen an Katy Antonius äußerte er die Hoffnung, die Araber würden noch mehr »verdammte Juden« töten, »grässliche Leute«, und erklärte gleich darauf: »Katy, ich liebe dich so sehr.«
Am 14. Februar 1947 beschloss Attlee, der das Blutvergießen leid war, mit seinem Kabinett den Rückzug aus Palästina. Am 2. April bat er die kürzlich gegründeten Vereinten Nationen, einen Sonderausschuss zu bilden, der über die Zukunft Palästinas entscheiden solle. Vier Monate später schlug das United Nations Special Committee on Palestine (UNSCOP) vor, das Land in zwei Staaten zu teilen und Jerusalem unter internationale Verwaltung durch einen UN-Gouverneur zu stellen. Ben-Gurion akzeptierte den Plan, obwohl die Grenzen nicht praktikabel waren. Für ihn war Jerusalem zwar das Herz des
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