Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
und schöner werden.»
    Joshua schwieg zunächst. Dann sagte er: «Das   … das   … steht nicht in der Bibel.»
    «Sollte es aber!», machte ich meinen Punkt nun endgültig klar.
     
    Das gab ihm sichtlich zu denken. Daher ergänzte ich: «So wie ich dich kennengelernt habe, scheinst du mir auch nicht der Mann zu sein, der andere bestrafen kann!»
    Er nickte fast unmerklich.
    «Du bist so viel anderes», erklärte ich ihm eindringlich, «ein Mann, der lehren kann   … ein Mann, der heilen kann   … ein Mann, der inspirieren kann   … ein Mann   …»
    «…   den man verdammt gut küssen kann», wollte ich am liebsten sagen, aber meine Stimme versagte bei der Erinnerung daran.
    «Du hast recht», antwortete er. «Nicht Angst sollte den Menschen regieren, sondern die Liebe.»
    Als er «Liebe» sagte, gab es beim Reden einen fließenden Übergang in der Bedeutung, die er dem Wort verlieh, bei «Lie» wollte er wohl noch über Nächstenliebe reden, bei «be» war er dann schon in Gedanken und im Gefühl bei uns.
    Er sah mich an wie vor dem Kuss. Diesem wunderbaren Kuss. Ich konnte nicht anders   … Meine Lippen näherten sich wieder den seinen   … Und diesmal näherten sich seine auch   … Sie kamen näher   … Und näher   … Immer näher   …
    Bis wir ein Wiehern hörten.
     
    Das Wiehern war laut kreischend, klang nicht wie von dieser Welt, sondern unglaublich böse. Es kam von oben, aus dem Himmel. Unsere Köpfe wichen zurück, unsere Gesichter reckten sich nach oben, und wir erblickten vier Pferde, die aus den Wolken über Malente hervorbrachen und wie Fackeln brannten. Auf den flammenden Rossen, die gen Erde sausten, saßen Gestalten, die ich auf die Entfernung nicht genau erkennen konnte, aber instinktiv wusste ich, die Reiter waren noch furchterregender als ihre Tiere.
    «Die apokalyptischen Reiter», stellte Joshua fest, seine Überraschung hinter seiner klaren, festen Stimme verbergend.
    Mein Herz zog sich vor lauter Furcht zu einem kleinen Knoten zusammen.
    «Ich muss dorthin», verkündete Joshua.
    Und ich muss vor lauter Angst Pipi, ergänzte ich in Gedanken.

52
    Unterdessen
    Der erste Reiter, der mit seinem flammenden Ross in Malentes Fußgängerzone landete, war der Mann namens Krieg. Satan hatte Sven zwei übernatürliche Kräfte verliehen, zum einen sich – wie die anderen Reiter auch – nicht auf dem feurigen Pferd den Hintern zu verbrennen, und zum anderen, durch seine bloße Anwesenheit allen unterdrückten Hass der Menschen freizusetzen. Sven selbst trug genug unterdrückten Hass in sich,
besonders gegen Frauen. Er war immer nett zu ihnen gewesen, zu seiner Mutter, zu den Ärztinnen im Krankenhaus, wo er als Pfleger arbeitete, zu seiner Verlobten Marie   … Und was hatte er zurückbekommen? Seine Mutter fand, dass er die Geburtsqualen nicht wert gewesen war, die Ärztinnen nannten ihn abschätzig «Schwester Sven» , und Marie hatte bei der Hochzeit auf der nach oben offenen Demütigungsskala neue Spitzenwerte erreicht. Aber jetzt konnte Sven, Satan sei Dank, seinem Hass endlich freien Lauf lassen. Binnen Sekunden verwandelte sich Malentes Fußgängerzone in eine No-go-Area. Harmlose Shopping-Bummler wurden zu Wesen, die sich mit Schaum vor dem Mund gegenseitig den Schädel spalten wollten. Eine Mutter trat ihren Ehemann dahin, wo es besonders wehtut, weil er sich – obwohl sie bereits vier Kinder hatten – partout nicht sterilisieren lassen wollte. Eine füllige Frau zerkratzte ihrer besten Freundin das Gesicht, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, dass sie jede Süßigkeit essen konnte, ohne dass ihre Figur darunter litt, zwei Zeugen Jehovas zwangen Menschen mit vorgehaltenem Messer, ihnen endlich mal Eintritt in ihr Haus zu gewähren, und ein junger Moslem entschied sich gegen eine Ausbildung in der Gastronomie und für eine Berufskarriere, bei der er mit Jungfrauen belohnt würde. Außerdem rief der türkische Besitzer von Malentes bester Dönerbude einem Skinhead zu: «Verlass das Land!» , und ging mit seiner elektronischen Dönersäge auf den Neonazi los, der gerade noch ängstlich stammeln konnte: «Das   … das ist aber echt intolerant   …»
     
    Mitten in diesem Kriegsgebiet landete der zweite apokalyptische Reiter. Als Kind war Turnschuhpfarrer Dennis richtig fett gewesen, die anderen Kinder hatten ihm daher Spitznamen verliehen wie «Jabba the Hut» , «Straßensperre» oder «Bitte, spring nicht auf mich rauf». Als Jugendlicher dann trieb Dennis

Weitere Kostenlose Bücher