Jesus von Nazaret
Söhnen des Herodes aufgeteilt. Rom hatte wieder die Oberhand gewonnen,was aber blieb, war der Hass der Juden gegen ihre Besatzer und die Sehnsucht nach einem Messias, nach einem Befreier.
Noch zu Lebzeiten Herodesâ des GroÃen, um das Jahr 7 v. Chr., sollen Astrologen aus dem Orient nach Jerusalem gekommen sein. Sie waren einem Stern gefolgt, den sie noch nie am Himmel gesehen hatten und den sie als Zeichen für die Geburt eines Königs deuteten. Ahnungslos fragten sie in Jerusalem, wo denn der neugeborene König zu finden sei. Als Herodes davon hörte, erschrak er gewaltig. Ein König, der ihm seine Herrschaft streitig machte, das war der Albtraum seines Lebens. Erst vor Kurzem hatte er alle Schriftgelehrten umbringen lassen, die die Ankunft eines Messias geweissagt hatten. Er fragte nun die Priester, ob denn in den heiligen Schriften ein Hinweis darauf zu finden sei, wo ein Messias geboren werde, und man wies ihn auf eine Stelle hin, wo es heiÃt:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda,
bist keineswegs die unbedeutendste
unter den führenden Städten von Juda;
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen,
der Hirt meines Volkes Israel. 12
Herodes lieà die Sterndeuter zu sich kommen und erzählte ihnen von der Prophezeiung. Er bat die weisen Männer, nach Betlehem zu gehen und nach dem Kind zusuchen. Wenn sie es gefunden hätten, sollten sie zu ihm zurückkehren und ihm davon berichten. Denn auch er wolle zu dem Kind gehen und ihm huldigen.
Die Astrologen machten sich auf den Weg und fanden tatsächlich in Betlehem das neugeborene Kind. Im Traum wurde ihnen befohlen, nicht nach Jerusalem zurückzukehren, und so reisten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück. Als Herodes merkte, dass die Sterndeuter ihr Versprechen nicht hielten und ihm entwischt waren, wurde er furchtbar wütend. Und er befahl, in Betlehem und Umgebung alle männlichen Kinder bis zu zwei Jahren zu töten. Und so geschah es.
Das Kind aber, nach dem er suchte, entkam. Seinen Eltern war im Traum ein Engel erschienen, der ihnen auftrug, nach Ãgypten zu fliehen. Dort blieben sie so lange, bis die Nachricht von Herodesâ Tod sie erreichte. Daraufhin kehrten sie nach Israel zurück. In Judäa regierte inzwischen ein Sohn des Herodes namens Archelaus, der nicht minder machtversessen und grausam war als sein Vater. Die Eltern des Kindes wollten sich dieser Gefahr nicht aussetzen und zogen nach Galiläa, in den Ort Nazaret, wo sie ein neues Leben anfingen.
So erzählt es ein gewisser Matthäus in seinem Evangelium (Mt 2,1-23). Die meisten Theologen halten diese Geschichte für eine Legende, also für mehr oder weniger erfunden. Es werden darin jedoch Personen und Orte genannt, die es wirklich gab. Und wenn man den Charakterdes Herodes und seine Taten bedenkt, dann passen dazu seine Angst vor einem Messias und der Kindermord von Betlehem.
Was hatte es aber mit diesem geheimnisvollen Kind auf sich? Verbanden die Menschen damit die Hoffnung auf einen neuen Propheten? Oder auf einen charismatischen Führer, der das jüdische Volk von den gottlosen Besatzern befreit? Oder erwarteten sie einen von diesen selbst ernannten Königen wie den Sklaven Simon oder den Schafhirten Athronges? Oder sehnte man sich nach einem mächtigen Herrscher vom Schlage eines Augustus, nach einem göttlichen Menschen, der mit starker Hand Frieden schafft, das Leben erleichtert und so die Herzen der Menschen gewinnt?
In der Vorstellung von einem Kind als Retter bündelten sich die Hoffnungen der Menschen. Irgendwo in Palästina wurde eines Tages tatsächlich ein Kind geboren, das einmal als Messias verehrt werden würde. Aber sah man diesem Kind schon seine einstige Berufung an? Zeigte sich schon früh seine Besonderheit?
2.
D ER GOLDENE S ARG
UND DIE HÃLZERNE K RIPPE
Der Wiener Philosoph Gerhard Schwarz berichtet über einen nicht ganz ernst gemeinten Leserbrief an die Redaktion einer Zeitschrift. »Ihr Blatt berichtet sehr einseitig«, beschwert sich da ein Leser, »Sie schreiben immer nur, wenn ein berühmter Mann gestorben ist. Ich möchte auch darüber informiert werden, wenn ein berühmter Mann geboren wird.« 13
Vor einer ähnlichen Forderung standen auch die Evangelisten, als sie die Geschichte des Jesus von Nazaret aufschrieben. Sie sollten auch über seine Geburt berichten. Aber als Jesus zur Welt kam, konnte niemand wissen, dass dieses Kind armer Eltern
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