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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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zu umsorgen.
    Â»Steh nicht da wie eine gebackene Maus!«, sagte Vater, wenn ich mir aus Angst vor dem bösen Nachbarshund fast in den Kittel machte. »Steh nicht da wie eine gebackene Maus! Schrei ihn an, belle zurück, so laut du kannst!« Der Nachbarshund war wirklich ein Riesenvieh. Aber eine gebackene Maus wollte ich nicht sein und bellte tapfer zurück.
    An Vater, den Hund und die gebackene Maus denke ich in diesem Augenblick. Kathie, du bist nicht allein auf der Welt, sage ich mir. Solange ich Erde zwischen den Fingern habe, werde ich mir nicht in den Kittel machen. Notfalls kannst du auch arbeiten für zwei, sage ich mir. Ist erst der Oktober vorüber, geht die Gartenarbeit gemächlicher vonstatten, und den Rest schaffe ich dann allein. So versuche ich, mir Mut zuzusprechen.
    Zurück von meiner Gartenrunde, begebe ich mich ans Hoftor, um nach Märthe und Marina mit dem Priester Ausschau zu halten. Aber so schnell geht das nicht, sage ich mir. Die beiden werden eine Zeit brauchen, bis sie einen Priester finden, der nach draußen vor die Stadt kommt. Nach rechts führt der Weg zum irischen Kloster St. Jakob. Von da aus geht es weiter zum Westtor von Regensburg. Wie Schiffe vor Anker ragen dahinter die Kirchen aus dem Dächermeer der Stadt.
    Plötzlich fühle ich mich mutterseelenallein. Und von Neuem überfällt mich die Angst. Oh Gott, wie viele Arbeiten warten an den Beeten und im Bienenhaus auf mich, Arbeiten, die ich jetzt in eigener Verantwortung erledigen muss! Ohne dass Effelin mir sagt: Kind, heute Morgen zupfen wir die Möhren, später tragen wir sie körbeweise in den Erdkeller! Es ist erst Anfang Oktober, der frühe Herbst ist die Hauptarbeitszeit in den Gärten. Was für Arbeiten muss ich besorgen und in welcher Reihenfolge, bis im November oder Dezember der erste Schnee fällt?
    Unwillkürlich setzen sich meine Füße in Bewegung, linksab, in Richtung von Prebrunn und dem Donauknie.
    Mit Effelin bin ich noch vor wenigen Tagen hier gegangen, an dem Kirchlein von St. Otto vorbei, über den Lohgraben hinaus zu den Magerwiesen und Feldgehölzen im Donauknie. Zwischendurch, beim Wurzelausgraben und -stechen, zählte Effelin auf, was für Arbeiten während der kommenden Wochen anstehen. Ich hatte nur mit halbem Ohr zugehört, mir war es wichtiger, die Schöpfe und Strünke der Wurzeln unterscheiden zu lernen, die wir in unseren Handkörben sammelten, etwa die spitze Pfahlwurzel der Wegwarte von den knotigen Wurzelstöcken des Benediktenkrauts. Die Wurzel des heiligen Benedikt darfst du nur in kleinen Mengen verwenden, hatte Effelin mir beim Stechen eingeschärft. Zerrieben oder zerkocht eingenommen oder auf die Haut gebracht, heilt seine Kraftdie Gicht, hilft gegen Kopf- und Zahnschmerzen und nützt überdies noch gegen so manche anderen Beschwerden. Das hatte ich mir gut merken wollen.
    Als wir gegen Abend, vorbei an Hecken, die noch mit den letzten Glühwürmchen besetzt waren, zum Schwesternhof heimkehrten, waren unsere Körbe mit Wurzelstöcken von Beinwell, Scharbockskraut, Weidenröschen, von Eibisch und Löwenzahn gefüllt. Und ich machte keine Fehler, als Effelin und ich tags darauf die verschiedenen Wurzelstrünke auf der Darre neben dem Bienenhaus ordneten und zum Trocknen einlagerten.
    Aber während ich jetzt den Lohgraben auf einem Steg überquere, denke ich: Kathie, das ganze Wurzelwerk kannst du wegwerfen, wenn Effelin nicht wiederkommt! Nein, im Leben nicht würde ich mich trauen, von den Medizinkräutern unserer Gartenschwester Gebrauch zu machen, sie einem Kranken zu verabreichen! Dazu fehlt mir Effelins Wissen und ihre Erfahrung.
    Ach, mir kommen die Tränen, wenn ich daran denke, dass Effelin vor wenigen Tagen hier bei den Erlen neben mir am Wasser gegangen ist! Ihr Schritt war sicher und ausdauernd gewesen, wie immer, und nichts an ihr hatte auf irgendeine Unpässlichkeit hingedeutet. Beim Gehen höre ich noch ihre Stimme neben mir. Doch unsere Gartenschwester liegt wie vom Leben verlassen in der Kräuterkammer, und Märthe ist mit Marina unterwegs, um den Priester zu rufen.
    So versunken in traurigen Gedanken bin ich, dass ichan der Teichmulde, wo sich neulich eine Schildkröte mitten auf dem Weg sonnte, beinah das raue, heisere Heulen hinter mir überhört hätte. Ich fasse mir ans Herz, als ich mich umschaue und einen schwarzen Hund sehe, der mit

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