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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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für Petersilie, Pastinak, Sellerie die Beete tief umzugraben sind, weil sie unter der Erde Fleisch ansetzen, bei den übrigen Gewächsen dagegen genüge es, den Boden mit der Hacke zu lockern. Ich lernte, Kräuter und Unkräuter zu unterscheiden, im Herbst Äpfel und Birnen zu schnitzeln, und ich lernte, auf die Wetterzeichen zu achten, die Regen und Schnee, Blitz und Donner ankündigen.
    Und Effelin tröstete mich. Vor allem, als Märthe befahl, dass Ina ihren Schlafplatz im Schreibhaus haben sollte und ich in Zukunft bei Effelin im Kräuterhaus zu schlafen hätte.
    Ina und ich sind Zwillinge, zum Verwechseln ähnlich, wie zwei Erbsen in einer Schote. Als Kinder haben wir uns wieder und wieder einen Spaß daraus gemacht, insgeheim unsere Namen zu tauschen. Dann hieß ich Ina, und meine Schwester hörte auf Kathie, wenn Mutter nach mir rief. Oder umgekehrt. Heute kann man uns beide nicht mehr so leicht verwechseln. Ich rieche nach Garten und Erde, Ina nach Tinte und Lampenöl.
    Wenn ich von Ina erzähle, steigt mir Blutgeschmack in den Mund. Metallisch, bittersüß, so schmecke ich es, wenn ich Inas Namen nenne. Damals, an jenem Tag, als Effelin vom Schlaggetroffen wurde, war Ina bereits dabei, jenes verwünschte Büchlein zu schreiben, das später so viel Unheil über uns bringen sollte. Gott verzeih mir, wenn ich Inas Büchlein verwünsche! Vielleicht ist es ja ein frommes, wer weiß, womöglich sogar ein hochheiliges Buch! Ich kann darüber nicht urteilen. Wenn aber dieses geheime Büchlein nicht gewesen wäre, dann wäre alles nicht so schlimm gekommen. Deshalb verwünsche ich jeden Buchstaben, den Ina an ihrem Schreibpult auf die Pergamentseiten malte!
    In der Stadt läutet es schon zu Mittag, bis der Arzt in Begleitung eines Gehilfen am Krankenbett eintrifft. Regensburg hat viele Ärzte, Enichel ist einer der angesehensten. Märthe hat bestimmt ihre ganze Überredungskunst darauf verwenden müssen, den würdigen Herrn zu bewegen, den Schwestern draußen vor der Stadt seinen Dienst zu erweisen. Vom Tor am Wehr in der Weststadt bis zum Schwesternhof* bei St. Sixtus* ist es nicht mal eine halbe Wegstunde. Doch Enichel hat sich von einem Maulesel bis zur Hofreite tragen lassen.
    Mit einem »Gott zum Gruß!« tritt er an Effelins Bett und bedeutet seinem Gehilfen, die Ledertasche mit dem medizinischen Gerät abzustellen. Elspet und ich machen den Weg zum Krankenbett frei. Verbeugen uns und grüßen zurück: »Gott grüße Euch, Herr!« Märthe und Ina gesellen sich zu uns und dann huschen auch Loebel und Ava, zwei unserer übrigen Mitschwestern, durch die Tür.
    Beklommen verfolge ich die Tätigkeit des Arztes. LebtEffelin noch? Ihr Atem scheint stillzustehen. Enichels Gehilfe reicht dem Arzt eine Flaumfeder. Der Flaum bewegt sich, als Enichel Effelin die Feder unter die Nase hält. Dann wedelt der Arzt ihr mit seiner Hand vor den Augen, aber Effelins Blick folgt ihr nicht. Er beugt sich zu ihr und betrachtet ihr gerötetes Gesicht und tastet danach den Puls an Schläfe und Handgelenk ab.
    Hat die Kranke in der letzten Zeit über Kopfweh, Schwindel oder Mattigkeit geklagt, erkundigt sich Enichel. Klagte sie über Ohrensausen? Knirschte sie im Schlaf mit den Zähnen? Zitterten ihr die Lippen? Hatte ihr Gedächtnis abgenommen, fiel der Schwester das Reden schwer?
    Und als wir alles verneinen, fragt Enichel nach ihrem Wochenfluss: »Hatte sie regelmäßig ihre Menstrua?«
    Es sieht so aus, als ob Effelin mit den anderen Schwestern nicht darüber gesprochen hat.
    Und ich antworte flüsternd: »Effelin klagte, dass ihre Tage unregelmäßig waren. Und in der letzten Zeit hatte sie gar keinen Fluss mehr.«
    Der Arzt nickt. »Das hatte ich befürchtet«, sagt er. »Das faulige Blut hat sich in ihr gesammelt und nach einem Ausgang gesucht. Es ist ihr vom Kopf in die Blutbahn getropft und hat die Adergänge zum Herzen verschlossen. Die Apoplexia ist das, der Schlag! Das, was die Leute ›die Gotteshand‹ nennen. Sie hätte zur Ader gelassen werden müssen. – Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät!«
    Der Gehilfe reicht dem Arzt ein spitziges Messerchen,Enichel deckt Effelins Füße auf, sucht nach der Blutbahn am linken Innenknöchel, winkt seinen Gehilfen mit einer Schale herbei und öffnet die Ader.
    Nachdem er vor der Tür das Blut

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