Jette
»Ach, Malte. Halte doch einfach die Klappe. Was verstehst du schon? Herr Schmelzer ist ein Mann von Welt. Dass dir der Blick dafür fehlt, ist offensichtlich.«
»Herr Schmelzer ist ein reicher, alter Sack. Ich hätte nie gedacht, dass du so leicht zu beeindrucken bist. Bestimmt ist er verheiratet und hat drei Kinder, die bald in seine Nobelvilla ziehen.«
»Hat er nicht! Und nun hör auf. Es geht dich auch gar nichts an.«
Während ich mich im Badezimmer fertig mache, kommt Malte ständig herein und durchforstet meinen Korb mit der Schmutzwäsche.
»Was suchst du?«
»Meine helle Jeans. Ich will ins Waschcenter und kann sie nicht finden.«
»Du kannst meine Waschmaschine benutzen. Ausnahmsweise. Als Dank für deine Hilfe heute. Und nun sag, wie sehe ich aus?«
»Wie eine Frau, die gerade im Begriff ist, einen großen Fehler zu begehen. Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dir einen Mann in deinem Alter zu suchen? Erst umgibst du dich mit diesen Frischlingen, die deine Söhne sein könnten und nun hast du es auf einen Kerl abgesehen, der dein Vater sein könnte.«
»Im Rechnen hattest du bestimmt immer eine fünf, oder? Also, nun sag schon.«
»Du siehst toll aus, wie immer.«
7 Gänge
Ich fahre in Richtung Elbchaussee, als ich eine SMS auf dem Handy empfange. Warte auf der Terrasse. Der Oberkellner weiß Bescheid . Er hat also tatsächlich einen Tisch bekommen. Ich war noch nie im Jacob essen. Ich kenne dieses exklusive 5 Sterne Luxus Hotel und Restaurant nur vom Hörensagen. Auf dem Parkplatz streiche ich noch einmal meinen Rock glatt und überprüfe meine Frisur in der Scheibe meines Wagens. Am Empfang melde ich mich mit
»Guten Abend. Mein Name ist Lüders.«
»Guten Abend, gnädige Frau. Sie werden bereits erwartet.«
Ich folge dem Kellner, der mich auf die Außenterrasse führt und ich sehe, dass Mirko Schmelzer sich bereits vom Stuhl erhebt und mir freundlich zulächelt. Er hat sich auch umgezogen und den silbergrauen Anzug gegen einen schwarzen getauscht. Darunter trägt er kein Hemd und Krawatte, sondern ein einfaches Shirt. Er wirkt sportlich elegant und ich könnte das Kompliment, das er mir macht, eins zu eins zurückgeben, aber ich sage nur »Vielen Dank für die Einladung.« Während der Ober uns ein Glas Champagner einschenkt, schaue ich hinunter auf die Elbe.
»Ich liebe diesen Platz. Ich kann mich an den vorbeifahrenden Schiffen einfach nicht satt sehen. Viel lieber hätte ich ein Haus mit Elbblick gekauft.«
»Stimmt. Der Ausblick ist wirklich atemberaubend.«
»Großen oder kleinen Hunger? Ich schlage vor, dass wir das Menü nehmen. Fünf oder sieben Gänge, Jette?«
Ein Blick auf die Nebentische zeigt mir, dass die Portionen sehr überschaubar sind. Und wenn ich schon einmal in den Genuss komme, in dieses exklusive Lokal zum Essen eingeladen zu werden, dann nehme ich das volle Programm.
»Sieben, Mirko. Ich habe großen Appetit mitgebracht.«
Wir finden es beide albern, uns beim Vornamen zu nennen und trotzdem Sie zu sagen. Also stoßen wir an und sagen Du. Ich lobe die Speisen in höchsten Tönen. Zwischen den Gängen erfahre ich, dass er gebürtiger Hamburger ist und nach fast dreißig Jahren diverser Auslandsaufenthalte wieder zurück in seine Heimatstadt gezogen ist. Im Alter von Mitte zwanzig erbte er die Maschinenbaufabrik seines Vaters und führte das Unternehmen in dritter Generation, bis er sich entschied es vor zwei Jahren komplett zu verkaufen. Zwischen Gang vier und fünf fordert er mich auf, ihm von mir zu erzählen.
»Du bist also Brand Managerin bei Haller Design. Ich dachte immer, das wäre eine kleine inhabergeführte Kreativwerkstatt? Und die leisten sich eine Brand Managerin?«
»Es ist die Firma meiner besten Freundin. Und ehrlich gesagt, habe ich heute Nachmittag ein wenig dick aufgetragen. Noch bin ich es nicht. Es dauert noch zwei Jahre bis ich meinen Master mache.«
»Du studierst noch?«
»Ja, im zweiten Semester an der Hochschule für Design und Kommunikation hier in Hamburg.«
Ich genieße die angeregte Unterhaltung mit ihm. Überhaupt bin ich völlig hingerissen von diesem Mann. Er fasziniert mich. Mehr als er es an diesem ersten Abend schon sollte. Er strahlt eine solche Souveränität aus, ohne dabei überheblich zu wirken. Beim Dessert fragt er mich, zu welchem Ergebnis ich gekommen bin.
»Zu welchen Konditionen wirst du meinen
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