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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Knebel
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und hab den Deckel runtergezogen, da war ich auch schon weggeknackt. Und dann hab ich drekt von so fremde Galaktiken geträumt. Und in den Traum merk ich, wie mich son braunen Alien am Ärmel packt und sacht, sind Sie bekloppt?! Warum sind Sie denn nich nackt?! Ja, da war der Alien die Verkäuferin, und jetz wusste ich auch, woran die mich erinnert hatte, als ich bei die reinkam: an den E. T.! Der hatte ja auch sonne braune Runzelaktentaschenhaut.
    Ja, ahnungslos, wie ich war, hatte ich mich da mit volle Montur hingelegt. Sie hatte dat aber auch nich gut erklärt, weil, ich dachte, die Strahlen gehen durch. Ich sah vielleicht aus! Ich war nur anne Flossen und im Gesicht braun, aber nur da, wo der Schatten von meine Kappe nich hingekommen is.
    Jetz muss ich die Tage da nochma hin. Dann geh ich aber nackend. Ich muss ja gez die ganzen andern Teile von mir nachbräunen lassen. Hätt ich ma dat Happy-Sun-Angebot genommen: 3 × bräunen, 3 × zahlen. Ich könnt mich schwarz ärgern! Von wegen, Braune haben besser Laune!

Jukebox
    Boh glaubse, Sonntagnachmittag leg ich mich so aufe Couch, um ne Runde zu pennen, und als Einschlafhilfe mach ich ja immer den Fernseher an. Dat is ja en todsicheres Mittel. Dat is besser als ne Schlaftablette. So dezente Lautstärke, erstes oder zweites Programm. Dat tut keinem weh. Die sind ja grade am Sonntagnachmittag auf Senioren und Senioritas programmiert.
    Ja, ich hab schon so die Augendeckel zu, auf einma hör ich: One, two, three clock, four clock, rock … Ers dacht ich, oh, hat der Bill Heuli schon wieder en Hit?! Aber dann fiel mir ein, dat der schon lange tot war. Und als ich dann aber aum Fernseher kuckte, sah ich, dat dat gar nich der Bill Heuli war, sondern der Conny Froboess mit Petra Kraus. Und die sangen auch gar nich, sondern die tanzten, und zwar zu eine Musik, die aus eine Juckbox kam.
    Ja, dann war dat son typischen 50er-Jahre-Film, mit Rocken Roll, Eisdiele, Schmalztolle, Pettingcoat und son Nierensteintisch. Und eben die Juckbox. Jetz geh ich ma davon aus, dat die Jüngeren unter Sie gar nich mehr wissen, wat ne Juckbox is, weil, die is ja regelrecht ausgestorben. Aber im Prinzip is dat der Vorläufer von dem MP3-Spieler. Nur, dat der gez en festen Standort hatte, so wie in dem Film, meistens inne Eisdiele oder inne Gaststätte. Und der war für alle Mann.
    Dat war sonne Kiste mit vielleicht 100 Single-Schallplatten drin. Da hattesse 200 Lieder zur Auswahl wegen A- und B-Seite. Dat gibt et heute ja gar nich mehr auf CD. Ja, dann hasse da Geld reingeschmissen, 20 Pfennig, und dann hasse ne Nummer gedrückt, zum Beispiel H7. Und dann kam son Greifarm, schnappte sich die Single, knallte die aum Plattenteller, und schon kam der Tonarm umme Ecke und bohrte sich in die Rille vonne Single. Und schon ging et los inne Eisdiele. Dann kam vonne Beatles «Komm gib mir deine Hand». Auf Deutsch! Hömma, dat war ein Händeschütteln ohne Ende.
    Ja, und oft hatte dat Lied, wat gedrückt wurde, zu den Drücker oder seine Angebetete irgendswie ne persönliche Beziehung. Zum Beispiel der Traugott Lodenkämper, der hatte immer unheimliche Probleme mitte Weiblichkeit gehabt. Der hat immer gedrückt «I can’t get no satisfaction» vonne Rolling Stones. Und ich hab immer «Let’s spend the night together» gedrückt. Ja, da hatt ich den Traugott ersma anne Schlappen.
    Oder die Helga Brüggemann, die hat immer auf A1 draufgedrückt: Daliah Lavi mit «Ooooh, wann komms du?». Ich hab dann zu sie rübergewunken und gerufen, Helga, ich komm sofort! Und dann hab ich von Ricky Shayne gedrückt «Ich sprenge alle Ketten».
    Ja, dat war sonne richtige Kontakt- und Kommunikationsbörse, wo man dat Wichtigste voneinander erfahren hat, nämlich wer auf wen grade scharf war.
    Tja, und heute? Da sitzt da jeder isoliert mitte Stöpsel inne Ohren und würd überhaupt nich mitkriegen, wenn einer scharf wär. Aber da hasse et wieder: Oft is Fortschritt nämlich auch Rückschritt!



Zelten
    Boh glaubse, die Tage war ich zelten! Abenteuer pur, ich sach et Sie! Die Kollegen, hier der Kurt Harras, der Helmut Borsig und die Sigi Scziwalski … ja, früher war dat ma der Sigi Scziwalski. Dat war ja en jahrelangen Kegelkollege von den Helmut gewesen, und dann hatte der sich aber zu ne Frau umbauen lassen. Und ich mein, warum sollten wir ihn gez ausschließen, nur wegen sein Geschlecht. Wenn man sich so lange kennt und gut versteht, da spielt dat Geschlecht doch irgendwann gar keine Rolle

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