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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Knebel
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Haus.
    Ich dachte ers, da hab ich nix dagegen. Da bringt der unsre Siedlung vonne Wohnqualität und vonne Naherholung ganz weit nach vorne. Der wollte sich nämlich nich nur son kleinen Teich anlegen, wat weiß ich, so mit Welse drin, dat die sich dadrin rumwälzen, sondern son richtigen Naturschwimmteich für Erwachsene.
    Und ich sah mich schon am Teich liegen, die Guste kommt im Bikini – oder näh, besser doch lieber im einteiligen Badeanzug – und bringt mir en exotischen Cocktail, en Whisky Cola oder Pils-Schuss. Wat die so trinken inne Karibik. Und ich mach mich über beides her.
    Ja, dann kam irgendwann sonne Firma vorbei mit diverse Gerätschaften. Ausschachtung, Plane rein, anne Seite en paar Lavasteine und Gestrüpp, damit dat Auge auch wat hat. Dann hamse Badewasser reinlaufen lassen. Fettich war die Lauge! Tach später war Richtfest. Und ich muss sagen, der Teich war richtig schnuckelig geworden. Wir ham drekt alle unsern Urlaub gekenzelt.
    Aber dann kam der Mai, und mit ihm kamen Geräusche. Inne erste Nacht, als ich von den Geräusch wach wurde, dacht ich noch, mit mein Frau stimmt wat nich. Aber die lag da wie tot. Also kein Grund zur Sorge. Inne zweite Nacht dacht ich, da wird einer abgemurkst. Da hab ich mir dann auch ersma nix Schlimmet bei gedacht. Inne dritte Nacht dacht ich, hömma, sind die denn immer noch am Abmurksen?! Und dann hab ich versucht, dat Geräusch zu lokallesieren, weil, langsam ging mir dat aum Zünder. Ja, und dann kricht ich raus, dat dat Gemurkse ausm Teich kam.
    Am nächsten Tach hab ich den Emil drauf angesprochen. Da sacht der, dat is en läufigen Frosch. Der sucht eine zum Laichen. Und dat würd auch nich lange dauern, bis er mit sein Gebalze ne Fröschin angelockt hätte und die ein klarmachen könnten, und dann wär Ruhe im Karton.
    Da hab ich mich ersma beschwichtigen lassen. Da hatt ich Verständnis für. Ich mein, wenn einer weiß, wie dat is, unter Strom zu stehen, dann isset … ein Mann. Meine Geduld wurde dann aber im Sommer auf ne ganz harte Probe gestellt, weil, dat Fröschken hatte wohl kein Schlach bei de Froschdamen. Auf den biss keine an. Vielleicht sah der nich gut genug aus oder … Mundgeruch. Paradontose. Und die Stimme von den war gez auch nich besonders einladend. Ich weiß et nich.
    Auf jeden Fall, ich litt schon wochenlang unter Schlafentzug, und dat geht ja bekanntlich anne Substanz. Und eine Nacht bin ich durchgedreht und hab gedacht, gez is Schluss mit die Laicherei! Jetz mach ich aus den ne Leiche! Und da bin ich mim Klappspaten bewaffnet rüber zu den Teich. Und wat soll ich Sie sagen? Ich war nich alleine. Alle andern Nachbarn drehten auch grade durch und wollten den Frosch ant Leder.
    Da standen se da mit Kescher, einer hatte sogar ne Harpune dabei. Ich sach, Fritz, jetz mach ma aus ner Mücke kein Elefanten! Man muss doch nich mit Kanonen auf Spatzen schießen! Ich sach, den holen wir mim Kescher raus, den Kollege. Dann ham wir mit Taschenlampen dat Ufer abgesucht. Aber der Froschmann war wohl untergetaucht und machte kein Mucks mehr. Der wusste wohl, dat ne Treibjagd im Gange war. Da ham wir kurzerhand den Stöpsel gezogen und dat Badewasser ablaufen lassen. Ja, und am Grund saß er dann. Ganz grün im Gesicht. Ich muss sagen, den hätt ich auch nich attraktiv gefunden.
    Da ham wirn gekescht, in Karton gepackt, paar Löcher reingemacht und draufgeschrieben: An Nikolaus Sarkozy, Paris. Und dann ham wir den mit ein «Bong Vojage» nach Frankreich zu de Franzosen geschickt. Die wissen, wie man mit Frösche umgeht.
    Bong Apptit!

Stau
    Boh glaubse, wissen Se, wat mir total aum Zünder geht? Wat mich richtig aggressiv macht? Dat sind von die andern die Autos! Also, jetz in ihrer Masse als Stau. Ich hab dat Gefühl, dat wird immer schlimmer mim Verkehr. Dat muss doch eigentlich weniger werden. Seit Jahren erzählen se uns doch, die Neuzulassungen würden dramatisch abnehmen, die Autoindustrie kaut angeblich aufe Felgen, und dann kommt ja noch hinzu, dat die Babys auch abnehmen, also, dat et da auch weniger Neuzulassungen gibt. Und dat ja schon seit vielen, vielen Jahren. Also, da is der Verkehr praktisch zum Erliegen gekommen. Aber im Straßenverkehr, oh lala! Da is doch ständig Stoßverkehr. Dat is doch en Widerspruch. Dat müsste doch eigentlich weniger werden. Glaubse, dat macht mich rasend. Nur nich aufe Autobahn.
    Fahren Se ma heute um 11 Uhr nachts auf eine beliebige deutsche Autobahn. Nehmen wir ma A 3. Inne fuffziger Jahre hättse da

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