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Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Titel: Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Knebel
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doch 200 fahren können, wenn dat der Volkswagen mit seine 34 Pferdestärken hergegeben hätte. Da hättse doch drei Spuren für dich allein gehabt. Obwohl, war die A3 damals schon dreispurig? Dat wär ja Wahnsinn gewesen für die drei Autos, die damals vom Straßenverkehrsamt persönlich betreut wurden. Na ja, egal.
    Ja, und heute? Da reihse dich ein in den praktisch stehenden Verkehr. Dat is doch quasi Schritttempo. Da kannse auch laufen. Na ja, aber jetz hat man son Kraftfahrzeug sich zugelegt, dat will ja auch bewegt werden. Da kann man nich immer nur an sich denken. Dat is wie mim Hund. Mit dem geht man ja auch ab und an ma nach draußen.
    Jetz ma ganz ehrlich, da kann man doch wirklich so Gewaltfantasien entwickeln. Manchma isset aufe Straßen so voll, da bricht doch alles in sich zusammen. Da wünscht man sich, der Halter vonne Planierraupe zu sein, da würd man se alle plattmachen.
    Stattdessen hab ich die Tage wat ganz Verrücktes gemacht. Ich hatte nämlich gar nix zu tun. Wissen Se, wat ich da gemacht hab? Ich hab mich ins Auto gesetzt. Vorher schön Verkehrsmeldungen gehört, wo der dickste Stau is, und da bin ich reingefahren. Turbogeil!, wie der Schumi sagen würde. Ja, ich hatte mir en paar Bütterken mitgenommen, Thermoskanne mit Tee, also … Jagertee, und en paar Kassetten. Ein son Discomix 74 und dann die schönsten Folgen von Benjamin Blümchen. Ich hab da damals, als die Enkeln den immer gehört haben, en richtigen Narren dran gefressen. Dat is aber auch en verrückten Vogel, der Elefant, da immer mit sein Törö. Da könnt ich mich nass machen. Hömma, dat war richtig gemütlich im Auto, richtig relaxt. Dat war mir scheißegal, ob die Ampel auf Rot, Grün oder die mittlere Farbe war, ich hab da schön mein Tee getrunken, Bütterken gegessen und mein Benjamin gehört. Und immer, wenn der mit sein Törö losgelegt hat, hab ich Fenster runtergekurbelt. Wat meinse, wie die andern gekuckt haben, die Bekloppten, die! Müssen Se au ma machen. Da sieht man die Welt mit andere Augen.

Sonnenstudio
    Boh glaubse, die Tage hab ich ma wieder wat ausprobiert, wat ich schon lange ma vorgehabt hatte auszuprobieren, aber noch nich zu gekommen war in all die Jahre. Und zwar war ich in sonnen Sonnenstudio. Et war ja so heiß gewesen, und da dachte ich, gez setzte noch ein drauf, Herbert! Jetz legse dich ma im son Grill!
    Ich muss sagen, an dem Tach hatte ich auch unheimlich schlechte Laune, und da fiel mir der Spruch ein, wo se vonne Sonnenstudios immer Werbung mit machen: Braune haben besser Laune. Obwohl ich mir eigentlich schon gedacht hatte, dat der Spruch nich stimmt. Ich mein, kucken Se sich ma so Nazis an. Wenn die gute Laune haben, dann möchte ich nich wissen, wie dat aussieht, wenn die schlechte Laune haben.
    Trotzdem hab ich gedacht, ich probier dat ma aus. Die Nazis könn mich sowieso am Arsch lecken. Und dann bin ich da bei uns umme Ecke im Karibik-Sun-Studio gegangen. Die hatten auch gerade Angebotswoche, und zwar: für 5 Euros, so lange man will, aber maximal nur 20 Minuten.
    Auf jeden Fall, ich da rein in den Schuppen, und da war drekt sonne Verkäuferin, die war total braun, also fast schwarz, möcht ich sagen. Ich sach, oh, Sie kriegen wohl Prozente hier! Da meinte sie, bei unsere Angebotspalette fällt et einem aber auch extrem schwer, nein zu sagen. Ich sach, apropro, wat gilt denn gez, 5 Euros, so lange man will oder maximal nur 20 Minuten? Da meinte sie, wie lange wolln Se denn? Ich sach, jaa … 15 Minuten? Da sachte sie, da komm wir im Geschäft und ob ich bei sie nur ma schnuppern wollte oder ob ich mich langfristig binden wollte. Ich sach, danke, ich bin leider schon verheiratet. Ja, sons hätte sie mir dat Happy-Sun-Sonderangebot aufgeschwatzt: 3 × bräunen, aber nur 3 × zahlen, so lange man will, aber nur maximal 20 Minuten.
    Ich sach, nee, lassen Se ma, ich will nur schnuppern. Ja, und dann hat se mich in sonne Kabine begleitet und mir die Apparatur kurz erklärt. Hömma, die Pritsche sah aus wie aus son Sinsefiction-Film, wo die Kotzmonauten sich immer drauf ablegen für zum Tiefschlafen. Weiße, wo die so mehrere 100 Jahre unterwegs sind nach son Planeten. Wat willse da auch sons machen? Du kanns ja nich die ganze Zeit Fernseh kucken. Der Empfang wird ja auch immer schlechter, je weiter du vonne Erde wegkomms. WDR II krisse ja schon in Bayern nich mehr. Ja, und Kabelfernseh kannse in sonne Rakete völlig vergessen.
    Jedenfalls, ich lag da kaum auf den Apparillo drauf

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