Jetzt aber Ballett (German Edition)
dich", sagte Andi schließlich flehend, woraufhin Sascha kurz inne hielt.
" Es tut mir leid, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe", sagte Sascha in tröstendem Ton zu ihm, "Kopf hoch, wird schon werden. Warum musst du dich denn auch in mich verlieben, du kleiner Vampir."
Er lächelte, beugte sich zu Andi hinunter und drückte ihm einen Kuss mitten auf die Lippen – einen richtig langen Schmatzer. Dann lief er hinaus und Andi hörte die Wohnungstür schnappen.
*Nun werde einer aus diesem Kerl schlau*, dachte Andi und ging in sein Zimmer, wo er sich mit Tränen in den Augen auf sein Bett fallen ließ.
Vor einigen Tagen hatte er seine besten Freunde verloren, nun war ihm der Mensch fortgelaufen, den er liebte. Und wie sehr er Sascha wirklich liebte, wurde ihm jetzt erst so richtig bewusst. Obendrein hatten ihm seine Eltern gerade den Stuhl vor die Tür gestellt. Wie sollte es nun weitergehen?
Andere würden sich jetzt wohl einen Strick n ehmen. Aber bei dem "Glück", da s er gerade hatte, würde wahrscheinlich der Strick reißen und er sich beim Runterfallen beide Beine brechen. Also ließ er das lieber. Andere kamen doch auch durchs Studium, ohne dass die Eltern mit Geld halfen. Und vielleicht war es gut, jetzt nach Hamburg zu gehen – nur weg von hier, weg von Sascha.
H A M B U R G
Andi wollte zur ersten Vorlesung nicht zu spät kommen, also war er rechtzeitig losgegangen. Er wohnte in einer kleinen möblierten Wohnung, die seine Eltern noch für ihn angemietet hatten, bevor es zum Bruch gekommen war. Für sechs Monate hatten sie die Miete im Voraus entrichtet – was danach sein würde, wusste Andi nicht und darüber wollte er jetzt lieber noch nicht nachdenken.
Gespannt betrat er das Gebäude der Fakultät und bemerkte sofort, wie voll es hier war. Vor dem Vorlesungssaal saßen etliche Studenten auf dem Fußboden und drinnen schien es total überfüllt.
Sicher irgendwelche Studentenproteste. Aber warum ausgerechnet hier und jetzt?
"Wofür protestiert ihr denn? Fällt die Informatikv orlesung aus?", fragte er ein Grüppchen am Rande vom Flur.
Sie sahen ihn an, wie einen Außerirdischen.
"Hä? Was?"
"Ich meine nur, weil ihr hier auf dem Flur sitzt", erklärte Andi.
"Wir sind zur Vorlesung hier. Sichere dir mal lieber auch gleich deinen Platz auf dem Flur. Hier kannst du den Prof wenigstens noch hören. Unten auf der Treppe kriegst du gar nichts mehr mit", erklärte einer seiner Kommilitonen.
*Ist denn das die Möglichkeit?*, dachte Andi verwirrt, *Willkommen an der Massen-Uni.*
Die Studienbedingungen waren alles andere als optimal – Vorlesungen, Seminare und die Bibliothek heillos überfüllt, Prof´s nie zu sprechen. Zudem war der Stoff schwieriger und umfangreicher, als Andi gedacht hatte. Mit seinem Computer-Know-how kam er hier nicht weit. So war es kein Wunder, dass er die ersten Klausuren und Prüfungen voll in den Sand setzte.
Durch diese Misserfolge panisch geworden, hing Andi nun nur noch über den Lehrbüchern und versuchte, alles in den Kopf zu bekommen. Aber ohne Plan und System war dies völlig sinnlos, wie er bald einsehen musste. Selbstzweifel überkamen ihn und er beschloss, erstmal etwas zu entspannen. Es dürfte doch keine Schwierigkeit sein, in Hamburg etwas Ablenkung zu finden.
Die nächsten Tage kämpfte Andi mit sich, ob er nicht versuchen sollte, Kontakt zu John und Till zu bekommen. Natürlich waren sie nicht im Telefonbuch eingetragen .
Wenn Andi jetzt durch Hamburg ging, ertappte er sich dabei, wie er sich sehr intensiv umblickte und nach den Beiden oder ihrem auffälligen Wagen Ausschau hielt. Aber diese Mühe war vergebens. Oder doch nicht ganz – denn eines Tages machte Andi eine Entdeckung, bei der ihn fast der Schlag getroffen hätte.
Geistesgegenwärtig sprang er schnell in den nächsten Hauseingang und lugte vorsichtig heraus, als auch schon Sascha mit weiblicher Begleitung an ihm vorbeiging. Die beiden lachten und waren offenbar sehr vertraut miteinander, wie Andi mit rasender Eifersucht feststellte. Gegen dieses Gefühl konnte er nichts ausrichten, auch nicht dagegen, dass er den beiden nun folgte, wie ein Rüde einer läufigen Hündin.
Irgendwann verschwanden die zwei in einem Haus und nachdem Andi stundenlang davor gewartet hatte, zog es ihn fort – geradewegs in die nächste Kneipe. Er hasste Alkohol, aber jetzt brauchte er ihn so dringend.
Andi hing über der Kloschüssel
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