Jetzt aber Ballett (German Edition)
nichts für mich empfindet - so what? Das ist kein Grund ihn zu meiden. Ich brauche ihn doch, so sehr.*
Andi sprang auf.
*Also dann los!*
Als er die Wohnungstür bereits voller Tatendrang aufgerissen hatte, hielt er inne. Wo wollte er eigentlich nach Sascha suchen? Sollte er sich vor das Haus stellen, in das Sascha und das Mädel gestern hineingegangen waren. Dies kam ihm nun doch nicht sehr sinnvoll vor.
Der Gedanke an Saschas weibliche Begleitung bremste seine Euphorie noch weiter.
*Wenn das seine Freundin ist, dann stehe ich doch da wie der letzte Depp. Vielleicht stellt Sascha mich ihr mit den Worten vor: ´Das ist Andi, ein guter Freund. Wir haben uns nicht mehr gesehen, seit er mich im Schlafzimmer seiner Eltern vögeln wollte.´*
Langsam ging Andi zurück in die Wohnung und schloss die Tür.
*Mist! Nur nicht wieder gleich aufgeben! Eine Idee muss her!*
Er holte aus einer Schublade das sorgsam zusammen gefaltete Plakat des Jugendtheaters Magdeburg hervor, das Sascha hübsches Gesicht in voller Pracht zeigte. Andis Augen tasteten begierig das Papier ab und blieben schließlich an Saschas Namen hängen, der bei den Mitwirkenden an erster Stelle vermerkt war.
Er schaltete seinen Comput er ein, öffnete den Browser und rief die Seite von Google auf, wo er sofort Saschas Namen eintippte. Die Suche ergab nur einige Treffer und alle hatten mit Saschas Engagement in Magdeburg zu tun. Zwei Lokalblätter lobten sein Auftreten, was Andi mit wohligem Stolz erfüllte, wie er selbst leicht verwundert feststellte. Aber nirgendwo gab es Infos, die Andi irgendwie weiterhelfen könnten. Er musste sich allerdings auch eingestehen, dass er gar nicht so genau wusste, was er eigentlich suchte.
Kurz überlegte er, ob er versuchen sollte, sich beim Einwohnermeldeamt oder einer anderen Behörde einzuhacken und ein bisschen rumzuschnüffeln. Für Andi war kriminelle Energie zwar nie die Triebfeder seiner Computerleidenschaft gewesen, wie dies bei vielen Leuten aus der Hackerszene der Fall war, aber was seine Fähigkeiten anging, konnte er es mit diesen Typen locker aufnehmen. Allerdings waren die Sicherheitssysteme in letzter Zeit immer ausgeklügelter geworden, so dass die Gefahr, erwischt zu werden, nicht zu unterschätzen war. Und dann drohten saftige Strafen. Daher verwarf Andi diesen Gedanken vorerst wieder.
Er öffnete die Homepage des Jugendtheaters Magdeburg und eine völlig unübersichtliche Seite in schrecklichem Design erschien auf dem Bildschirm. Andi fürchtete beim Anblick dieses Alptraums um sein Augenlicht, besah sich die Sache dann aber tapfer etwas näher. Die letzte Aktualisierung war bereits mehrere Monate her . Schließlich klickte Andi auf das Impressum, wo die Anschrift und Telefonnummer des Theaters vermerkt waren.
Er nahm sein Telefon und rief dort einfach an. Es meldete sich eine Frau und Andi fragte nach Sascha.
"Tut mir leid, bei mir können Sie nur Karten bestellen und den Spielplan erfahren. Mit den Darstellern habe ich nich ts zu tun", erklärte die Frau, " Ist es denn dringend?"
"Ja, es ist wirklich sehr wichtig", sagte Andi , "Geht sozusagen um Leben und Tod. Und dauert auch nicht lange."
"Im Moment sind gerade Proben. Ich versuche, Sie zum Inspizienten durchzustellen, weiß aber nicht, ob das klappt. Manchmal hängt der sein Telefon einfach aus, wenn keiner stören soll."
"Gut, danke", antwortete Andi und es gab ein paar Pieptöne, bis er eine dunkle Männerstimme vernahm.
"Was gibt’s denn? Wir haben Probe!"
Im Hintergrund hörte Andi Stimmen und andere Geräusche.
*Was mache ich, wenn Sascha jetzt wirklich ans Telefon kommt?*, dachte Andi nervös.
"Hallo?!", rief der Mann ungeduldig.
"Ich wollte Sascha sprechen, es ist wichtig, es geht um …"
"Sascha? ", fragte der Mann verwundert, aber schon deutlich freundlicher, "Der ist leider nicht mehr hier, will doch jetzt großer Musicalstar in Hamburg werden. Na, kann man ihm nicht verübeln, bei dem Talent. Aber ich sitze jetzt da, mitten in der Saison. Ohne Sascha können wir die Zahl der Zuschauer bald wieder an einer Hand abzählen. So einen Jungen finde ich so schnell nicht …
"Wo in Hamburg?", unterbrach Andi ungeduldig.
"Das weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Ich hab wirklich andere Sorgen. Das Auswahlverfahren dauert einige Zeit, deshalb ist Sascha auch …"
"Auswahlverfahren? Und wenn er nicht genommen wird, dann spielt er wieder in Magdeburg?", fragte Andi.
"Nicht
Weitere Kostenlose Bücher