Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
ein Verbrechen begangen wurde, wollen wir, dass der Täter umgehend gefasst und bestraft wird. Die Kräfte, die uns veranlassen, aktiv an der Verkürzung eines Intervalls zu arbeiten, zeigt Tabelle 3.2.
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Tabelle 3.2: Anfangs- und Endpunkte von Intervallen, die sich anziehen
Beginnt und endet ein Intervall dagegen mit einem Problem, so wollen viele von uns das zweite Problem hinauszögern, bis das erste gelöst ist. Wie bei einem Magneten stoßen gleichartige Anfänge und Enden sich ab, während unterschiedliche Anfänge und Enden sich anziehen. Das ist eine brauchbare Faustregel, auch wenn es sicher Ausnahmen gibt. Ich nenne sie die Magnetregel der Intervallgröße.
Objektiv oder subjektiv
Denken Sie daran, dass die Länge eines Intervalls eine subjektive und eine objektive Dimension hat. Manchmal vergeht die Zeit wie im Flug, manchmal kriecht sie dahin. Wichtig ist nicht, wie lang oder kurz ein Intervall ist, sondern wie Menschen es unter verschiedenen Umständen wahrnehmen. Ein Kunde, der in der Schlange wartet, um einen wichtigen Kauf zu tätigen, und ein anderer, der darauf wartet, sich zu beschweren, erleben dieselbe Zeitspanne ganz unterschiedlich.
Inhalt
Ein Intervall kann mit allem und nichts gefüllt sein. Nehmen wir zunächst den Fall des leeren Intervalls, einen Zeitraum in Ihrem Unternehmen, auf Ihrem Markt, in Ihrer Branche, in dem anscheinend nichts Besonderes passiert. 15 Es ist wichtig, ins Innere solcher »leeren Intervalle« zu schauen, weil oft mehr vorgeht, als Sie denken: Es ist ähnlich wie bei einem Vakuum, von dem Physiker gelernt haben, dass es in Wirklichkeit nicht leer ist. Aus vier Gründen kann ein Intervall leer erscheinen, obwohl es tatsächlich nicht so ist:
Frühstadium: Die Vorgänge dieses Intervalls brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Möglicherweise hat es noch nicht die hinreichende Größe oder Stärke erreicht, um entdeckt oder erkannt zu werden, und wenn es so weit ist, wird es vielleicht zu spät sein. Nokia war anfangs vielleicht nicht beunruhigt, als Steve Jobs von Computern zur Mobilfunktechnologie überging, aber als das iPhone 2009 auf den Markt kam, hinkte das finnische Mobilfunkunternehmen viel zu weit hinterher, um ohne weiteres aufzuholen.
Verdeckter Inhalt: Ein Prozess oder Vorgang verdeckt einen anderen oder lenkt die Aufmerksamkeit von ihm ab. Firmen konzentrieren sich häufig auf ihre aktuellen Kunden und ergänzen ihre vorhandenen Produkte um immer mehr ausgeklügelte Details. Solange die Wirtschaft wächst, prosperieren sie. Allerdings merken sie nichts vom Aufkommen kostengünstiger Innovationen in den aufstrebenden Märkten, die ihr Geschäft bedrohen werden.
Hemmnisse: Es können Kräfte vorhanden sein, die einen Vorgang hemmen oder blockieren. Ein Produkt ist vielleicht überaus nützlich, findet aber keinen Markt, weil die potenziellen Kunden gerade arbeitslos sind und zu kämpfen haben, damit sie über die Runden kommen.
Fehlende Komponenten: Ein Intervall kann leer erscheinen, weil seine Inhalte einen Katalysator brauchen. Ohne diese Voraussetzungen passiert gar nichts. Handyspiele brauchen schnelle Mobilfunknetze. Niemand möchte eine Stunde warten, um eine kostenlose App herunterzuladen.
In manchen Fällen ist ein Intervall tatsächlich so leer, wie es erscheint. Vielleicht ist gerade August und alle sind in Urlaub. Manche Branchen verändern sich einfach wesentlich langsamer als andere. So blieben Koffer über Jahrzehnte hinweg nahezu gleich – ein Intervall, in dem nichts geschah –, bis Bernard Sadow in den 1970er Jahren Koffer mit Rollen erfand. Anfangs kam die Innovation nicht gut an, aber sobald sie sich durchsetzte, blieb sie populär, bis sie Ende der 1980er Jahre durch das schickere Design der Trolleys ersetzt wurde.
Welche Formen füllen ein Intervall?
Um zu sehen, was in einem Intervall vorgeht, müssen wir uns über die Form der Prozesse im Klaren sein, die darin zu finden sind. Wir tendieren dazu, in geraden Linien und linearen Prozessen zu denken. (Schon Euklid lehrte uns, dass eine Gerade die kürzeste Verbindung zweier Punkte ist.) Geraden sind schnell und vorhersehbar. Das Problem ist jedoch, dass es in der Natur keine geraden Linien gibt, wie der spanische Architekt Antoni Gaudí anmerkte. Für ihn war die Natur eine »Symphonie der Formen«. 16 Nehmen wir als Beispiel das Warten. Jeder weiß, dass Warten frustrierend ist. Würde man aber grafisch darstellen, wie schnell sich Frustration aufbaut, wäre
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