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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Stunden zu früh tauchte er bei ihr auf. Sie lag in einem sonnengefleckten Hain auf einem Teppich von Sequoiennadeln und spielte mit einem Stapel Musikwürfeln. In der duftenden Luft erklang Mozart.
    »Gehen wir morgen irgendwohin«, sagte er. »Du und ich.«
    »Bist du immer noch bei diesem Thema?«
    »Verzeih.«
    »Wo willst du hin?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Hawaii. Afghanistan. Polen. Zambia. Es spielt keine Rolle. Nur, daß ich mit dir zusammen bin.«
    »Und die Gruppe?«
    »Die kann uns eine Weile entbehren.«
    Sie drehte sich herum, brachte Mozart mit einer trägen Bewegung zum Schweigen und ließ einen Würfel von Bach erklingen.
    »Ich komme mit«, sagte sie. Die Goldberg-Variationen, umgeschrieben für Glockenspiel. »Aber nur, wenn wir unsere Gruppen-Ausrüstung mitnehmen.«
    »Soviel bedeutet dir das?«
    »Dir nicht?«
    »Ich schätze die Gruppe sehr«, sagte er. »Aber sie ist nicht alles im Leben. Ich kann eine Weile ohne sie auskommen. Ich brauche sie nicht, Kay. Was ich brauche, das bist du.«
    »Das ist obszön, Murray.«
    »Nein. Es ist nicht obszön.«
    »Auf jeden Fall langweilig.«
    »Es tut mir leid, daß du so denkst«, sagte er.
    »Willst du aus der Gruppe ausscheiden?«
    Ich möchte, daß wir beide aus ihr ausscheiden, dachte er, und daß du mit mir zusammenlebst. Ich kann es nicht ertragen, dich noch länger mit anderen zu teilen, Kay. Aber er war nicht bereit, sich auf eine solche Konfrontation einzulassen.
    »Ich möchte in der Gruppe bleiben, wenn das geht«, sagte er, »aber es interessiert mich auch, eine Zweierbeziehung zu dir zu entwickeln.«
    »Das hast du schon ganz deutlich mitgeteilt.«
    »Ich liebe dich.«
    »Das hast du auch schon gesagt.«
    »Was willst du, Kay?«
    Sie lachte, drehte sich herum, zog die Knie hoch, bis sie ihre Brüste berührten, und öffnete die Schenkel der Sonne.
    »Ich möchte genießen«, sagte sie.
    Eine Stunde, bevor die Sonne unterging, baute er seine Anlage auf. Da er selbst Ausführender war, mußte die Einstellung noch exakter erfolgen als sonst. Er mußte nicht nur genaue Werte an die Zentrale übermitteln, damit die anderen sich anzupassen vermochten, er brauchte auch mit Kay ein makelloses Gleichgewicht von Input und Output. Er machte sich mürrisch an die Arbeit, durchaus nicht von dem Gedanken erregt, daß Kay und er sich bald lieben würden. Seine Freude erstarb bei dem Gedanken, daß Nate, Dirk, Van, Finn, Bruce und Klaus sie auch besitzen würden. Warum mißgönnte er ihnen das so? Er wußte es nicht. Eine solche Ausschließlichkeit, die einfach aus dem Nichts kam, entsetzte ihn und ekelte ihn an. Aber sie hatte ihn völlig in der Hand. Vielleicht brauche ich Hilfe, dachte er.
    Nun kam die Gruppen-Zeit. Sanfte, süße, ionisierte Düfte schwebten durch Eros’ Kammer. Kay war warm, bereit, leidenschaftlich. Ihre Augen glitzerten, als sie nach ihm griff. Sie hatten sich schon fünfhundertmal geliebt, und sie ließ kein Anzeichen von nachlassendem Interesse erkennen. Er wußte, daß er erregend auf sie wirkte. Er hoffte, daß sie auf ihn stärker ansprang als auf jeden anderen. Er liebkoste sie auf vielfache Art, und sie schnurrte und wand sich und glühte. Ihre Brustwarzen richteten sich steil auf; das war nicht vorzutäuschen. Und trotzdem stimmte etwas nicht. Nicht mit ihr, mit ihm. Er war fern, distanziert. Er schien die Abläufe von außen zu beobachten, so, als sei er heute abend nur ein Zuschauer in der Gruppe, schlecht eingestimmt, nicht einmal so beteiligt wie Klaus, Bruce, Finn, Van, Dirk. Das Bewußtsein, daß er ein Publikum hatte, beeinflußte ihn zum erstenmal. Seine Technik, die mehr auf Raffinesse und Grazie beruhte als auf Feuer und Kraft, wurde zu einer Falle und sperrte ihn in eine Reihe leidenschaftsloser Arabesken und Pirouetten. Er war abgelenkt von den winzigen Telemetriebändern an Kays Hals und an der Unterseite ihres Schenkels, obwohl ihm das noch nie vorher zugestoßen war. Er ertappte sich dabei, daß er den anderen Männern lautlose Botschaften zuschickte. Na, Nate, wie gefällt dir das? Pack zu, Dirk. Hoch mit dir, Bruce. Oh. Oh. Ah. Ah.
    Kay schien nicht zu bemerken, daß nicht alles in Ordnung war. In den ersten fünfzehn Minuten hatte sie drei Höhepunkte. Er bezweifelte, daß er überhaupt einen erlangen konnte. Er machte weiter, immer weiter, wie ein Maschinenkolben. Eine Art Rache an der Gruppe, wie er begriff. Ihr wollt Kay mit mir teilen, okay, Leute, aber das ist alles, was ihr davon habt. Das. Oh. Oh.

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