Jetzt Plus Minus
steigen oder fallen, ist unwichtig; Bewegung ist das einzige Kriterium, und wir spekulieren auf Baisse oder Hausse, je nachdem. Es muß schnell gehen, weil unsere höchste Blickspanne zur Zeit nur 96 Stunden beträgt, wenn man die Übertragung von Jetzt plus n zu Jetzt minus n über Jetzt mitrechnet. Wir können es uns nicht leisten, abzuwarten, bis Kapitalgewinne gemächlich reifen; wir müssen unsere Risiken mindern, indem wir auf die schnellen, heftigen Schwankungen abstellen und unsere Gewinne sofort einstreichen. Die Schwankungen müssen groß sein, sonst zehren die Maklergebühren unseren Bruttogewinn auf.
Ich habe keine Schwierigkeiten, die Aktien auszuwählen, deren Notierungen ich meinem Ich vom Montag übermitteln werde. Es sind die Aktien der Computerliste, jene, die wir schon gekauft haben; offenkundig hätte Jetzt minus n sie nicht gekauft, wenn mein Ich vom Mittwoch sie ihm nicht benannt hätte, und da ich jetzt mein Ich vom Mittwoch bin, muß ich mich daran halten.
Die Liste der zwanzig stark schwankenden Notierungen vom Dienstag habe ich Jetzt minus n schließlich durchgegeben. Von seiner Vorteilsposition am Montag aus wird Jetzt minus n Aufträge erteilen und bei allen zwanzig Aktien am Montag nachmittag einsteigen. Ich weiß, daß er erfolgreich war, weil die Liste meines Maklers die Bestätigung aller zwanzig Käufe zu jetzt sehr günstigen Preisen zeigt.
Jetzt minus n schaltet sich für eine Weile aus, und Jetzt plus n meldet sich. Er übermittelt von Freitag, dem 9. Oktober. Er gibt mir die Schlußnotierungen für dieselben zwanzig Aktien vom Donnerstag. Er weiß bereits, welche von den zwanzig ich mich heute zu verkaufen entschlossen habe, macht mir aber das Kompliment, es mir nicht zu sagen; er nennt mir nur die Preise. Er schaltet sich aus, und ich treffe in meiner Rolle als Jetzt meine Entscheidungen. Ich verkaufe sieben Werte und kaufe bei einem achten hinzu, die übrigen lasse ich zunächst unverändert, da sie morgen laut Jetzt plus n zu besseren Preisen verkäuflich sein werden. Das kann ich erledigen, wenn ich mein Ich vom Freitag bin.
Der heutige Ablauf ist vorbei.
In jedem Ablauf – und wir bewältigen jede Woche ungefähr drei – legen wir nicht mehr als fünf oder sechs Millionen Dollar an. Wir wollen nicht auffallen. Unser Gewinn von Steuern beläuft sich auf etwa 9% in der Woche. Trotz unseres Netzes von Steueroasen in Ghana, auf den Fidschi-Inseln, auf den Cayman-Inseln, in Liechtenstein und Bolivien, durch die unsere Gewinne gelenkt werden, können wir für unser ganzes Kapital in der Woche nur etwa 5 % Nettoertrag erzielen. Das erlaubt uns dreien einen anständigen Lebensstil, und es sammelt sich eine hübsche Summe an. Nachdem ich im Alter von 25 Jahren mit 5000 Dollar angefangen hatte, bin ich einer der reichsten Männer der Welt geworden, mit keinen anderen Vorteilen als Intelligenz, Beharrlichkeit und außersinnlichem Zugang zu den Aktienwerten von morgen.
Es wird Zeit für die nächste Folge. Ich muß Jetzt minus n die Dienstag-Notierungen der Aktien im Portefeuille von der vergangenen Woche übermitteln, damit er entscheiden kann, was er verkaufen soll. Ich weiß, was er verkauft hat, aber das zu verraten, würde ihm den Spaß verderben. Wir gehen fair miteinander um. Nachdem ich Jetzt minus n diese Preise durchgegeben habe, wird sich Jetzt plus n wieder melden und mir eine völlig neue Liste von Aktien übermitteln, zu denen ich Aufträge geben muß, bevor die Börse in New York am Dienstag öffnet. Er wird in der Lage sein, am Freitag daraus Gewinne abzuschöpfen. So gehen wir von Tag zu Tag und spielen unsere wechselnden Rollen.
Aber das war der Tag, an dem Selene unsere Wege kreuzte.
Ich hatte mein Glas geleert. Ich hob den Kopf, um dem Kellner zu winken, und in diesem Augenblick betrat ein schlankes, schwarzhaariges Mädchen allein die ›Astralkugel‹. Sie war hochgewachsen, graziös, wunderschön. Sie trug ein teures, am Körper haftendes Monomolekular-Gewand, das ein kompliziertes Programm von Frequenzveränderungen durchlief, einschließlich eines Mikrosekundendurchlaufs völliger Durchsichtigkeit, der das Auge betäubte und doch einen gewissen Grad an Sittsamkeit bewahrte. Ihre Züge paßten zu ihrer Kleidung: weit auseinanderstehende, glänzende Augen, zarte Nase, feste Lippen, grün umrandet. Ihre Haut war außergewöhnlich blaß. Ich konnte keinen Schmuck an ihr sehen – warum reinstes Gold vergolden, warum die Lilie schmücken? –, aber an ihrem
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