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Jetzt Plus Minus

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Titel: Jetzt Plus Minus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war, spürte er keine Erregung, keine Spur davon. Sie versuchte alles, aber umsonst. Er blieb schlaff, tot, funktionsunfähig. Während alle anderen zugeschaltet waren und warteten.
    »Was ist denn?« flüsterte sie. »Was soll ich tun, Liebster?«
    Er schloß die Augen und überließ sich in der Phantasie einer Vorstellung, wie Kay mit Dirk schlief, reiner Masochismus, und das brachte ihn halb zur Erregung. Sie ritt über ihm zur Ekstase. Das ist Dreck, dachte er. Ich gehe kaputt. Kay. Kay. Kay.
    Dann hatte Kay ihre Nacht mit Dirk. Zuerst dachte Murray, er werde einfach aussetzen. Es gab schließlich keinen Grund, weshalb er sich dergleichen zumuten sollte, wenn er damit rechnete, daß es ihm Qualen verursachte. Früher war es nie eine Qual für ihn gewesen, wenn Kay es mit anderen Männern getrieben hatte, innerhalb der Gruppe oder außerhalb, aber seit dem Auftreten seiner Eifersucht war alles anders. Theoretisch waren die Gruppen-Paare austauschbar, und ein Paar diente allen anderen jede Nacht als Stellvertreter, aber in Murrays Gehirn stimmten Theorie und Praxis immer weniger überein. Niemand würde erstaunt oder betroffen sein, wenn er heute abend nicht teilzunehmen wünschte. Den ganzen Tag über ertappte er sich jedoch dabei, daß er sich wie besessen Kay und Dirk vorstellte, mit jeder Bewegung, jedem Laut, einander gegenüberstehend, lächelnd, sich umarmend, auf ihr Bett sinkend, umschlungen, seine Hände auf ihrem glatten Körper, sein Mund auf dem ihren, sein Brustkorb ihre kleinen Brüste flachpressend, Dirk eindringend, im Rhythmus, auf dem Höhepunkt, Kay auf dem Höhepunkt, dann Kay und Dirk aufstehend, beim Schwimmen, um sich abzukühlen, zurück ins Schlafzimmer, einander gegenüber, lächelnd, alles noch einmal. Bis zum späten Nachmittag hatte in seiner Phantasie alles so oft stattgefunden, daß er kein Risiko darin sah, auch die Wirklichkeit zu erleben; wenigstens konnte er Kay haben, und sei es eine Stufe entfernt, wenn er sich an der Gruppe beteiligte. Und das mochte ihm helfen, seine Besessenheit abzuschütteln. Aber es war schlimmer, als er es sich hatte vorstellen können. Der Anblick von Dirk, schwellende Muskeln und schmale Hüften, entsetzte ihn; Dirk war bereit für die Liebe, lange bevor das Vorspiel begann, und Murray fürchtete auf einmal, daß er und nicht Kay das Ziel dieser maskulinen Aggression sein würde. Dann begann Dirk Kay zu liebkosen. Mit jeder Berührung seiner Hand schien es, als werde ein wichtiger Teil von Murrays Beziehung zu Kay ausgelöscht. Er war gezwungen, Kay durch Dirks Augen zu sehen, ihr gerötetes Gesicht, ihre bebenden Nasenflügel, ihre feuchten, vollen Lippen, und das vernichtete ihn. Als Dirk tiefer in sie eindrang, krümmte Murray sich zu einer gepeinigten Fötuskugel zusammen, eine Hand zwischen den Beinen, die andere auf die Lippen gepreßt, den Daumen im Mund. Er konnte es überhaupt nicht ertragen. Sich vorzustellen, daß jeder einzelne von ihnen Kay zur selben Zeit besaß. Nicht nur Dirk. Van, Nate, Conrad, Finn, Bruce, Klaus, der ganze männliche Teil der Gruppe. Und Kay gab sich ihnen freudig, bereitwillig, enthusiastisch hin. Er mußte entkommen, jetzt gleich, auf der Stelle, obwohl der Rückzug aus der Gruppe in diesem Augenblick alles aus dem Gleichgewicht bringen und chaotische Strömungswirbel erzeugen würde, die bei den anderen Übelkeit oder Schlimmeres erregen mußten. Es war ihm gleichgültig. Er mußte sich retten. Er schrie auf und löste den Anschluß.
    Er wartete zwei Tage, dann besuchte er sie. Sie war bei ihren gymnastischen Übungen und schwebte wie eine Wolke durch ein Gewirr von Metallringen und -schlingen, die in verschiedenen Höhen von der Decke ihres Solariums herabhingen. Er stand unter ihr und verrenkte sich den Hals.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte er. »Ich möchte, daß wir beide aus der Gruppe austreten.«
    »Das war vorauszusehen.«
    »Es macht mich kaputt. Ich liebe dich so sehr, daß ich es nicht ertragen kann, dich mit jemandem zu teilen.«
    »Mich lieben heißt also, mich besitzen?«
    »Scheiden wir einfach für eine Weile aus. Ergründen wir die Verästelungen einer Zweierbeziehung. Einen Monat, zwei Monate, ein halbes Jahr, Kay. Nur, bis ich diesen Wahnsinn losgeworden bin. Dann können wir wieder eintreten.«
    »Du gibst also zu, daß es ein Wahnsinn ist.«
    »Das habe ich nie bestritten.« Sein Hals wurde steif. »Willst du bitte herunterkommen, während wir uns unterhalten?«
    »Ich kann dich von hier aus

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