Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

geschafft, um Bäume zu umarmen. Die Missernte stelle ich Ihnen schon mal in Rechnung. Die Reise zum inneren Kind, pah. Wie soll dat Kind dann heißen? Kevin allein zu Haus? Das sind doch alles Kinder, die früher immer auf die Fresse gekriegt haben. Wieso wollen die denn unbedingt dahin zurück? Ich habe die ganze Mischpoke jetzt in den Stall gesperrt, zum Mantra-Meditieren. Wenn der Halberkorn noch einmal seinen Bindestrich tanzt, schlag ich ihn tot. Ich biete Ihnen für kommendes Jahr eine andere Mottoreise an: »Die Reise zum inneren Blödman n – ein Erfahrungstrip für Kölner Karnevalisten«.
    Köln, immer noch Köln, 12 . Juli, subtropisch und kein Urlaub in Sicht Fahr jetzt einfach mit dem Auto zum See ins Bergische Land.

7 Fahrtentagebuch 2
    Stau. Stau. Stau. Wieso ist eigentlich im Winter meistens Stau und im Sommer immer? Kriegen die Straßenbauer im Sommer einen Testosteron-Schub? Hey Jungs, es ist Sommer, kommt wir reißen die Straßen auf?! Alle Straßen gleichzeitig. Super. Wir machen nichts fertig, wir reißen erst die Autobahnen auf und dann die Umgehungsstraßen und dann lassen wir alles liegen und pfeifen ein fröhliches Lied. Da, auf der A1 ist noch ein Eckchen heile, kommt wir machen es kaputt. Und wenn die Autobahn aussieht wie Deutschland 1945, stellen wir ein Schild auf »Danke für Ihr Verständnis«. Ich hab gar kein Verständnis. Ich hab Hass.
    Und außerdem, wieso schleiche ich mit Temp o 30 an verwaisten Baustellen vorbei? Millionen Arbeitslose, aber auf der Autobahn ist immer Mittag. Ich sehe da so gut wie nie einen arbeiten. Und wenn, dann sieht es aus wie Tai-Chi. Und der eine, der mit dem orangen Fähnchen die Autos wegwedelt, der fächelt sich doch nur Luft zu! Bin gerade wieder an drei Arbeiterdenkmälern vorbei gefahren. Mit Schaufel in der Hand. Hab den Jungs zugerufen: »Ey! Wenn ich eure Schaufel wegtrete, fallt ihr dann um?« Schaufel steckt jetzt im Kofferraum neben der Strandtasche.
    30 Minuten später
    Liebes Fahrtenbuch, wenn die mal irgendwo vergessen haben, eine Baustelle zu errichten, und es zwei Spuren gibt, ist das auch blöd. Rechts klebt man zwischen LKWs. Habe es deshalb irgendwann gewagt, auf die linke Spur zu wechseln, die Mercedes, BWM und aufgemotzten VW-Golfs gehört. Prompt klebte ein fetter Mercedes nicht am, sondern im Kofferraum. Hat der kein eigenes Navigationsgerät? Werde den Drängler fragen, ob er das Autofahren nennt oder eher Sozial-Darwinismus. »Survival of the fastest«. Habe mir durch Pöbeln Luft gemacht, dabei neue kreative Kombinationen mit appellativem Charakter erfunden, zum Beispiel »Penismolch« oder auch »Arschneurose«.
    15 Tage später
    Liebes Fahrtenbuch. Konnte ich ja nicht ahnen, dass ich meine Appelle an den König vom Straßenstrich richte. Der Albaner an sich ist ja doch oft recht humorlos. Als der an der nächsten Baustelle aus seinem Mercedes kletterte, was sag ich kletterte, seine 2 Meter 20 im Quadrat entfaltete, war ich schon verwundert, dass er vor lauter Goldketten nicht vornüberkippte. Habe noch versucht, ihm »Penismolch« und »Arschneurose« als trendige Begrüßung unterzujubeln, hat aber nicht geklappt. Naja, die Augenbraue ist mittlerweile genäht und ich humpel auch nur noch ein bisschen. Blöd war, dass die Krankenschwester ausgerechnet die Rastazopf-Klischeebeule aus dem beschmierten VW-Bus war, die ich mitsamt ihrem Jesus-belatschten Freund zwei Wochen vorher beleidigt hatte. Habe nach drei Einläufen täglich aber sehr schön abgenommen.
    Wacken, 7 . August, überall Rocker, Regen
    Bin wieder gesund und meine Familie hat ein Einsehen gehabt und mich auf das Rockerfestival nach Wacken mitgeschleppt. Da machen wir Volks sozusagen Sommerurlaub, allerdings ohne den Sheriff. Bin gespannt, wie es dieses Jahr wird. Letztes Jahr war das echt der Burner, da war ich allerdings noch sol o …

8 Wacken wird auch immer blöder
    Jahr für Jahr pilgern wir zum Rockerfestival nach Wacken. Ausgestattet mit Allradantrieb und Gummistiefeln. Denn im steten Wandel der Zeit ist auf eins Verlass: dass der Himmel seine Schleusen öffnet und die Welt in Regen ertrinkt, sobald der erste Autoreifen den Wackener Parkplatz berührt. Da der Wackener Parkplatz in Wirklichkeit eine Kuhwiese ist, verwandelt er sich alsbald in eine morastige Sumpflandschaft, auch »Mordor« genannt. Angeblich erscheinen in »Mordors Pfützen« die toten Gesichter der Vorjahres-Besucher. In Echt liegen da aber nur die diesjährigen Besoffenen. Allüberall