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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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Tagebuch: Montag Erster Tag der Reise zum inneren Kind. Ob ich jemals ankomme? Der Hofbesitzer weckte uns um 6 Uhr, indem er gegen die Stalltür trat. In ein angeblich traditionelles Schamanenpriestergewand gehüllt, mit Hasenpfote um den Hals. Sah mehr aus wie Katzenpfote und die braune Wolldecke vom Sofa. Die Versicherung seiner Frau, die Hasenpfote sei so echt wie der Hase, den wir gestern gegessen hätten, beruhigte mich ein wenig. Der Reiseleiter sagte dann, dass wir gleich unsere zeremoniellen Gewänder empfangen würden. Da schwante mir gleich Übles, als ich in die Küche trat und feststellen musste, dass die Gardinen fehlte n …
    Kommentar des Hofbesitzers: … kann ich die ganze Aufregung um die Gardinen nicht verstehen. Am wenigstens beschwerte sich der Berensen-Halberkorn, obwohl der am meisten Grund gehabt hätte. Für ihn war nämlich keine Gardine mehr übrig, weil dat Luna Stella aufgrund seiner Leibesfülle zwei benötigte. Berensen-Halberkorn musste sich demzufolge mit einem Lendenschurz begnügen, wofür meine Gattin ihr Vileda-Tuch opferte. Anschließend trieb ich die Gruppe zur spirituellen Selbsterfahrung in den Gemüsegarte n …
    Aus Luna Stellas Tagebuch: Donnerstag Jeder Knochen im Leib tut mir weh. Hat man jemals gehört, dass die Reise zum inneren Kind mit Unkrautjäten beginnt? Noch dazu wurde ich von der Reiseleitung mit dem Namen »Mistkäfer« belegt, einem Namen, den man immerhin zügig tanzen kan n …
    Kommentar des Hofbesitzers: … die Sache mit dem Mistkäfer beruht auf der Tatsache, dass im Zuge ihrer Selbstfindung die Teilnehmer ihr Traumtier benennen sollten. Erwartungsgemäß gab es einen wilden Wolf, ein zartes Reh und drei schwarze Panther. In meiner Eigenschaft als geistiger Führer erklärte ich dieser Herde Hornochsen, dass Selbstfindung mit Realitätssinn zu tun hat. Mistkäfer, ja und? An welches Tier denken Sie denn, wenn Sie einen knubbeligen dunkelbraun gerösteten Körper auf spindeldürren Beinchen sehen? Einen Mistkäfer, genau. Den Vorwurf der Ausbeutung weise ich von mir. Den Gemüsegarten umzugraben, ist eine kosmische Aufgabe für zwei Mistkäfer, eine Schnecke (die lahmarschige Kuh aus Stuttgart), den Wurm (Berensen-Halberkorn hatte nach etlichen Bindestrich-Tanzereien Rückenprobleme) und den Maulwurf IM Dresden (kleiner Witz).
    Aus Luna Stellas Tagebuch: Sonntag, letzter Tag Was sehne ich mich nach Hause, wo über dem Schreibtisch steht: ›Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken.‹ Schmecken. Dieses Essen hier. Und die peinlichen Vorkommnisse, ich mag gar nicht dran denken. Aber ich greife vor. Zu essen gab’s heute mal wieder trockene Brötchen. Normal esse ich nichts aus Weizenmehl, nicht mal eine Oblate zur heiligen Kommunion. Leib Christi, ja, aber bitte aus Dinkelmehl. Ich esse keinen Zucker, trinke ausschließlich stilles Wasser ohne geschwätzige Kohlensäure und besitze die goldene Bioladen-Bonuscard aus dreifach gehärtetem Rapsöl. Und dann das hier. Dauernd gibt’s Hase, der aussieht wie Katze. Da muss man doch misstrauisch werden. Und gestern Abend kochten wir ein Süppchen aus selbst geerntetem Schnittlauch. Merkwürdiger Schnittlauch. Sieben gezackte Blätter. Uns wurde allen ganz komisch. Ich fand auf einmal Herrn Berensen-Halberkorn sehr, sehr anziehend, die Önnemörie Schlögel aus Dräsdän und die »Schduddgarderinne-gommsch-gugge-Fraktion« erzählten sich gegenseitig Witze in ihren Heimatdialekten und lachten trotzdem! Herr Berensen-Halberkorn tanzte seinen Namen fünf Mal! Der Reiseleiter, der ebenfalls von dem Süppchen gekostet hatte, plünderte erneut meine heimlichen Schokoladenvorräte unterm Futtertrog!
    Kommentar des Hofbesitzers: …mache ich diese Esokacke nicht mehr mit. Was kann ich denn dafür, wenn diese Fuzzis Schnittlauch mit Marihuana verwechseln. Der fette Kölsche Mistkäfer hat den ganzen Abend den Halberkorn angebalzt, der seinerseits irrte über den Hof, weil er »ein großes weißes Licht« sah. Statt in Gott ist er in die Stalllampe geknallt, umgefallen und hat zum fünfzehnten Mal an diesem Abend versucht, seinen beschissenen Namen zu tanzen. Als er auf dem Rücken lag, ist der Kölsche Mistkäfer in seiner Küchengardine über ihn hergefallen, angeblich um ihn über Rebirthing in sein vergangenes Leben zurückzuführen. Da hätte er beinahe das jetzige auch hinter sich gehabt. Die anderen drei Krähen haben sich zum »Energien-Tanken« mitsamt ihren Gardinen in den Garten

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