Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
Liste!«
»Kannst du mich da streichen?«
»Ja klar, kein Problem!«
Die Scheu, nach den konkreten Erwartungen des Auftraggebers zu fragen, ist der beste Nährboden für die Angst vor Misserfolg. Für eine
schlechte Leistung erntet man in der RegelKritik, wenn nicht gar Ablehnung. Die Herausforderung ist, die Bewertung der Sache nicht als
Bewertung der eigenen Person zu empfinden. Dies erfordert ein stabiles Selbstwertgefühl.
Die Erfolge und das damit verbundene Selbstwertgefühl können gesteigert werden, indem man trainiert, seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Auf
diese Weise lernt man, eine Aufgabe mit dem gebotenen Aufwand anzugehen. Zudem ist es hilfreich, seine Selbstmanagement-Kompetenzen auszubauen. Hierzu
stehen zahlreiche Methoden bereit, die zum Teil auch in diesem Buch vorgestellt werden.
Angst vor Erfolg
Haben Sie bei diesem Punkt auch gestutzt? Was könnte der Nachteil von Erfolg sein? Es gibt das Phänomen, dass man ziemlich konfus werden
kann, wenn der Erfolg zum Greifen nah ist. Als würde die nächste Sprosse auf der Erfolgsleiter in zu riskante Höhen führen. Mit dem Erfolg wächst auch der
Erwartungsdruck, der auf uns lastet. Jede Stufe der persönlichen Entwicklung bringt größere Herausforderungen mit sich.
Hier ein Beispiel für die zerstörerische Kraft der Erfolgsangst aus der Praxis:
Peter ist seit acht Jahren fester Freier in einer Werbeagentur. Er wird das Gefühl nicht los, dass der Chef ihn seine finanzielle
Abhängigkeit subtil spüren lässt. Bei Konflikten zieht der Hauptauftraggeber schon mal die Machtkarte. Deshalb streckt Peter seine Fühler nach neuen
Kunden aus, um beruflich unabhängig zu werden. Auf Empfehlung hat er einen Termin bei einer größeren Werbeagentur bekommen, die von seinen eingesandten
Textproben begeistert ist. Bei strahlendem Sonnenschein fährt Peter pünktlich los. Er sieht die Ampel auf Gelb springen und gibt noch einmal richtig
Gas, um vor Rotüber die Kreuzung zu kommen. Er übersieht dabei, dass vor ihm ein schneeweißer Mercedes im gleißenden Sonnenlicht
bereits vor der Ampel gehalten hat. Peter drückt viel zu spät das Bremspedal durch. Mit einem lauten Knall fährt er auf den stehenden Wagen
auf. Totalschaden.
Peter entschuldigt sich bei dem geschädigten Fahrer, einem älteren Herrn, und ruft die Polizei.
Als die Beamten eintreffen, stellt sich der vollkommen unschuldige Unfallgegner den Schupos vor und fragt höflich: »Wie viel Geld bin ich Ihnen schuldig?«
Wie die Geschichte zeigt, scheint die Angst vor Erfolg den Chaos-Motor richtig auf Touren zu bringen. Es fängt mit der inneren Unruhe
an und endet mit der Verkettung von Pleiten, Pech und Pannen. Natürlich kam Peter durch das Intermezzo zu spät zu seinem Vorstellungsgespräch. Nachdem er
seine Entschuldigung vorgebracht hatte, begrüßte ihn der Werbechef überschwänglich mit den Worten: »Träumen Sie? Oder wollen Sie hier arbeiten?«
Peter antwortete: »Beides …«
Mit der bewussten oder unbewussten Inszenierung des Unfalls setzte Peter seinen Freiheitsschlag, beruflich unabhängig zu werden, aufs
Spiel. Seine nächste Erfolgsstufe wäre mit einer neuen Rolle verbunden: Die Abnabelung von den Eltern. Der Aufstieg in der Firma. Die finanzielle
Unabhängigkeit. Und so weiter.
Wer neue Freiheiten gewinnt, verliert die alten Sicherheiten. Die Frage, ob der Preis der Veränderung zu hoch ist, macht Peter Angst. Die
Auseinandersetzung mit der neuen Rolle, die wir bei Erfolg einnehmen würden, hilft uns, die Angst vor dem Gelingen abzubauen. Erfolg zu haben kostet den
Mut, sich an höheren Maßstäben messen zu lassen. Aber man kann sich an alles gewöhnen. Selbst an Erfolg …Bei den genannten Ursachen (es
gibt natürlich noch viele Ableger im Theoriegarten) dient das Aufschieben zur Vermeidung von Selbst- und Fremdbewertungen. Aber wo kommt die Angst vor
diesen Bewertungen her? Warum gibt es Tätigkeiten, bei denen ich mich schlechter fühle, während mir andere Dinge leicht von der Hand gehen und sogar Spaß
machen?
Je nach dem, auf welchem Theoriestandpunkt die Psychologie ihr Gedankengebäude errichtet hat, bekommen wir verschiedene Antworten.
Auf dem Feld der Verhaltensforschung fiel die Annahme auf fruchtbaren Boden, dass jedes menschliche Verhalten »mit Zuckerbrot und Peitsche« erlernt
(konditioniert) wurde. Wer jemals einen Hund erzogen hat, kennt das zu Grunde liegende Prinzip. Gewünschte
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