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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Leyhausen
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laufen Perfektionisten Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ein Bildhauer erzählte mir ein Erlebnis mit einer Seminarteilnehmerin, das
     für mich zum Sinnbild für Perfektionismus geworden ist. Sie bearbeitete den mächtigen Steinquader so lange mit dem Meißel, bis nichts mehr von ihm übrig
     blieb … Das Bessere ist der Feind des Guten. An diese Stelle passt auch, dass Albert Einstein bis an sein Lebensende darüber betrübt war, so ein
     schlechter Geigenspieler zu sein. Der Nobelpreisträger scheint das Instrument allerdings wirklich nur mäßig bedient zu haben. Als er seinem Freund, dem
     Komponisten Arnold Schönberg, eine Kostprobe seiner Geigenkünste gab, suchte dieser nach diplomatischen Worten, um Einstein nicht zu nahe zu treten. Er
     wählte die Rückmeldung: »Es war relativ gut …«
    Mit dem Aufschieben vermeidet der Perfektionist das unangenehme Gefühl, dass seine Arbeit später Angriffspunkte liefern könnte.
    Aus dem gleichen Grund verfallen Workaholics in das andere Extrem. Die Angst, nicht perfekt zu sein, treibt Arbeitsbesessene dazu, ihre Aufgaben
     besonders früh in Angriff zu nehmen. Dabei gehen sie allerdings sehr kleinschrittig vor, wodurch sich das Arbeitstempo stark verlangsamt. Am Ende können
     sie unter den gleichen Zeitdruck geraten wie die seelisch verwandten Aufschieber: Der erste Teil ihrer Leistungist zwar »perfekt«, der
     restliche Teil fehlt allerdings vollständig.
    Und was ist die Ursache der Ursache? Wie entsteht Perfektionismus?
    Aus Sicht der Lerntheorie ist Perfektionismus ein erlerntes Verhalten, das den Betroffenen schon in der Kindheit vor negativen Konsequenzen
     schützte. Wenn man als Kind die Zuwendung der Eltern (nicht) erhielt, weil das Benehmen (nicht) »perfekt« war, wurde der Perfektionismus als
     überlebenswichtiges Verhalten konditioniert. Nach allgemeiner Forschungsmeinung (Flett 2002) setzen die Eltern dem Kind hier hohe Standards und lassen es
     an Akzeptanz und Wärme fehlen. Im günstigeren Fall zeigt sich der Perfektionismus im späteren Leben durch eine gesteigerte Form von Selbstorganisation und
     im Streben nach hohen Standards. Im ungünstigeren Fall spiegeln sich die Kindheitserfahrungen in
einer überzogenen Sensibilität für Fehler
in großen Zweifeln an den eigenen Leistungen und
in einer starken Orientierung an den perfektionistischen Erwartungen von anderen (Eltern, Partner, Chef usw.).
    Angst vor Misserfolg
    Um die Angst vor Misserfolg verspüren zu können, muss man kein Perfektionist sein. Auch die weniger
     Ehrgeizigen kennen das lähmende Gefühl, ein Scheitern zu riskieren. Dabei fällt es uns oft schwer, den Sinn der Angst zu verstehen. Die Natur hat uns
     ursprünglich mit Angst ausgestattet, damit wir nicht auf heiße Herdplatten fassen und von Brücken fallen oder versehentlich auf einem
     Hansi-Hinterseer-Konzert landen. Einen Großteil der Angst brauchen wir also zum Überleben. Der kleinere und manchmal überflüssig scheinende Teil macht aus
     Mücken Elefanten. Und aus Elefanten Dinosaurier.
    Ein bewährtes Mittel, um Angst herzustellen, ist Unwissenheit.Je weniger wir über die konkreten Erwartungen, die an uns gestellt
     werden, wissen, desto besser gedeiht die Angst. Obwohl es meist die Möglichkeit gibt, nach den genauen Anforderungen zu fragen, traut sich ein Aufschieber
     das nicht. Wo die Angst vor Fragen hinführen kann, illustriert folgende Geschichte.
     
    Im Wald geht das Gerücht um, dass der Bär für seinen Speiseplan eine Todesliste angelegt hätte. Alle Tiere sind ganz aufgeregt und
fragen sich, wer wohl auf der mörderischen Liste steht. Der Hirsch nimmt all seinen Mut zusammen und geht zum Bären: »Entschuldige die Störung. Kurze
Frage: Stehe ich auch auf deiner Liste?«
    »Ja«, sagt der Bär, »du stehst auch auf meiner Liste.«
    Den Hirsch packt die Panik und er läuft so schnell er kann weg. Wie es schien, zu recht. Nach zwei Tagen wird der Hirsch tot aufgefunden.
    Die Gerüchteküche im Wald brodelt. Als nächstes hält es das Wildschwein nicht mehr aus und wagt sich zum Bären: »Sorry, wie war das mit der Liste?
Bin ich etwa auch da verzeichnet?«
    »Ja, auch du stehst auf meiner Liste«, antwortet der Bär. Verschreckt sucht das Wildschwein das Weite. Auch den Keiler findet man nach zwei Tagen
tot auf.
    Nun bricht Panik bei den Waldbewohnern aus. Nur der Hase traut sich noch zum Bären. »Hey Bär, steh ich auch auf deiner Liste?«
    »Ja, auch du stehst auf meiner

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