JFK -Staatsstreich in Amerika
engere
Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der UdSSR im Weltraum, einschließlich
einer Kooperation bei den Programmen der Mondlandung«.
Nicht nur aus dem Kalten Krieg auf
der Erde, auch aus dem »space race«, dem Rennen um die Vorherrschaft im
Weltraum, wollte Kennedy aussteigen, doch wie sein Memorandum zum Abzug aus Vietnam
war auch diese Anweisung nach dem 22. November 1963 nur noch Makulatur. Auch
wenn manche Historiker heute behaupten, sein Nachfolger Ronald Reagan hätte mit
seinem »Star Wars« genannten SDI-Programm zwanzig Jahre später den
Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Kalten Kriegs herbei geführt,
reicht ein Blick auf die vergessene Politik John F. Kennedys, dass dieses Ende
viel früher und anders erreichbar gewesen wäre – ohne den Wahnsinn der Kriege
in Südostasien und ohne die Abermilliarden für Reagans Rüstungsprogramme. Doch
um eben diese Milliarden ging es, und um sie zu erreichen, musste die Bedrohung
durch einen äußeren Feind, die »rote Gefahr«, das »Reich des Bösen« (Reagan)
weiter geschürt und am Leben gehalten werden, statt sie wie Kennedy in seiner
großen Rede am 10. Juni zur Vergangenheit zu erklären. Diesen neuen Weg in die
Zukunft hatte er schon eingeschlagen, in seinem geheimen Briefwechsel mit dem
Kremlchef Chruschtschow 30 ,
den beide hinter dem Rücken ihrer Generäle und ihrer Rüstungsindustrie geführt
und damit nicht nur eine »Raketenkrise«, sondern, wie wir heute wissen, einen
desaströsen Nuklearkrieg verhinderten. Nach seiner Wiederwahl 1964 wäre
Kennedy, so hatte er es Freunden schon angekündigt, nach Moskau gereist, um das
Vertrauen, dass sich zwischen ihm und Chruschtschow gebildet hatte, in neuen
Verträgen und Kooperationen zu besiegeln.
Nach den Schüssen von Dallas aber
blieb seiner Witwe und seinem Bruder nur, einen der besten Freunde der Familie,
den Künstler und früheren Journalisten William Walton, Anfang Dezember 1963 in
geheimer Mission nach Moskau zu senden, mit einer Botschaft an die russische
Führung, die – von den Autoren und Forschern Aleksandr Fursenko und Timothy
Naftali in sowjetischen Geheimarchiven entdeckt – erst 1997 veröffentlicht
wurde. Walton teilte dem Journalisten und Agenten Georgi Bolschakow, der Robert
Kennedy in Washington oft getroffen und als Kurier des geheimen Briefwechsels
gedient hatte, die Einstellung der Familie zu diesem Attentat mit. Durch Walton
und Bolschakow ließen die Kennedys den russischen Partei- und Regierungschef
wissen, dass sie »trotz Oswalds Verbindungen zur kommunistischen Welt« nicht
daran glaubten, dass die Sowjets damit etwas zu tun hätten, sondern dass ihrer
Überzeugung nach »eine große politische Verschwörung hinter Oswalds Gewehr
steckte«. Der Präsident sei »von heimischen Gegnern getötet« und »das Opfer
einer Verschwörung des rechten Flügels« geworden. Walton fügte hinzu, dass der
Nachfolger Johnson »nicht in der Lage sei, Kennedys unbeendete Vorhaben zu
verwirklichen«, der neue Präsident sei »zu eng verbunden mit Big Business und
würde viele weitere ihrer Vertreter in seine Regierung holen«. Dass dies »zu
einer Abkühlung des amerikanischrussischen Verhältnisses« führe, müsse
Chruschtschow verstehen, jedoch, so ist Waltons Konversation in den
sowjetischen Archiven festgehalten, würde Johnsons Regentschaft »nicht für
immer dauern« und der für den Senat kandidierende RFK würde dann in einen Wahlkampf
um die Präsidentschaft einsteigen, denn nur er »könne John F. Kennedys Vision
erfüllen«. 31 Als Robert Kennedy nach
seinem Sieg in den kalifornischen Vorwahlen 1968 so weit war, schlugen die
Mörder erneut zu.
Der Mord an John F. Kennedy war ein
Staatsverbrechen gegen die Demokratie: Hochverrat – und dieser Verrat hat die
amerikanische Demokratie schwer beschädigt. Was einer der größten Staatsmänner
der Geschichte, Marcus Tullius Cicero, im Jahr 58 vor unserer Zeitrechnung
sagte, erweist sich auch noch 2000 Jahre später als zutreffend: »Eine Nation
kann ihre Dummköpfe und sogar ihre Ehrgeizigen überleben, aber nicht Verrat von
innen.« Die Verräter nach fünf Jahrzehnten zur Verantwortung zu ziehen kann
nicht mehr gelingen, nur wenige dürften noch am Leben sein. Dennoch gilt es,
weiterhin für die Aufklärung dieser Verbrechen zu streiten, die Freigabe immer
noch gesperrter Akten der Geheimdienste zu fordern und weiteres Licht in die
noch immer dunklen Bereiche dieses Kapitels der Zeitgeschichte zu
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