JFK -Staatsstreich in Amerika
Kohleaktien und
machte in neun Monaten einen Profit von 675 000 Dollar (in heutiger Kaufkraft
etwa 5 Millionen). Seine Brokerfirma unterhielt verschiedene Aktienpools (heute
würde man sie Hedgefonds nennen), mit denen er durch gegenseitige Käufe und
Verkäufe Aktienkurse nahezu nach Belieben manipulieren konnte – was zwar
unethisch, aber nicht illegal war und daher für den vor Ehrgeiz und
Aufstiegswillen strotzenden Banker völlig in Ordnung. Als Präsident Franklin D.
Roosevelt 1934 Kopfschütteln und Erstaunen erntete, dass er ausgerechnet Joe
Kennedy als Leiter der zur Regulierung der Finanzmärkte gegründeten
Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) einsetzte, soll er lachend
mit der Weisheit geantwortet haben: »Man braucht eben einen Dieb, um Diebe zu
fangen.« Zu dieser Zeit hatte es der »Meisterdieb« Joe Kennedy schon in die Top
Ten der reichsten Amerikaner gebracht, wozu neben klugen Investitionen in den
Immobiliensektor und in die aufstrebende Filmindustrie Hollywoods vor allem das
Alkoholgeschäft während der Prohibitionszeit beitrug. Das war zwar ab 1920
illegal, aber für den Spross einer Familie von Kneipiers und Schnapshändlern
natürlich ebenfalls alles andere als unethisch – und zudem hochprofitabel. Sein
Biograph Ronald Kessler schreibt:
»Joe bestellte die Spirituosen bei
Brennereien in Übersee und belieferte die Syndikate des organisierten
Verbrechens an der Küste. Frank Costello sollte später sagen, dass Joe auf ihn zugekommen
wäre, um ihn um Hilfe beim Schmuggel zu bitten. Joe hätte den Schnaps an
sogenannten Rum-Rows entladen – Übergabepunkte, an denen die Polizei bestochen
war –, und Costello hätte dann übernommen. Costello war verbunden mit Männern
wie Meyer Lansky, Joe Adonis, Louis ›Lepke‹ Buchalter…und Charles ›Lucky‹
Luciano. Sie verteilten den Schnaps, bestimmten die Preise und schmierten
Polizei und Politiker.« 10
Offiziell und aktenkundig sind Joe
Kennedys Aktivitäten als Alkoholschmuggler nie geworden, doch sein Vermögen
wuchs in dieser Zeit in rasendem Tempo, obwohl er die Brokerfirma Hayden, Stone
& Co. 1922 verlassen hatte und keinem augenscheinlichen Job nachging.
Insofern ist dem damaligen »Premierminister« der Mafia, Frank Costello, zu
trauen, der die Geschichte noch zehn Tage vor seinem Tod 1973 seinem Biographen
Peter Maas erzählte: »Frank sagte, dass er Kennedy reich gemacht habe.« Auch
andere involvierte Mafiabosse wie Giuseppe Bonanno alias Joe Bananas haben das
bestätigt. Joe Kennedy selbst verwies, wenn er später darauf angesprochen
wurde, stets auf eine Lizenz zum Import von »medizinischem« Alkohol, über die
er während der Prohibitionszeit verfügt habe – was durchaus der Wahrheit
entspricht, seinen fabelhaften Vermögenszuwachs in den 20er Jahren aber
keineswegs erklären kann. Bei Aufhebung der Prohibition 1931 war seine Firma
Somerset Importers dann freilich die Einzige, die sofort große Mengen
Scotch-Whisky liefern konnte, weil Joe seine Lagerhäuser auf dem »Medizin«-Ticket
gefüllt hatte. Das Unternehmen wurde in Folge mit einem Monopol für die
beliebtesten Whisky-Marken zum größten Scotch-Importeur der USA. Die regionalen
Repräsentanten von Somerset etwa in Florida oder in Chicago aber waren nach wie
vor alte Kameraden aus dem Mafiamilieu, und als sich Joe Kennedy 1946
entschloss, aus dem Alkoholgeschäft auszusteigen, verkaufte er Somerset an
Abner »Longy« Zwillman und Joe Reinfeld, zwei Kumpane von Meyer Lansky und
Bosse der Kosher Nostra. Als Grund für den Ausstieg Kennedys aus der Branche,
die seinen Vater und vor allem ihn selbst reich gemacht hatte, führt der
Biograph Richard J. Whalen die Peinlichkeit an, die der Handel mit Whisky mit
sich brachte und den »würdevollen Eindruck« störte, den Kennedy in der Öffentlichkeit
hinterlassen wollte. 11 1946 sollte nämlich sein 29-jähriger Sohn John Fitzgerald, genannt Jack,
erstmals für den Kongress kandidieren, als ersten Schritt auf das Ziel Weißes
Haus – ein Ziel, dessen Erreichen Vater Joe trotz bester finanzieller
Voraussetzungen und hervorragender Beziehungen selbst verpatzt hatte.
Nachdem er Präsident Roosevelt mit
viel Geld im Wahlkampf unterstützt und als Leiter der Börsenaufsicht und später
der Marinekommission erfolgreich gedient hatte, ernannte der ihn 1938 zum
Botschafter in England – und war schon bald darauf entsetzt. Denn Joe kuschelte
mit den Nazis und mit Hitler und riet dringend davon ab, Deutschland
Weitere Kostenlose Bücher